DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-02-2024 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 13.02.2024 um 10.30 UTC



Wiederholt Regen, im höheren Bergland Schnee. Überwiegend mild, anfangs sehr
mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 20.02.2024


Aufgrund einer relativ schlechten Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe
sind genaue Aussagen über den Wetterablauf schwierig bzw. unsicher. Auf Grund
der Tatsache, dass aber andere Globalmodelle wie ICON und GFS zumindest bis
einschließlich Sonntag recht große Ähnlichkeiten zum aktuellen IFS-Modelllauf
zeigen und der aktuelle, deterministische IFS-Lauf sich zudem ganz gut im
Ensemblemittel bewegt und wird das IFS daher nachfolgend als Basis zur
Beschreibung der Wetterlage verwendet.

Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag liegt Deutschland zunächst vorderseitig
eines Troges über Westeuropa in einer südlichen bis südwestlichen Strömung, in
der sehr milde Luftmassen herangeführt werden. Die Temperatur in 850 hPa liegen
dann im Süden/Südwesten teils um oder über 10 Grad. Mi frühlingshaften
Höchstwerten meist zwischen 12 und 16 Grad bleibt es sehr mild. Im Tagesverlauf
nähert sich die Trogachse an und mit ihr greift von Westen die Kaltfront eines
Tiefs mit Zentrum über Südskandinavien/Dänemark auf Deutschland über. Die ganz
milde Luft wird dabei allmählich ostwärts abgedrängt. Von Westen setzt im
Tagesverlauf Regen ein, der sich nachfolgend ostwärts ausbreitet und in
Staulagen auch zu etwas höheren Regenmengen führen kann. Derzeit deutet sich
dabei aber keine Überschreitung von Dauerregenwarnschwellen an. Rückseitig
sickert mit einer nordwestlichen Strömung in der Nacht zum Samstag eine kühlere
Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen zwischen 4 und 0 Grad (oder auch knapp
darunter) ein. Oberhalb 1200 bis 1400 m können dann Schneeflocken dabei sein.
Von Westen klingen rückseitig der Kaltfront die Niederschläge ab, ein
nachfolgender Kurzwellentrog in der Höhe bzw. Bodentrog und etwas höhenkältere
Luft können im Nordwesten und Norden für örtliche Schauer sorgen. Im Bergland
weht zeitweise ein starker bis stürmischer Wind aus Südwest bis West und auch an
den Küsten lebt er mit Drehung auf West bis Nordwest frontrückseitig stark, in
exponierten Lagen eventuell stürmisch auf.

Am Samstag liegt der Trog mit seiner Achse zunächst direkt über der Mitte des
Landes, im Osten und Südosten fallen im Bereich der Kaltfront weitere
Niederschläge. Im Tagesverlauf zieht der Trog ostwärts ab. Rückseitig bleibt uns
der Bodentrog und die höhenkältere Luft zunächst erhalten, so dass im Norden und
der Mitte hier und da etwas schauerartiger Regen fallen kann. Mit Aufwölbung
eines Höhenkeils knapp westlich unseres Vorhersagebereiches und der Ausdehnung
des Bodenhochs über Südwesteuropa in Richtung Südskandinavien gelangen wir unter
Zwischenhocheinfluss und im späteren Tagesverlauf bzw. in der Nacht zum Sonntag
klingen die Niederschläge weitgehend ab. In den östlichen Mittelgebirgen oder
auch am östlichen Alpenrand regnet es noch am längsten etwas, in Gipfellagen ist
auch Schnee dabei. Mit 850 hPa-Temperaturen meist um 0 Grad (im Nordosten teils
um -2 Grad) wird es mit Höchsttemperaturen zwischen 8 und 14 Grad vor allem im
Norden nicht mehr ganz so mild.

Am Sonntag nähert sich von Westen bereits der nächste Tiefausläufer. In der Höhe
greift im Tagesverlauf ein kurzwelliger Trog unter Verstärkung von Westen auf
Deutschland über. Das korrespondierende Bodentief über der südlichen Nordsee
liegt in einer Tiefdruckrinne zwischen dem Azorenhoch und dem unter dem Keil
über Südskandinavien und der Ostsee entstanden Hoch. Die dazugehörige,
okkludierende Front greift mit Niederschlägen im Tagesverlauf von West nach Ost
über. In der Nacht verlagert sich die Trogachse im Nordteil schneller ostwärts
und hängt nach Süden zurück, so dass auch die frontalen Niederschläge im Süden
zurückhängen und mit einer gewissen Staukomponente durch den auf Nordwest
drehenden Wind halten die Niederschläge an den Alpen, eventuell auch an den
östlichen Mittelgebirgen an. Besonders nach Süden hin sind daher auch erhöhte
Niederschlagsmengen möglich, ob diese warnwürdig ausfallen, bleibt abzuwarten.
Von Nordwesten klingt der Regen meist ab. Bei 850 hPa-Temperaturen vor allem
nach Osten hin um oder leicht unter 0 Grad fällt oberhalb etwa 1000 m auch
Schnee.

Am Montag reicht es höchsten sehr kurzzeitig für eine Wetterberuhigung. Zunächst
liegen über dem Osten und Südosten noch die Front- und Niederschlagsreste des
okkludierten Frontensystems vom Sonntag. Ansonsten nähert sich die nächste
kurzwellige Austrogung über die Britischen Inseln und die südliche Nordsee. In
der West- bis Nordwestströmung bleibt uns die maritime, subpolare Luftmasse mit
850 hPa-Temperaturen zwischen 0 und -3 Grad erhalten. Der Kurzwellentrog umläuft
den sich über dem nahen Ostatlantik aufwölbenden Keil ziemlich stramm nach
Süden, die Strömung dreht in der Höhe noch mehr auf Nord. Die Hebungsprozesse
vorderseitig des Kurzwellentroges sorgen vor allem in den westlichen
Landesteilen von Nord nach Süd für schauerartige Niederschläge, nach Süden hin
fällt im höheren Bergland hier und da Schnee. Die Höchsttemperaturen liegen
meist zwischen 7 und 13 Grad, im höheren Bergland weht der West- bis
Nordwestwind zeitweise stark bis stürmisch.

Am Dienstag laufen die Kurzwellentröge vom Sonntag und Montag über dem zentralen
Mittelmeer zusammen und tropfen als Höhentief ab. Im Gegenzug wölbt sich über
dem nahen Ostatlantik und Westeuropa ein Keil auf, der sich bis nach
Skandinavien streckt und dessen Achse positiv geneigt ist. Damit verlagert sich
der Schwerpunkt der Bodenhochzone von der Biskaya zunehmend nach Frankreich und
auch bei uns steigt von West/Südwest der Luftdruck an. Damit bleibt es in
unserem Vorhersagegebiet überwiegend trocken. Allerdings gibt es zwei Ausnahmen:
Zum einen wird der Keil an seiner Nordflanke eventuell von einem weiteren
Kurzwellentrog umlaufen, so dass man im Norden und Nordosten mit mehr Bewölkung
und zeitweiligem, überwiegend schauerartigem Regen rechnen muss. Zum anderen
liegt der Alpenraum eventuell noch im Einflussbereich des Cut-off-Tiefs über dem
zentralen Mittelmeer, so dass es ganz im Süden/Südosten ebenfalls zeitweise
regnen bzw. oberhalb 800 bis 1000 m auch schneien kann.

In der erweiterten Mittelfrist kann uns der Zwischenhocheinfluss eventuell noch
etwas erhalten bleiben, bevor von Westen wieder tiefer Luftdruck die Regie
übernimmt. Die Unsicherheiten sind aber groß, auch da der gestrige
IFS-Modelllauf von 00 UTC über Westeuropa noch deutlich antizyklonaler
aufgestellt war.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bereits zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraumes am Freitag zeigen
sich Differenzen zwischen dem aktuellen IFS-Modelllauf und seinem Vorgänger vom
gestrigen Montag 00 UTC. Der gestrige 12 UTC-IFS-Lauf ähnelt mehr der
aktuellsten Variante von heute 00 UTC. Die Konsistenz der vorliegenden
IFS-Modellläufe ist also eher schlecht. Demnach sind genaueren Aussagen über den
Wetterablauf recht schwierig und mit Unsicherheiten behaftet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Mit Blick auf andere Globalmodelle wie ICON und GFS zeigen sich zumindest bis
einschließlich Sonntag recht große Ähnlichkeiten der aktuellen Modellläufe von
heute 00 UTC - auch wenn es natürlich gewisse Unschärfen im Timing und in der
Ausgestaltung der Trog-Keil-Strukturen gibt. Ab Montag nehmen die Differenzen
zwischen den Globalmodellen deutlich zu. ICON und GFS sind dabei zunächst
deutlich zyklonaler unterwegs und zeigen für Montag/Dienstag über dem nahen
Ostatlantik eine deutliche Austrogung gen Iberischer Halbinsel während IFS dort
mehr auf die Aufwölbung eines Keils setzt und für uns kurzwellige Randtröge und
den Abtropfvorgang zum zentralen Mittelmeer im Programm hat. Das Ergebnis sind
sehr unterschiedliche Strömungsregime für unser Vorhersagebiet.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS-Ensembles zeigt im ersten Zeitraum von Freitag 00 UTC
bis Samstag 00 UTC (+72 bis +96 h) fünf Cluster und für den Folgezeitraum von
Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC (+120 bis +168 h) sechs Cluster. Zunächst
überwiegt das Regime NAO positiv und entwickelt sich dann überwiegend in das
Regime "Blocking". Das Blocking findet überwiegend über dem nahen
Ostatlantik/Westeuropa statt und die Frage ist, in wie weit unser
Vorhersagegebiet davon profitieren kann. Im weit überwiegenden Teil der Cluster
sind wir nur am Rande des Blocking, so dass die eine oder andere Störung
zumindest auf Teile Deutschland übergreifen kann.

Bei den Rauchfahnen zeigen sich Haupt- und Kontrolllauf sowohl bei der
Temperatur in 850 hPa, als auch beim Geoptenzial in 500 hPa und dem Niederschlag
in recht gutem Einklang mit vielen Ensemblemembern und bewegt sich daher im
Bereich des Ensemblemittels/-schwerpunktes. Nach der extrem milden Phase zu
Beginn der Mittelfrist gehen die Temperaturen wieder zurück, bleiben aber in
einem durchaus milden Niveau, so dass ein temperaturtechnisches Wintercomeback
nicht in Sicht ist. In der erweiterten Mittelfrist deutet sich sogar eher eine
erneute Phase sehr milder Witterung an. Insgesamt werden über den gesamten
Mittelfristzeitraum reichlich Niederschlagssignale gezeigt mit Schwerpunkten am
Freitag/Samstag und zum Montag.

Fazit: Unbeständig und mild, anfangs sehr mild.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Insgesamt steht warntechnisch voraussichtlich ein relativ ruhiger
Witterungsabschnitt an, zudem bestehen wie erwähnt noch einige Unsicherheiten
hinsichtlich der Prognose.

In Bezug auf warnwürdige Niederschläge gibt es ein paar schwache Signale, dass
in den Staulagen der Mittelgebirge oder an den Alpen auch kräftigerer bzw.
andauernder Regen nicht ganz ausgeschlossen werden kann. Der EFI zeigt leichte
Hinweise auf erhöhte Mengen am Freitag im zentralen/westlichen
Mittelgebirgsraum, am Samstag eher im östlichen Mittelgebirgsraum und an den
Alpen. Ob dabei aber wirklich Warnschwellen überschritten werden, ist hochgradig
unsicher.

Wind spielt höchsten im Bergland und an der See zeitweise eine Rolle, meist
werden aber auch dort höchstens Bft 7, exponiert Bft 8 erwartet.

Winterliche Ereignisse wie Schnee oder (Nacht-) Frost sind voraussichtlich ab
Samstag/Sonntag nur im höheren Bergland (oberhalb 1000 m) vorübergehend zu
erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger