DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-02-2024 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 08.02.2024 um 10.30 UTC



Anfangs noch sehr mild und unbeständig. Im Laufe der neuen Woche langsam kälter
und vor allem am Montag und Dienstag noch häufig Niederschläge. Dann aber bei
zunehmendem Hochdruckeinfluss trockener und häufig Nachtfrost. Tagsüber jedoch
vielerorts leicht zu mild. Gebietsweise, vor allem im Nordosten, aber auch
durchschnittliche Tageswerte.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 15.02.2024


Am Sonntag schwenkt ein vom Raum Island ausgehender scharfer Höhentrog zum
westlichen Deutschland und tropft zum Tagesende zum Tyrrhenischen Meer ab. Die
zugehörige schwache Kaltfront erreicht mit der 0-Grad-Isotherme in 850 hPa den
Osten Deutschlands und im Westen liegen die Temperaturen nur wenig darunter bei
-1 Grad. Richtiges Winterwetter ist in dieser von Westen einströmenden erwärmten
subpolaren Meeresluftmasse auch in den Kammlagen der Mittelgebirge nicht
hinzukriegen. Im äußersten Nordosten hält sich bei schwachen Winden noch
bodennah kältere Mischluft.

Am Montag zieht von Westeuropa ein weiterer Höhentrog zum westlichen Deutschland
und es bildet sich über der Nordsee ein Cut-Off-Tief. Die zugehörige schwache
Kaltfront erreicht etwas das mittlere Deutschland und damit sinken die
Temperaturen bei einer niedertroposphärisch westlichen Strömung in 850 hPa auf
-1 Grad im Osten und -3 Grad im Westen. Der vom Atlantik nach Westeuropa
driftende Höhenrücken stützt ein nach Südwestfrankreich wanderndes Hoch. Das
Mittelmeer-Cut-Off-Tief erreicht derweil den südlichen Balkan.

Während der Höhenkeil am Dienstag nach Frankreich schwenkt, wandert das
zugehörige kräftige Hoch nach Benelux und bekommt Kontakt zum von Russland
ausgehenden Hochkeil über Skandinavien. An der Ostflanke des Höhenkeils zieht
das relativ kleine Cut-Off-Tief von der Nordsee nach Südwestdeutschland. Durch
insgesamt aber steigendes Geopotential und teils durch Kaltluftadvektion steigt
der Bodendruck insgesamt weiter an. Derweil sinken in 850 hPa auch durch
Alterung der Luftmasse die Temperatur in 850 hPa auf -2 bis -6 Grad.

Am Mittwoch weitet sich der Höhenkeil über Westfrankreich bis zur westlichen
Nordsee aus und im Gegenzug zieht das Cut-Off-Tief von Südwestdeutschland nach
Italien, wo es zusammen mit dem alten Cut-Off-Tief über dem Balkan ein Dipol
bildet. Ausgehend von diesem Dipol beeinflusst ein flacher, nach Mitteleuropa
reichender Höhentrog unser Wetter. Am Boden herrscht dagegen hoher Luftdruck im
Bereich einer vom westlichen Deutschland über Skandinavien bis nach Russland
reichenden Hochdruckzone. Dabei bleibt die eingeströmt gealterte Luftmasse
mäßig-kalt.

Während der Trog des nunmehr vereinigten Höhentiefs vor Süditalien am Donnerstag
von Deutschland nach Südostfrankreich schwenkt, spaltet sich aus dem Höhenkeil
über der östlichen Nordsee ein Höhenhoch ab, das mit einem breiten Keil bis
Westrussland reicht. Damit wird das dort liegende Hoch gestützt, das mit seinem
kräftigen Keil bis zum nördlichen Mitteleuropa reicht. Damit dreht die bodennahe
Strömung auf östliche Richtungen. Durch Absinkvorgänge steigt die Temperatur in
850 hPa zwar auf 0 bis +3 Grad, aber dieser Temperaturanstieg dürfte sich bei
den 2-Meter-Temperaturen nicht durchsetzen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf des EZMW simuliert die Entwicklung bis Montag recht ähnlich.
Ab Dienstag gibt es in den Basisfeldern einige unterschiede (vor allem im
Höhenfeld), die aber nicht besonders vorhersagerelevant sind, da die Wetterlage
eher als blockierend eingestuft werden kann.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS und ICON simulieren bereits am Montag eine Frontalwelle, die vom Atlantik
zum Ärmelkanal zieht. IFS berechnet allenfalls einen Bodentrog. Dieses Tief
zieht bei GFS am Dienstag zur südlichen Nordsee und bei ICON nach
Westdeutschland, wo es sich auflöst. Dies passiert bei GFS erst am Mittwoch über
dem Norden Deutschlands. Insgesamt würden sich vor allem bei GFS in der
Nordhälfte mehr Wind und Niederschlag vor allem am Dienstag ergeben.
Die eher kalte Lösung vom EZMW wird bedingt durch JMA gestützt, das aber erst
zum Freitag die kräftige Ostströmung aufkommen lässt. Dagegen berechnet das
Kanadische Modell eine sehr ähnliche Variante wie EZMW.

ICON und NAVGEM lassen dagegen eine mildere Südströmung spätestens zum
Donnerstag aufkommen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des EZMW ermittelt heute vier Cluster, wobei der erste mit 16
Modellläufen und der 3. mit 13 Modellruns sich sehr ähnlich sind und etwa den
operationellen Lauf wiedergeben. 1. und 3. Cluster werden dazu noch als
blockierend eingestuft. Der 2. Cluster mit 15 Modellläufen ist als Westlage
eingestuft (positive NAO) und zeigt ein milderes Scenario ab Mittwoch im
Vergleich zum operationellen Lauf.
Der 4. Cluster ist ein Zwischending zwischen den blockierenden Lösungen und der
Westlage. Dass die Ostlage ab Mittwoch/Donnerstag so kommt ist also immerhin zu
rund 75 Prozent wahrscheinlich.

In der Rauchfahne von Offenbach erkennt man zunächst noch recht hohe
Temperaturen in 850 hPa von etwa 5 Grad, am Samstag sogar etwas mehr. Am Sonntag
geht die Temperatur bereits auf etwa 0 Grad zurück und Anfang der Woche auf -3
bis -6 Grad. Erst im Laufe des Mittwochs steigt die Temperatur wieder an,
beginnt aber stark zu schwanken. Das Geopotential steigt dann ebenfalls an und
insofern sind die steigenden Temperaturen auch durch Hochdruckeinfluss und
Absinken zu erklären. Die Niederschlagswahrscheinlichkeit geht Donnerstag auf
fast 0 Prozent zurück um ab Freitag/Samstag wieder leicht anzusteigen.

Im EPS-Meteogramm erkennt man sehr hohen Temperaturen im Kurzfristzeitraum und
ab Montag/Dienstag dann nur leicht überdurchschnittliche Temperaturen. Im
Nordosten Deutschlands gibt es sogar durchschnittliche Höchstwerte, da hier der
Weg der kalten Luft aus Osten kürzer ist. Offensichtlich bringen wegen der
milden Vorgeschichte über Osteuropa auch die Ostwinde keinen vernünftigen Winter
mehr zustande, wenngleich natürlich Nachtfröste in der kommenden Woche häufiger
werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeit signifikanter Wettererscheinungen ist nur gering.
Lediglich im Alpenraum könnte es bis Dienstag in Staulagen mal kräftiger
schneien.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden