DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-02-2024 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 15.02.2024 um 10.30 UTC



Weiterhin unbeständig und recht mild, aber kaum signifikante
Wettererscheinungen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 22.02.2024


Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums befindet sich noch ein Rücken über
Mitteleuropa. Im Bodendruckfeld macht sich dies durch eine ausgedehnte
Hochdruckzone bemerkbar, die sich von Skandinavien über das östliche
Mitteleuropa südwestwärts über die Iberische Halbinsel bis hinaus auf den
Atlantik erstreckt. Im Tagesverlauf überquert die Rückenachse jedoch Deutschland
von West nach Ost, sodass wir zunehmend auf die Vorderseite eines Trogs
gelangen, dessen Achse bis zum Abend die Nordsee und den Ärmelkanal erreicht.
Darin eingelagert ist auch ein Frontensystem eines Tiefs bei den Färöern, das am
Abend von Nordwesten her mit Regenfällen auf Deutschland übergreift. Zuvor ist
es noch trocken und mild, wenn auch nicht mehr so ungewöhnlich mild wie die Tage
zuvor.

In der Nacht zum Montag und am Montag schwenkt der erwähnte Kurzwellentrog über
Deutschland hinweg und dabei bildet sich ein Tief, das über Dänemark nach
Nordpolen zieht. Damit kommt die Front rasch ostwärts voran, sodass die
Niederschläge bis Montagmorgen die gesamte Südosthälfte erfassen und es von
Nordwesten her bereits wieder abtrocknet. Die Regenpause ist aber nicht von
Dauer, denn es rückt uns schon der nächste Kurzwellentrog auf die Pelle, auf
dessen Vorderseite wir am Abend gelangen. Damit kommen von Westen her
schauerartige Niederschläge auf. Bei 850hPa-Temperaturen um -2 Grad handelt es
sich um erwärmte Meeresluft, bei der zwar keine Frühlingsgefühle mehr aufkommen,
man aber dennoch weit weg von winterlichem Wetter ist.

Am Dienstag trogt der Kurzwellentrog westlich von uns weiter aus und tropft
letztendlich über dem Mittelmeer ab, wodurch sich dort auch ein Tief am Boden
entwickelt. Nördlich dieses Tiefs schiebt sich ein Rücken Richtung Mitteleuropa,
verbunden mit einem Azorenhochableger, der sich wettertechnisch bei uns aber
noch nicht so ganz entfalten kann und es auch weiterhin unbeständig bleibt. An
den Temperaturen ändert sich wenig.

Am Mittwoch wird der Hochableger bereits wieder südostwärts abgedrängt. Damit
gelangen wir in eine westsüdwestliche Strömung, mit der wieder geringfügig
mildere Luftmassen zu uns gelangen. Dabei liegt der Süden unter antizyklonalem
Einfluss und es scheint dort häufiger die Sonne, während der Norden zyklonaler
geprägt ist, was sich mit kompakten Wolken sowie etwas Regen bemerkbar macht.

Am Donnerstag findet über dem Atlantik eine markante und sehr rasche Austrogung
nach Süden statt. Dieser Langwellentrog erstreckt sich mit seiner Achse am Abend
etwa von Island über Irland bis zur Biskaya. Damit gelangen wir vorübergehend in
eine südwestliche Strömung, mit der ein Schwall sehr milder Luft nach
Mitteleuropa gelangt. Darin sind aber auch wieder Frontensysteme eingelagert,
sodass sich das milde und unbeständige Wetter fortsetzt, wenngleich es für
Details noch zu früh ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Zu Beginn der Mittelfrist kann die Konsistenz als gut eingestuft werden. Erste
Unsicherheiten gibt es beim Abtropfvorgang des Kurzwellentrogs am Dienstag über
Westeuropa und dem Mittelmeer, die sich dann am Mittwoch fortsetzen. Die
Lage/Verlagerung und Intensität wird von den Modellläufen noch unterschiedlich
simuliert. Die Austrogung zum Ende der Mittelfrist haben wieder alle Läufe auf
dem Programm, allerdings naturgemäß noch mit Unterschieden im zeitlichen Ablauf
und der Intensität.

FAZIT:
Trotz der beschrieben Unterschiede scheint der Fahrplan halbwegs klar zu sein.
Eine generelle Umstellung der Wetterlage ist in der Mittelfrist nicht zu
erwarten. Die eher milde (wenn auch nicht mehr ganz so milde) und unbeständige
Wetterlage setzt sich somit fort.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch der Vergleich der anderen Globalmodelle zeigt zu Beginn eine gute
Konsistenz, wenngleich die Front bei ICON, GFS und UK10 etwas früher reinkommt
als beim IFS. Unterschiede stellen sich erst ab dem Abtropfvorgang am Dienstag
und bei der Austrogung am Donnerstag ein. Aber keines der gängigen Globalmodelle
schlägt grundlegend andere Wege ein, sodass eine generelle Umstellung der
Großwetterlage im mittelfristigen Zeitraum unwahrscheinlich ist.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen zeigen, dass ausgehend vom aktuell ungewöhnlich mildem Niveau
die 850hPa-Temperaturen wieder etwas zurückgehen, das Ensemblemittel aber auch
weiterhin fast durchgängig über dem langjährigen Mittel bleibt. Erst zum Ende
der Mittelfrist und in der erweiterten Mittelfrist pendelt sich das
Ensemblemittel um das langjährige Mittel ein, wenngleich mit einem sehr großen
Spread.
Bei den Niederschlägen gibt es fast durchgängig Ausschläge, was zeigt, dass sich
die unbeständige Wetterlage fortsetzt.

Bei den Clusteranalysen werden die Member im Zeitraum t_120h-168h in 5 Cluster
eingeteilt, wobei sich der Hauptlauf im größten Cluster 1 (16 Member) befindet.
Alle Cluster zeigen das Regime einer positiven NAO.

In der erweiterten Mittelfrist (t_192h-240h) werden sogar 6 Cluster angeboten,
wobei sich in den meisten Clustern die positive NAO fortsetzt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Markante Wettererscheinungen sind im mittelfristigen Zeitraum kaum zu erwarten.
Wind bzw. Sturm ist kein größeres Thema. Schneefälle fallen höchstens in
Kammlagen der Mittelgebirge bzw. in höheren Lagen der Alpen. Auch wenn es im
mittelfristige Zeitraum wiederholt zu Niederschlägen kommt, werden Warnschwellen
voraussichtlich nicht erreicht. Lediglich am Alpenrand - und dort insbesondere
im Oberallgäu - können am Montag staubedingt etwas größere Regensummen
zusammenkommen, sodass dort in berüchtigten Staulagen auch mal die Warnschwellen
gerissen werden könnten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dr. rer. nat, Markus Übel