DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-02-2024 08:30
SXEU31 DWAV 190800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.02.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: NWz

Mild bis sehr mild und zeitweise wechselhaft. Allgäuer Alpen in der Nacht zum
Dienstag kräftiger Schneefall. Zum Ende der Kurzfrist immer windiger, Bergland
Sturm.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... starten wir in eine milde und wechselhafte Woche.

Ein umfangreicher Keil erstreckt sich heute Mittag von den Azoren bis nach
Westeuropa, wobei an dessen östlicher Flanke mehrere Tröge südostwärts über
Deutschland geführt werden. Der erste ist aktuell bereits im Begriff den Osten
Deutschlands in Richtung Polen zu verlassen, die nächste Passage erfolgt in der
Nacht zum Dienstag und Dienstag tagsüber von Nordwest, bevor in der Nacht zum
Mittwoch ein dritter Trog Norddeutschland auf seinem Weg über Dänemark nach
Südschweden streift. Zum Mittwoch wird der Keil im Zuge raschen
Druck-/Geopotenzialfalls vor Irland in Richtung Mittelmeer gedrückt und mit den
Eigenschaften "zyklonal geprägt, starke WLA, diffluent und leicht divergent"
dauert auch an diesem Tag die milde und wechselhafte westlich geprägte Strömung
weiter an.

Heute Vormittag wird der erste Trog inkl. Bodentrog inklusive einer
teilokkludierten Kaltfront zügig nach Osten geführt. Somit regnet es besonders
zwischen Vorpommern und Erzgebirge sowie südlich der Donau bis zur Mittagszeit
wiederholt, im Stau der Alpen zeitweise auch kräftig dank konvektiver
Verstärkung (geringen MUCAPE Werten). Ansonsten sorgt postfrontale Subsidenz und
vorübergehende KLA für eine durchgreifende Wetterberuhigung. Zwar bleibt es
meist wolkenverhangen, doch es entwickeln sich nur einzelne Schauer, meist im
Umfeld der Orografie.

Ab der Mittagszeit allerdings nähert sich von Nordwesten bereits Trog Nummer 2
mit einer eingebetteten Okklusion. Die Folge davon ist, dass sich die Bewölkung
von Nordwesten wieder rasch verdichtet und in der Folge setzt verbreitet
leichter bis mäßiger und skaliger Regen ein. Im Stau des Erzgebirges und der
Alpen regnet es ebenfalls bis in den Abend weiter und auch sonst musst neben
längeren trockenen Abschnitten mit einzelnen Schauern gerechnet werden (Bodensee
- Frankenwald - Berlin - Rügen). Die 12-std. Niederschlagsmengen fallen mit
wenigen l/qm meist überschaubar aus, nur am Alpenrand sowie im oberen Erzgebirge
kann es sich auf 10 bis 15 l/qm aufsummieren.

Der WNW-liche Wind bleibt im Osten dank postfrontalem 30-iger Anstiegs recht
lebhaft mit im IDS-EPS gut hinterlegten Wahrscheinlichkeiten für Bft 7 Böen
(85-100%)sowie geringen Wahrscheinlichkeiten für Bft 8 Böen von der Leipziger
Tieflandsbucht bis in die Lausitz. Im Erzgebirge treten natürlich durchweg
markante Böen auf (Bft 9, exponiert Bft 10). Der Wind schwächt sich zum
Nachmittag im Tiefland rasch unter die Warnschwelle ab (ggf. mit früherem
Aufheben der Windwarnungen von Westen), während es besonders exponiert im
Bergland bis zum Abend für markante Böen Bft 8 bis 9 reicht. Sonst kommt der
Wind frisch bis stark aus westlicher Richtung mit markanten Böen Bft 8 bis 9 auf
exponierten Alpengipfeln und im oberen Bayerischen Wald.

Die Höchstwerte liegen weiterhin auf einem sehr hohen Niveau und erreichen im
Nordosten 7 bis 11 Grad und sonst 9 bis 15 Grad, mit den höchsten Werten am
Oberrhein.

In der Nacht zum Dienstag wird die Okklusion mit alle ihrer Feuchte südwärts
über Deutschland geführt und löst am Alpenrand eine mäßige Staulage aus. Die
Schneefallgrenze sinkt dabei im Staubereich von anfänglich rund 1400 m auf 900 m
ab. Meist fällt rund 5 bis 10 l/qm Niederschlag im Staubereich der Alpen, was
für Lagen oberhalb von 1000 m wohl eine gelbe Schneefallwarnung nach sich zieht
(dank der insgesamt nur mäßig kalten Bedingung wohl mehr oder weniger eine 1:1
Umrechnung). Etwas anders sieht es in den Allgäuer Alpen aus, wo besonders die
Modelle anspringen, die die Orografie besser auflösen und 12-std.
Niederschlagsmengen von 20 bis 35 l/qm zeigen. Dies würde besonders oberhalb von
1300 bis 1500 m 15 bis 25 cm Neuschnee bedeuten, lokal vielleicht auch noch
mehr. Ansonsten fallen nur wenige l/qm, im Schwarzwald 5 bis 10 l/qm und
vielleicht reicht es im oberen Bayerischen Wald ausgangs der Nacht ebenfalls für
den einen oder anderen Zentimeter Neuschnee.

Der westliche bis nordwestliche Wind spielt im Tiefland warntechnisch keine
Rolle und weht im Bergland stark böig, exponiert auch markant (Bft 8 bis 9).

Die Tiefstwerte liegen zwischen 7 und 4 Grad, im Bergland zwischen +2 und -2
Grad.


Dienstag... überwiegt der antizyklonale Einfluss in der Höhe, allerdings
weiterhin im Zustrom feuchter Nordseeluft dank einer weiterhin westlichen
Grundströmung.
Die Niederschläge der Nacht verlagern sich bis zum Mittag rasch nach Osten,
sodass es zur Mittagszeit nur noch zwischen Oderbruch und Erzgebirge sowie am
Bayerischen Wald und im Stau der Alpen etwas regnet, oberhalb von 900 m schneit
es noch geringfügig. Zum Nachmittag trocknet es auch hier ab. Ansonsten verläuft
der Tag deutschlandweit zunächst stark bewölkt und trocken, zum Nachmittag reißt
die Wolkendecke im Südwesten stärker auf und die Sonne kann sich hier noch etwas
zeigen. Im Norden passiert eine schwache Konfluenz (1-3 km AGL am stärksten
ausgeprägt mit einer Erwärmung der Luftmasse in 800 hPa um 3-4K) und bringt dort
vorübergehend etwas Regen mit Mengen von meist unter 1 l/qm. Sonst bleibt es
trocken.

Einer Platzierung unter der Keilachse in der Höhe bringt windschwache
Verhältnisse mit mäßigem bis frischem Westwind im Süden und frischem bis starkem
Wind im Norden. Nur im Umfeld der Deutschen Bucht treten Windböen (Bft 7) aus
Südwest auf mit weiterhin markanten Böen Bft 8 bis 9 im exponierten Bergland
(Brocken, Fichtelberg, Alpengipfel).

Die Höchstwerte liegen bei sehr milden 9 bis 14 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch passiert Trog Nummer 3 Norddeutschland ostwärts, wobei
dieser wohl am ehesten durch ein Auffrischen des Windes auffällt. Über der
Deutschen Bucht und Schleswig-Holstein treten wiederholt Böen Bft 7 aus Südwest,
später West auf, exponiert auch mit einzelnen 8er Böen, die im ID2-EPS jedoch
nur marginal hinterlegt sind. Auch im Bergland weht ein böiger Südwestwind mit
schweren Sturmböen auf dem Brocken. Sonst verbleibt der westliche bis
südwestliche Wind allgemein unter jeglicher Warnschwelle.

Im Norden bis zur Mitte verläuft die Nacht wolkenverhangen und es regnet
zeitweise etwas mit 12-std. Mengen von 1 bis 5 l/qm. Der Niederschlag steht in
Verbindung mit einer Warm- und Kaltfrontpassage (ggf. bereits okkludierend),
wobei sich die Kaltfront im Verlauf der Nacht zunehmen strömungsparallel über
die nördliche Mitte Deutschlands legt. Postfrontal der Kaltfront endet der
Niederschlag von Nordwesten und die Bewölkung reißt etwas auf. Südlich des Mains
hingegen erwartet uns eine ruhige, teilweise auch klare Nacht mit einem
entsprechenden Gradienten bei den Minima: 9 bis 6 Grad nördlich der zentralen
Mittelgebirge und 5 bis 1 Grad im Süden. Im Bergland kühlt es auf +2 bis -2 Grad
ab.


Mittwoch... dominiert eine westliche Strömung, zunächst mit einem eher
antizyklonalen, später zunehmend zyklonalen touch. Die über der nördlichen Mitte
liegende Kaltfront fällt besonders durch starke Bewölkung und etwas Getröpfel
auf, bevor sie sich im Tagesverlauf unter Auflösungstendenzen nach Nordosten
verabschiedet. Somit kann es im Norden wenigstens zum Abend kurz mal etwas
auflockern.
Im Westen beginnt der Tag ebenfalls wolkenverhangen und zur Mittagszeit kann
vielleicht mal kurz die Sonne durch die Wolken blinzeln, doch bereits zum Mittag
verdichtet sich die Bewölkung erneut (Warmfrontaufzug) und zum späten Nachmittag
beginnt es von Benelux her zu regnen.
Südlich des Mains hingegen erwartet uns ein freundlicher Mittwoch, besonders am
Vormittag auch teils mit längeren sonnigen Abschnitten. Hier bleibt es bis zum
Abend trocken.

Die Höchstwerte legen wieder zu und deutschlandweit wird es mit 10 bis 15 Grad
mal wieder sehr mild.

Der Wind frischt in bei Südwest anfälligen Lagen im Tagesverlauf stark böig auf,
was u.a. auch das Saarland, die Eifel und den Niederrhein betrifft. Im
exponierten Bergland weht der Südwestwind stürmisch mit teils schweren Sturmböen
auf dem Brocken. Im Tiefland kommt der Südwestwind frisch bis stark daher und
verbleibt unter der Warnschwelle.

Die Nacht zum Donnerstag über erfolgt dann eine erste Warmfrontpassage von West
nach Ost, die anhaltenden skaligen Regen bringt. Nach Mitternacht erfolgt
innerhalb dieses Warmsektors (T850 hPa Werten von 0 bis +3 Grad und PW Werte um
15mm) ein zweiter Vorstoß warmer Luftmassen aus Südwest, nur allerdings mit
einer modifizierten subtropischen Luftmasse. Hier erklimmen die PW Werte für die
Jahreszeit ungewöhnliche Höhen mit 20 bis 25 mm (ganz im Westen) und stellen die
Spitze eines Atmosphärenflusses dar, der im EFI "Feuchtefluss" weite Bereiche
Westeuropas in dunkles rot taucht (SOT über +1). Bei solchen Werten sind wir für
den Monat nahe dran am Rekord.
Der Niederschlag der ersten Warmfront erfasst im Verlauf der 2. Nachthälfte auch
die Oder und den Bayerischen Wald, während sich der Regen nach Mitternacht im
Westen im Zuge der nächsten Front weiter verstärkt. 12-std. Mengen verbleiben
meist im Bereich von 4 bis 8 l/qm, in Staulagen der westlichen zentralen
Mittelgebirge bei 10 bis 15 l/qm. ICON ist das einzige Modelle, dass in Richtung
Siegerland 20 bis 30 l/qm Niederschlag zeigt - bei der Luftmasse nicht ganz
abwägig und wird dort auch in allen Ensembleverfahren mit geringen
Wahrscheinlichkeiten für markanten Dauerregen hinterlegt.

Mit Passage der ersten Warmfront frischt der Südwestwind in 850 hPa bereits
stark auf mit 40 bis 45kt, sodass besonders im Bergland markante Böen Bft 8 bis
9 auftreten, auf dem Brocken auch orkanartige Böen (Bft 11). Mit Passage der 2.
Warmfront legt der Südwestwind in 850 hPa besonders zwischen Niederrhein und
Pfalz auf 50 bis 60 kt zu mit einem Bodendruckgradienten von über 10 hPa in
diesem Bereich, sodass dort im Verlauf der 2. Nachthälfte mit einem stark böig
auffrischenden Südwestwind zu rechnen ist, der im Saarland wiederholt auch Bft 8
Stärke erreicht. Im Hochschwarzwald dreht der Wind ebenfalls auf mit Bft 10,
exponiert mit Böen der Stärke Bft 12. Zudem muss im gesamten Bereich der
zentralen Mittelgebirge in bei Südwest anfälligen Lagen bis ins Tiefland mit Bft
7 Böen gerechnet werden, während der Südwestwind besonders im gesamten Osten
noch meist mäßig bis frisch daherkommt. Der Auftakt für einen stürmischen
Donnerstag.

Die Tiefstwerte liegen zwischen 9 und 5 Grad, in Richtung Niederbayern um 3
Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Numerik hat die Entwicklung während der Kurzfrist sehr gut im Griff. Es
kommt zu keinen signifikanten Diskrepanzen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy