DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-02-2024 18:01
SXEU31 DWAV 111800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 11.02.2024 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Ruhiger Wochenstart ohne besondere atmosphärische Vorkommnisse.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
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Aktuell ... befinden wir uns in der Prime-Time der fünften Jahreszeit, die wohl
am morgigen Rosenmontag - als Norddeutscher weiß man das nicht so genau - ihren
Höhepunkt erreicht. Nun, während Närrinnen und Jecken endlich mal wieder richtig
Gas geben können (in den letzten Jahren war das aus bekannten Gründen nicht
immer so), scheint die Atmosphäre nicht so recht in Feierlaune zu sein. Relativ
lustlos und gelangweilt, ja regelrecht uninspiriert präsentieren sich die
atmosphärischen Verhältnisse. Dass das nicht immer so war in der Vergangenheit,
kann im heutigen "Thema des Tages" auf der Homepage des DWD nachgelesen werden.
Sehen wir´s positiv, es wird nicht besonders kalt, nicht besonders windig, zwar
auch nicht besonders sonnig, aber eben auch nicht besonders nass. Obwohl, den
einen oder anderen Schauer gilt es schon ins Kalkül zu ziehen, aber nun, es gibt
Schlimmeres.

Zur Wetterlage, die geprägt ist von einem negativ geneigten Langwellentrog,
welcher heute Abend von Grönland über Westeuropa bis hinunter in den zentralen
Mittelmeerraum reicht. Korrespondierend dazu erstreckt sich eine rinnenartige
Tiefdruckzone mit mehreren Druckminima von der Irminger See über die Nordsee bis
nach Polen. Aufgrund der nur flauen Höhenströmung sowie der blockierenden
Wirkung eines über Fennoskandien positionierten Hochdruckgebietes kommt die
Rinne nur im Zeitlupentempo nordostwärts in Richtung Ostsee voran. Interessant
für uns ist dabei das eingelagerte flache Tief PAULINA III (P I hat sich schon
aufgelöst, während P II unweit der Hebriden zu finden ist), das heute Mittag mit
990 hPa im Kern die Lausitz gekreuzt hat und zum Datumswechsel etwas östlich des
Oderbruchs erwartet wird. Trogvorderseitig kommt es in der Peripherie des Tiefs
sowie in der Rinne zu skalig motivierten Regenfällen, die sich im Laufe der
Nacht nur langsam in die Regionen nordöstlich der Elbe zurückziehen. Dort, also
etwa von der schleswig-holsteinischen Nordseeküste bis hinüber zur
Niederlausitz, können bis zum Frühstück 2 bis 7, lokal bis zu 10 l/m²
runterkommen.

Südlich der Rinne, in die übrigens eine okkludierte Front eingelagert ist,
gelangt mit überwiegend schwachen südwestlichen Winden (nur in einigen
exponierten Hochlagen bläst der Wind zackiger) eine erwärmte subpolare
Meeresluft Typus "mPs" in den Vorhersageraum, in der T850 auf 0°C oder
geringfügig darunter zurückgeht. Lediglich an der Ostsee, wo der Wind weiterhin
aus Ost bis Nordost weht, halten sich noch Reste von Mischluft. Durch die
allmähliche Annäherung des Höhentrogs nebst moderater Höhenkaltluft (in der
Südwesthälfte T500 um -25°C) wird die subpolare Luftmasse weiter labilisiert, so
dass sich die tagsüber im Westen und Südwesten begonnene konvektive Aktivität
fortsetzt und noch weiter bis zur Landesmitte ausweitet. Nicht dass die Schauer
die ganz großen Kracher wären, das nicht. Dazu passen weder Tages- und
Jahreszeit (obwohl Letztere nur ein schwaches Argument ist), und auch die
Luftmasseneigenschaften mit beschränkten Lapse-Rates und PPW-Werten unter 15 mm
stellen keine Empfehlung für die ganz fetten Schauer dar. Dafür können sich in
den höchsten Lagen der höheren Mittelgebirge sowie in den Alpen ein paar Flocken
ohne nennenswerten Neuschneezuwachs fallen (SFG 800 bis 1000, in den Alpen teils
1200 m).

Mit einer Tiefsttemperatur zwischen 8 und 2°C plus bleibt es für eine
Februarnacht verhältnismäßig mild.

Montag ... dem Rosigen macht der Höhentrog einen weiteren kleinen Schwenk gegen
den Uhrzeigersinn ostwärts. Da der Trog etwas "zerpflückt" ist in mehrere
Einzelteile, fällt es schwer, eine klare Hauptachse zu definieren. Im Mittel
macht man aber keinen großen Fehler, wenn man sie am Abend sowohl auf 500 als
auch auf 300 hPa von der Deutschen Bucht bis hinunter zum Berchtesgadener Land
verortet. Wichtiger als die genaue Lage der Achse ist allerdings die Tatsache,
dass die Progression von PAULINA III inkl. der zugehörigen Rinne in Richtung
Ostsee weiterhin nur sehr schleppend vonstattengeht, auch wenn der Luftdruck von
Frankreich her kontinuierlich steigt. Und so verwundert es nicht, dass es in
Vorpommern bis zum Nachmittag, auf Rügen und Usedom vielleicht sogar bis zum
Abend dauert, bis der skalige Regen das Zeitliche segnet, wobei zuvor aber eine
Intensitätsabschwächung unverkennbar ist.

Und sonst so? - Trotz eines sich nach Süddeutschland ausweitenden Bodenkeils
bleibt das Wettergeschehen wechselhaft, was schlichtweg am überlagerten
Höhentrog sowie der leidlichen Labilität der eingeflossenen maritimen
Subpolarluft liegt (T500 um -25°C, T850 um -1°C). Kurzum, auch tagsüber
entwickelt sich bei wechselnder bis starker Bewölkung der eine oder andere
Schauer, in höheren Lagen teils mit Schnee vermischt oder als feuchter Schnee.
Ob es wie von ICON angedeutet zum Nachmittag hin zu einer Intensivierung der
Konvektion im Nordwesten kommt, ist derzeit noch offen. ICON simuliert von der
Nordsee her einen scharf geschnittenen kurzwelligen Troganteil, der mit einem
"kalten Ei" (T500 unter -30°C) korrespondiert. In anderen Modellen sind KW-Trog
und Höhenkaltluft auch zu finden, nur jeweils etwas anders positioniert. Auch
wenn die Numerik verhalten agiert, ein kurzes Gewitter oder ein gewittriger
Schauer lässt sich nicht gänzlich ausschließen.

Bei lediglich schwachem bis mäßigem westlichen Wind erreicht die Temperatur
Spitzen zwischen 5°C rund um Rügen und vereinzelt 12°C im Oberrheingraben.

In der Nacht zum Dienstag steigt der Luftdruck weiter an, wodurch sich der von
Frankreich bis zu uns reichende Hochkeil nicht nur kräftigt, sondern sich zudem
immer weiter gen Norden ausweitet. Heißt im Umkehrschluss, dass die Rinne mit
den letzten Regenresten endgültig aus dem Land nach Norden weggedrückt wird. Und
da gleichzeitig der langsam aber stetig ostwärts schwenkende Höhentrog mit
Substanzverlust zu kämpfen hat bzw. von einem sich von Westen nähernden flachen
Rücken bedrängt wird, werden auch die Schauer seltener respektive ziehen nach
Osten ab. Nur an den Alpen kann es die ganze Nacht über immer mal wieder regnen
oder schneien, wobei die Schneefallgrenze bei 800 bis 1000 m zu verorten ist.

Mit Annäherung eine flachen Bodentrogs verschärft sich der Gradient über der
Nordsee etwas, wodurch der Südwest- bis Westwind leicht anzieht. Bis zum Morgen
dürften Küstenlinie und Inseln aber noch weitgehend unterhalb der neuralgischen
7-Bft-Marke bleiben. Bliebe nur noch die Temperatur, die je nach Bewölkung auf 5
bis 0°C, insbesondere im höheren Bergland auch mal in den leichten Frostbereich
zurückgeht.

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Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag ... Die Basisfelder des ICON-Laufs von heute 12 UTC decken sich mit
denen der jüngsten Vorläufer. Es gelten somit die Aussagen der heutigen
Frühübersicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Keine besonderen Anmerkungen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann