DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-02-2024 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 12.02.2024 um 10.30 UTC



Zeit- und gebietsweise leichte Niederschläge, teils auch längere Zeit trocken.
Insgesamt mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 19.02.2024


An dieser Stelle soll zunächst festgehalten werden, dass sich sowohl auf Basis
der verschiedenen Globalmodelle als auch bei der Konsistenzbetrachtung des IFS
kein einheitliches Bild für die Wetterentwicklung im mittelfristigen
Vorhersagezeitraum ergibt. Das gilt insbesondere für den Zeitraum ab Samstag.
Dennoch basiert die Vorhersage heute auf Basis des EZMW-Modells, was in den
folgenden Abschnitten näher erläutert wird.

Einigkeit herrscht dennoch dahingehend, dass zu Beginn der Mittelfrist am
kommenden Donnerstag der Frühling bei uns in einigen Regionen anklopft,
zumindest was das Temperaturempfinden angeht. Denn Deutschland liegt
vorderseitig eines Tiefdruckkomplexes mit Schwerpunkt über Nordwesteuropa in
einer südwestlichen bis südlichen Strömung, mit der teils ungewöhnlich milde
Luft zu uns geführt wird. Dabei erreicht die T850 hPa im Südwesten um 10 Grad,
entsprechend kann die 2m-Temperatur lokal durchaus nahe 20 Grad erreichen.
Richtung Nordosten steigt die Temperatur nicht ganz so hoch, aber auch dort wird
es bei Werten um 12 Grad für Mitte Februar sehr mild. Etwas fronthaftes
Geschehen ist auch mit im Spiel, denn die Warmluft gelangt rückseitig einer
Warmfront zu uns, die am Donnerstag noch über dem Norden des Landes liegt, aber
in der Nacht weiter nordwärts abgedrängt wird. So kommt es in der Nordhälfte
gebietsweise noch zu etwas Regen, in der Nacht bleibt es aber auch dort
weitegehend trocken. Sonst macht sich der Einfluss eines Höhenrückens bzw. auch
am Boden schwacher Hochdruckeinfluss bemerkbar. Es ist überwiegend trocken und
die Bewölkung lockert von Süden auf.

Am Freitag kommt der Tiefkomplex etwas ostwärts voran, wobei der schmale
Höhentrog Richtung Golf von Genua abtropft. Das Trogresiduum kommt noch etwa bis
Benelux voran, bevor es am Samstag durch einen vom nahen Ostatlantik Richtung
Nordsee vorstoßenden Höhenrücken weiter abgebaut wird. Mit dem einsetzenden
Druckanstieg am Boden löst sich auch das Bodentief allmählich auf. Es liegt
Samstag 00 UTC mit seinem Kern über der Nordsee und dessen Kaltfront greift noch
auf die Westhälfte Deutschlands mit etwas Regen über. Am Samstag ist das Tief
schließlich von der Bodenkarte verschwunden. So bleibt es schon in weiten Teilen
des Landes trocken. Mit dem Richtung Südfrankreich ziehenden, sich weiter
auffüllenden Trogrest alias Höhentiefs kann es aber im Westen und Südwesten noch
einzelne Schauer geben.

Es resultiert schließlich im Bodendruckfeld eine Hochdruckbrücke über
Deutschland, die ein Hoch mit Schwerpunkt etwa über der Biskaya und Nordspanien
mit einem Hoch über Skandinavien verbindet. Dadurch wird auch die direkte Zufuhr
der sehr milden Luft aus dem Südwesten Europas unterbunden, dennoch bleibt es
hierzulande bei Temperaturwerten in 850hPa zwischen 0 Grad (nahe des Höhentiefs)
und knapp 5 Grad.

Am Sonntag verbleiben wir unter leichtem Hochdruckeinfluss, wobei sich der
Schwerpunkt des Skandinavienhochs Richtung Osteuropa verlagert. Da aber über
Südfrankreich immer noch ein Rest des Höhentiefs zu finden ist, kann es im
Südwesten vereinzelt noch etwas regnen. Auch der Nordosten und Osten wird am
Rande des Hochs von einem Tiefausläufer gestreift. Regen fällt aber auch hier
nur vereinzelt.

Am Montag tropft ein weiterer Randtrog über Großbritannien Richtung Frankreich
ab. Im Bodendruckfeld ist damit ein Tief verbunden, das vom Ärmelkanal Richtung
Südfrankreich zieht. Dessen Ausläufer greifen allmählich von Norden auf
Deutschland über. Da sich aber gleichzeitig ein neues kräftiges Hoch über
Großbritannien aufbaut und einen Keil Richtung Deutschland streckt, bleibt
dessen Wetteraktivität in Grenzen und es fällt nur vereinzelt etwas Regen.
Rückseitig gelangt ein Schwall kälterer Luft zunächst in den Norden, sodass dort
die Wahrscheinlichkeit für Frost in der Nacht zum Dienstag zunimmt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS kann für den Vorhersagezeitraum nicht als gut bezeichnet
werden. Bereits ab kommenden Freitag ergeben sich erste Unterschiede bezüglich
der Position und Ausprägung der Druckgebilde.
Während sich das Tief nach dem heutigen 00 UTC Lauf am Samstag über der Nordsee
auflöst, sollte es nach den gestrigen Läufen unter Abschwächung südostwärts über
uns hinweg ziehen. Der nachfolgende Hochdruckeinfluss wurde auch gestern bereits
gezeigt, größere Unterschiede gibt es dann für Montag und dem neuen Tief. Nach
den gestrigen Läufen sollte auch diesbezüglich eine Passage stattfinden und
entsprechend die Niederschlagstätigkeit höher sein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Noch größere Unterschiede als bei der Konsistenzbetrachtung ergeben sich im
Vergleich zu den anderen Globalmodellen ICON, GFS und UK10 insbesondere ab
Samstag. Während nach IFS unter Hochdruckeinfluss die deutlich trockenere
Witterung eingeleitet wird, bleibt es bei den anderen Modellen regnerisch.

Nach ICON zieht das neue Tief bereits am Sonntag und in der Nacht zum Montag
über uns hinweg, teils sogar in Verbindung mit warnwürdigen Regenmengen. Das
ähnelt (abgesehen von der Phasenverschiebung und den geringeren Regenmengen) dem
gestrigen 12 UTC Lauf des IFS. Bei GFS hingegen bleibt das Tief nördlich von uns
und es kommt lediglich zu einer Frontpassage am Sonntag und Montag, was wiederum
der gestrigen 00 UTC Version des EZMW ähnelt (aber ebenfalls mit deutlicher
Phasenverschiebung und deutlich geringeren Regenmengen).

Auf Basis des Modellvergleichs ist also ebenfalls keine einheitliche Aussage
möglich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne des IFS für Offenbach zeigt zwar ab Freitag sowohl bei der T850
hPa als auch beim Geopotential eine Zunahme des Spreads, man sieht aber auch,
dass die Lösung des deterministischen Laufs bei weitem keine Einzellösung ist,
auch wenn es im Vergleich zu anderen Modellen den Anschein macht. Besonders
interessant ist der Verlauf für Sonntag und Montag. Dabei gibt es beim
Geopotential nur wenige Ausreißer nach unten bzw. bei den Niederschlagssignalen
nach oben, die für eine Trogpassage wie bei ICON und GFS und somit für
kräftigere Niederschläge sprechen würden. Das war einer der Gründe, die
dafürgesprochen haben, dennoch IFS als Basis für die Mittelfrist zu verwenden.


Hinzu kommt, dass auch das Ensemblemittel des IFS dementsprechend dem
deterministischen Lauf sehr ähnlich ist und als dritten Punkt setzt auch die
Clusterung des EZMW-Modells gegen Ende der Mittelfrist vermehrt auf
Hochdruckeinfluss. Bei fünf der sechs Cluster dominiert am Sonntag
Hochdruckeinfluss. Am Montag wird es etwas indifferenter, der tiefe Luftdruck
verbleibt aber entweder westlich oder nördlich von uns. Die Lösung von ICON ist
also nicht enthalten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Abgesehen von möglichen Sturmböen oder schweren Sturmböen (Bft 9/10) auf einigen
Alpengipfeln am Donnerstag und Freitag sind keine signifikanten
Wettererscheinungen zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW det., EZMW-MOS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Johanna Anger