DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-02-2024 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 09.02.2024 um 10.30 UTC



Unter Tiefdruckeinfluss weiterhin wechselhaft. Dabei mild, teils sogar
ungewöhnlich mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 16.02.2024


Der Rosenmontag stellt den Beginn der heutigen Mittelfrist dar. Dabei zeigt der
Blick auf die Geopotentialverteilung in 500 hPa einen Langwellentrog, der von
Grönland und der Irmingersee über Mitteleuropa hinweg bis in den zentralen
Mittelmeerraum reicht. Damit verbunden ist auch im Bodendruckfeld eine
umfangreiche Tiefdruckzone mit einem Haupttief über dem Seegebiet zwischen
Schottland und Island. Frontales Geschehen ist zwar am Montag nicht zu erwarten,
mit Passage eines mit Höhenkaltluft angereicherten Randtroges (Passage wird noch
unterschiedlich schnell von den Modellen gezeigt) sollte es aber dennoch nahezu
landesweit zu einzelnen Schauern kommen. Im Westen und Südwesten können diese
auf Basis des EZMW-Modells am Nachmittag auch häufiger auftreten. Nach
Trogpassage sollte die Schauertätigkeit in der Nacht zum Dienstag weitgehend zum
Erliegen kommen, zumal sich auch ein Zwischenhoch zu uns hereinschiebt.

Der Dienstag stellt einen Übergangstag dar. Rückseitig des Troges kann sich am
Boden der leichte Hochdruckeinfluss noch halten, sodass es in weiten Teilen des
Landes trocken bleibt. Einzig der Norden verbleibt am Rande des Troges, sodass
dort mit weiteren schauerartigen Niederschlägen zu rechnen ist.

Gegen Abend aber nähert sich bereits der nächste Tiefausläufer in Form einer
Warmfront. Sie gehört zu einem Tief mit Kern westlich von Irland. Sie kommt im
Laufe der Nacht allmählich über Deutschland nordostwärts voran. Damit verbunden
ist nicht nur erneuter Regen, sondern mit einer südwestlichen Strömung auch die
Zufuhr deutlich milderer Luft. Dabei erreichen die Temperaturen in 850 hPa im
Warmsektor bis zu 4 Grad.
Die nachfolgende zunächst relativ strömungsparallel liegende Kaltfront beginnt
vor Westeuropa zu wellen. Somit verbleibt sie mit ihrem Regenband zunächst über
dem Norden und kommt in der Nacht zum Donnerstag nur wenig weiter nach Süden
voran etwa bis zu den nördlichen Mittelgebirgen. Richtung Süden bleibt es
weitgehen trocken, aber dennoch vielfach dicht bewölkt.

Am Donnerstag kommt es vor Westeuropa zu einer neuerlichen Austrogung und an der
wellenden Luftmassengrenze bildet sich vor der Bretagne ein Wellentief aus.
Vorderseitig steilt die Strömung weiter auf und dreht auf Südwest bis Süd. Damit
gelangt ein weiterer Schwall milder Luft zu uns, wobei die T850 hPa noch etwas
weiter ansteigt auf Werte bis 10 Grad im Südwesten Deutschlands. Somit wird es
dort teils ungewöhnlich mild. Richtung Nordosten bleibt es etwas kälter. Über
der Nordhälfte kommt es im Bereich der Luftmassengrenze weiterhin zu leichten
Niederschlägen, Richtung Süden bleibt es zunächst noch trocken.

Der Höhentrog schwenkt im Laufe des Donnerstags Richtung Großbritannien und
Frankreich. Gleichzeitig kann sich das Wellentief weiter intensivieren und zu
einem Sturmtief entwickeln. Es befindet sich schließlich Freitag 00 UTC auf
Basis des EZMW-Modells als abgeschlossenes Tief mit seinem Kern und mit einem
Kerndruck knapp unter 995 hPa über Ostengland. Höhentrog und Bodentief greifen
im Laufe des Freitags von Westen auf Deutschland über, wobei es schließlich in
der Nacht zum Samstag mit seinem Kern über den Norden Deutschlands hinweg zieht.
Dabei liegt das Tief nahezu achsensenkrecht, sodass es den Höhenpunkt seiner
Entwicklung bereits überschritten hat. Dennoch kann es an seiner Südwestflanke
vorübergehend stürmisch werden. Mit Tief- bzw. Kaltfrontpassage kommen zudem
teils kräftige Niederschläge auf, die vor allem im Westen auch mal warnwürdig
sein können. Rückseitig gelangt wieder ein Schwall kälterer Luft zu uns. Dabei
kann es in höheren Lagen auch schneien.
In der erweiterten Mittelfrist verbleiben wir im Trogbereich, sodass vor allem
in der Nordhälfte der wechselhafte Charakter erhalten bleibt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Auf Basis des gestrigen 00 UTC Laufs deutete sich für die kommende Woche eine
ruhigere und trockenere Phase unter leichtem Hochdruckeinfluss an. Bereits im
gestrigen 12 UTC Lauf wurde dieses Szenario allerdings verworfen und so bleibt
uns der Tiefdruckeinfluss mit zeitweisen Niederschlägen auch mittelfristig
erhalten. Diese Entwicklung wird auch mit dem heutigen 00 UTC Lauf konsistent
beibehalten. Größere Unterschiede gibt es noch zwischen dem gestrigen 12 UTC und
dem heutigen 00 UTC Lauf bezüglich der Ausprägung und Zugbahn des Tiefs am
Freitag.
Aufgrund der Wetterlage sind auch die Temperaturverhältnisse deutlich milder als
im gestrigen 00 UTC Lauf noch gezeigt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Fortsetzung des eher von Tiefdruck geprägten Wetters wird auch von den
anderen betrachteten Globalmodellen gezeigt. Dennoch ergeben sich bereits zu
Beginn der Mittelfrist erste Phasenverschiebungen. So findet beispielsweise die
Passage des Höhentroges am Montag bei ICON und GFS erst in der Nacht zum
Dienstag und somit deutlich später statt als beim EZMW-Modell. Diese
Phasenverschiebung setzt sich auch an den anderen Tagen fort.

Markante Unterschiede gibt es auch noch bezüglich des Tiefs am Freitag. ICON und
EZMW zeigen beide das abgeschlossene Sturmtief, dessen Kern über den Norden
Deutschlands hinweg ziehen soll. Bei ICON liegt allerdings das Tiefzentrum
Freitagfrüh bereits über der Lübecker Bucht, während es bei EZMW noch im Bereich
Humber zu finden ist. GFS hingegen lässt das Tief deutlich weiter nordwestlich
Richtung Schottland ziehen.

Dass mit dem Tief bzw. mit Frontpassagen gebietsweise bei uns kräftigere
Niederschläge zu erwarten sind, wird aber von allen drei Modellen angedeutet,
wenn auch räumlich und zeitlich unterschiedlich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne am Beispiel für Offenbach zeigt über nahezu den gesamten
Vorhersagezeitraum einen recht engen Verlauf. Nach einem Temperaturminimum am
Montag und Dienstag folgt der beschriebene deutliche Anstieg in 850 hPa mit
einem Maximum am Donnerstag. Nachfolgend sinkt die Temperatur wieder ab, wobei
gleichzeitig der Spread deutlich zunimmt. Ursache ist sicherlich noch die
unterschiedlich prognostizierte Tiefpassage. Ähnliches gilt für den Verlauf des
Geopotentials.
Häufig auftretende Niederschlagssignale sprechen für die Fortsetzung des
wechselhaften Wetters.

Die Clusterung des EZMW-Modells zeigt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden und
t+120 bis 168 Stunden jeweils vier Cluster. Für Mitteleuropa ergeben sich meist
keine signifikanten Unterschiede. Erst für Donnerstag und Freitag gibt es
Unterschiede. Cluster 2 und 4 zeigen jeweils eine kräftiger ausgeprägte
Trogpassage, was der ICON und EZMW-Lösung entsprechen würde. Cluster 1 und 3
zeigen eine glattere Strömung mit schwächer ausgeprägten Randtrögen, was eher
der GFS Lösung entspreche würde. Dabei sind die meisten Member in Cluster 1
enthalten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag und Dienstag in exponierten Gipfellagen der Mittelgebirge und der
Alpen Sturmböen Bft 8 bis 9 aus Südwest wahrscheinlich. Sonst keine
signifikanten Wettererscheinungen
Am Mittwoch und Donnerstag in exponierten Gipfellagen der Mittelgebirge und der
Alpen weiterhin Sturmböen Bft 8 bis 9 aus Südwest wahrscheinlich. Vereinzelt
auch schwere Sturmböen Bft 10. In der Nacht zum Freitag im Westen lokal markante
Regenmengen nicht ausgeschlossen
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS, oper. Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Johanna Anger