DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-02-2024 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 20.02.2024 um 10.30 UTC



Am Freitag anfangs noch stürmisch, sonst wechselhaft, aber deutlich ruhiger mit
leichtem Frost nachts und anhaltender Milde tags.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 27.02.2024


Die Mittelfrist startet am Freitag mit einem kleinräumigen und kräftigen
Bodentief über der Nordsee, das zu einem Tiefkomplex zwischen Island, Norwegen
und Schottland gehört. Im Tagesverlauf zieht das Tief nordwärts. Anfangs sorgt
der Druckgradient vor allem in den westlichen und nördlichen Landesteilen noch
für stürmischen Süd- bis Südwestwind, durch den Tiefabzug lässt der Wind aber
rasch nach. Die zum Tief gehörige Front überquert Deutschland bereits in der
Nacht mit dichten Wolken und Regen sowie oberhalb von 800 bis 1000 m Schneefall
und zieht am frühen Freitagmorgen ostwärts raus. Dahinter strömt kältere Luft
ein, in 850 hPa liegen am Tag zeitweise -1 bis -4 Grad über uns. In den
Hochlagen der Berge sorgt der nächtliche Schneefall teils für Glätte. In den
Alpen kann sich mit bis zum Abend andauendem Schneefall eine geschlossene
Schneedecke bilden. Mengen um 10 cm in 12 Stunden sind gering wahrscheinlich.
Der zum Tiefdruckkomplex gehörende Trog reicht von Schottland bis zu den
Pyrenäen und wird vom Jet umrahmt. Die Trogachse bleibt westlich von uns liegen.
Aus Süden wird leidlich feuchte Luft zu uns gelenkt, die vor allem in der
Westhälfte zu Schauern neigt. Die kältere Luft sorgt in der Nacht gebietsweise
für leichten Frost.

In der Nacht zum Samstag entwickelt sich auf der Alpennordseite ein Leetief, das
über Tschechien und Polen nordwärts zieht und bereits Samstagnachmittag das
Baltikum erreicht. Es führt feuchte Luft in die östlichsten Landesteile, die
aber im Tagesverlauf rasch abtrocknet. Von Westen her rückt der Trog näher, der
sich nun auch am Boden manifestiert. Die Achse verschiebt sich voraussichtlich
in der Nacht zum Sonntag in die Westhälfte Deutschlands. Es wird weiterhin
leidlich feuchte Luft zu uns gelenkt. Für einzelne Schauer reicht es, in der
Fläche sind die Erträge aber gering. Die Temperatur in 850 hPa bleibt leicht
unter 0 Grad, tagsüber werden kaum noch 10 Grad erreicht, in der Nacht gibt es
gebietsweise leichten Frost. In 500 hPa fließt etwas kältere Luft ein und vor
allem in der Westhälfte sind Schauer möglich.

Am Sonntag nähert sich vom Atlantik ein Tief, das im Tagesverlauf in den bis
nach Frankreich reichenden Bodentrog eindringt und diesen quasi aufsaugt. Die
Achse des Höhentroges über uns wird zunehmend flacher und es bildet sich ein
zweiter Trog, dessen Achse sich von Norwegen bis nach Cornwall erstreckt. Aus
diesem löst sich am Abend ein nicht sonderlich stark ausgeprägtes Höhentief.
Bodenhoch und Höhenei verlagern sich nach Südwestfrankreich. Auf der Vorderseite
des Tiefs wird etwas mildere Luft zu uns gelenkt. In den Westen und Südwesten
fließt vorübergehend etwas feuchtere Luft. Über Süditalien entsteht am
Sonntagabend ein Tief, das feuchte Luft zum Balkan lenkt. Es verlagert sich in
der Nacht zum Montag Richtung Griechenland und etabliert ganz langsam eine
Tiefdruckrinne über Osteuropa. Zwischen dieser und dem Tief über Südwesteuropa
gelangen wir unter leichten Zwischenhocheinfluss.

Am Montagmorgen liegt eine Trogachse ausgehend von Nordskandinavien über der
Nordsee und Westfrankreich und reicht bis nach Nordspanien. Das Bodentief nimmt
fast gesamt Südwesteuropa ein und verlagert sich tagsüber langsam
süd-südostwärts. Ausgehend von einem Hochdruckgebiet über dem Atlantik breitet
sich langsam hoher Luftdruck in Richtung Skandinavien aus. Bis zum Abend sind
weite Teile Norwegens und Schwedens vom Hochdruck eingenommen. Zwischen Hoch und
Tief fließen bei uns 0 bis +2 Grad in 850 hPa in die Südhälfte, in der
Nordhälfte bleiben 0 bis -2 Grad liegen. Daraus resultieren tagsüber meist 8
Grad, in der Nacht ist gebietsweise leichter Frost wahrscheinlich. Die Luft über
uns ist weiterhin leidlich feucht, nach Westen und Südwesten hin sind Schauer am
wahrscheinlichsten. In der Tiefdruckrinne östlich von uns manifestiert sich eine
Luftmassengrenze, die von den griechischen Inseln über den Balkan und Polen bis
ins Baltikum und nach Westrussland reicht. Sie bleibt dort aber quasi stationär
liegen und hat kaum Tendenz zu Verlagerung. Das Tief über Südwesteuropa hingegen
erreicht in der Nacht zum Dienstag Nordafrika. Das Bodentief über den
griechischen Inseln verlagert sich ins östliche Mittelmeer.

Am Dienstag erreicht uns von Norden her hoher Luftdruck. In der Tiefdruckrinne
östlich von uns scheint sich ein abgeschlossenes Tief zu entwickeln, das für
eine leichte westwärtige Verlagerung der feuchten Luft sorgt. Vermutlich werden
aber allenfalls die äußersten südöstlichen Regionen davon erfasst. Sonst
dominiert Hochdruck. In der Höhe strömt wieder etwas kältere Luft ins Land. Bis
zum Abend liegt die Temperatur in 850 hPa wieder überall unter 0. In der Nacht
"droht" verbreitet leichter Frost.

Ein Tiefdruckgebiet bei Island verlagert sich am Dienstag westwärts. Seine
Frontalzone erreicht uns voraussichtlich am Mittwochmorgen von Nordwesten her
und schwenkt tagsüber langsam ostwärts über uns hinweg. Der Höhentrog ist zwar
stark amplifiziert (reicht bis Norditalien), aber nicht stark ausgeprägt (-25
Grad in 500 hPa und -4 Grad in 850 hPa). Am Donnerstag verlassen uns sowohl
Bodentrog als auch Höhentrog frühzeitig ostwärts und die Strömung wird
vorübergehend antizyklonal. Über Westeuropa steht aber bereits ein weiterer
Höhentrog samt Tiefdruckgebiet am Boden bereit. Die Warmfront erfasst die
westlichen Gebiete Deutschlands voraussichtlich schon am Donnerstagabend. Die
Kaltfront folgt in der Nacht zum Freitag.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Zu Beginn der Mittelfrist ist der aktuelle IFS-Lauf bemerkenswert ähnlich den
Vorläufen. Ab Sonntag ergeben sich Unterschiede in der Berechnung des
Tiefdruckgebietes über Westeuropa. In jedem Lauf wird das Tief etwas schwächer
gerechnet, entsprechend geringer ist der Einfluss auf deutsches Wetter. Auch das
Tief über dem Balkan reicht im aktuellen Lauf nicht mehr nach Deutschland. Dafür
kommt zur Mitte nächster Woche eine Front von Westen nun deutlich früher rein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Vergleich mit anderen Modellen ergibt ein ähnliches Bild: bis Sonntag
Einigkeit. Dann variiert die Lage der Tiefs über West- (GFS, IFS) bzw. Südeuropa
(ICON). Entsprechend unterschiedlich gestaltet sich die Temperaturverteilung,
wobei ICON deutlich milder ist. Auch die Niederschlagsverteilung unterliegt in
der neuen Woche größeren Unterschieden und somit Unsicherheiten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse ergibt für den ersten Zeitschritt vier Lösungen mit Schwenk
von NAO+ zu NAO-. In allen Lösungen liegen wir trogvorderseitig mit marginalen
Unterschieden.
Zeitschritt zwei (ab Sonntag) liefert drei Lösung mit allen Wetterregimes (außer
Blocking), wobei am Sonntag noch recht wenige Unterschiede zu finden sind. Ab
Montag scheint alles möglich. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster eins mit
24 Membern: Montag Trog, Dienstag dann Hochdruckeinfluss, fast antizyklonale
Strömung. Cluster zwei (15 Member) lässt den Trog am Montag bis nach Sizilien
ausgreifen und am Dienstag noch über Norddeutschland liegen. Der
Hochdruckeinfluss wird hier negiert. Cluster drei (12 Member) ist Cluster 1
ähnlich. Allerdings zieht das Tief hier nicht über Südwesteuropa, sondern über
Frankreich und die Alpen.
Die erweiterte Mittelfrist (ab Mittwoch) liefert nur zwei Lösungen. Wobei
Cluster eins (26 Member) an einem Trog über Deutschland und einem blockierenden
Hoch über Russland festhält, während Cluster zwei (25 Member) anfangs eine
Hochdruckbrücke über Mitteleuropa sieht, für Freitag aber einen Trog westlich
von Deutschland prognostiziert. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster zwei.

Nicht verwunderlich sind die Rauchfahnen. Sowohl Temperatur als auch
Geopotential vollführen einen kontinuierlichen Abfall bis Freitag. Dann steigen
beide leicht wieder an, wobei zu Beginn der neuen Woche ein "Höhepunkt" erreicht
wird. Nachfolgend gibt wieder einen leichten Rückgang. Bis Sonntag ist der
Spread klein. Dann geht er auf, wobei sich der Hauptlauf anfangs noch mittig
einfügt. Ab Mittwoch ist sowohl bei der 850 hPa Temperatur als auch beim
Geopotential "Luft nach oben", da liegt HRES jeweils im unteren
Ensemble-Drittel. Vielleicht ist also die heutige Hochdrucklösung mit kühler
Luft aus Norden morgen schon wieder passé.

Bei den GFS-Ensembles ergibt sich ein ähnlicher Verlauf und bis Sonntag
ebenfalls nur ein geringer Spread. Anschließend geht auch dieser auf. Der
Kontrolllauf liegt bei der 850 hPa Temperatur allerdings im oberen Drittel,
während der Hauptlauf eher mittig oder im unteren Drittel mitschwimmt. Sehr
auffällig ist ein deutlich positiver Ausriss des Hauptlaufes bei der Temperatur
Anfang März. Beim Druck ist der Anstieg ab Freitag ebenfalls kontinuierlich,
wobei für die ersten Märztage hoher Luftdruck prognostiziert wird, mit
Kontrolllauf am oberen Ende der Ensembles und Hauptlauf im oberen Drittel.

Beim ICON liegt der Hauptlauf 0 UTC bis Samstag in der Temperatur am oberen
Ende, dann mittig und ab Montag wieder am oberen Ende der Ensembles. Insgesamt
erscheint ICON also zu mild. Im Gegensatz zum IFS ist hier "Luft nach unten".

Die Niederschlagsensembles haben in allen Modellen in der Mittelfrist nur
geringe Ausschläge.

Fest steht, dass die ungewöhnliche Milde in der Mittelfrist ein Ende findet.
Allerdings ist in keinem Modell ein Wintereinbruch zu sehen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Nach dem stürmischen Start am Freitagmorgen ist in der weiteren Mittelfrist kein
markantes Wetter zu erwarten.

Die Temperatur "normalisiert" sich, sodass die Signale für ungewöhnliche Milde
oder Wärme im EFI geringer werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, MOS-EZ
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn