DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-02-2024 19:01
SXEU31 DWAV 061800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 06.02.2024 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
In Staulagen einiger Mittelgebirge bis Freitagfrüh bzw. Mittag Dauerregen,
vereinzelt unwetterartige Mengen nicht ausgeschlossen. Dazu zunächst im Norden
und Osten, später im Süden anhaltend windig bis stürmisch. Ab morgen vor allem
vom Rothaargebirge bis zum Erzgebirge Schnee möglich.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
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Aktuell ... Die Kaltfront des Tiefs vor der südnorwegischen Küste mit Randtief
über Südschweden hat Holstein und das nördliche Niedersachsen erreicht und zieht
langsam weiter südostwärts.

In der Nacht zum Mittwoch arbeitet sich die Kaltfront bis in den nördlichen
Mittelgebirgsraum vor. Sie kommt aber zunehmend ins Schleifen und wird damit
langsamer, bevor sie morgen Abend quasistationär wird. Mittwoch früh sollte sie
etwa vom Ruhrgebiet bis nach Südbrandenburg reichen. In der feuchten Luft (PPWs
20 mm) werden weiter anhaltende und recht kräftige Regenfälle ausgelöst, die oft
10 bis 15 l/qm bringen. Je nachdem welche Staulagen in den Bereich des Regens
kommen, sind im weiteren Verlauf Dauerregenmengen möglich (Warnungen Laufen).
In der postfrontal einfließenden erwärmten Polarluft, die in 850 hPa 0 bis -5°C
aufweist, sinkt neben der Temperatur auch die Schneefallgrenze ab. Bis rund 200m
hinab kann es am kalten Rand des Niederschlags schneien, liegen bleiben dürfte
nach der sehr milden Vorgeschichte auf den Straßen zunächst nur wenig. Mit
Frontpassage springt der Wind auf Nordwest, wird aber deutlich schwächer und
dreht dann meist nach West zurück. Lediglich an den Küsten bleibt es über die
Nacht hinweg windig mit Böen 7-8 Bft, exponiert anfangs 9 Bft.
Entlang und südlich der Front bleibt der Südwestwind kräftig mit starken bis
stürmischen Böen (Bft 7-8), im Bergland mit markanten Böen Bft 8 bis 10,
exponiert z.B. auf dem Brocken anfangs im Unwetterbereich.
Im Süden und später auch wieder im Norden gibt es Auflockerungen, frostfrei
bleibt es miest wegen der Durchmischung. Ausnahme könnten Nordfriesland und
Angeln sein, wo es in der 2. Nachthälfte länger klar sein könnte. Hier sind
Werte bis 1 Grad und Bodenfrost möglich! Auch wenn es in Lagen oberhalb 200 m
von Ostwestfalen bis Niedersachsen schneit, sind morgens Werte bei 0 Grad
möglich!

Mittwoch ... verbleiben wir unter der westnordwestlichen Höhenströmung, wobei
die Kaltfront vor allem nach Osten hin leicht südwärts vorankommt und abends
dann von der Eifel über das südliche Rhein-Main-Gebiet bis zum Vogtland liegen
bleibt.
Südlich davon gelangt nach wie vor sehr milde Meeresluft zu uns, in der bei 850
hPa Temperaturen von 1 bis 5 Grad die Schneefallgrenze meist über 1400m liegt.
Dazu bleibt es teilweise stürmisch mit Böen 7-8 Bft aus Südwest bis West und
Sturmböen vor allem im höheren Bergland, auf einigen Gipfeln gibt es 10 bis 11
Bft.
Außer ganz im Süden, wo der Regen nicht hinkommt (Ausnahme Südschwarzwald),
fällt über der Mitte und dem Süden verbreitet Regen, der schon 12stündig in
Staulagen örtlich die Warnschwellen überschreitet. Noch deutlicher wird es aber
länger akkumuliert, weshalb auch die Warnzeiträume entsprechend gewählt sind
(Warnung läuft). Ansonsten fallen tagsüber gebietsweise 5 bis 15 l/qm Regen, in
Staulagen vereinzelt über 25 l/qm. In der milden Luft werden im Süden Maxima von
10 bis 13 Grad erwartet.
In der postfrontalen Meereskaltluft sinkt die Schneefallgrenze teilweise bis in
tiefe Lagen, je nach Intensität des Niederschlages. Vom Rothaargebirge bis zum
Erzgebirge werden modellseitig Schneeanteile von 1 bis 5, stellenweis fast 10 mm
ins Spiel gebracht. Wie viel davon liegen bleibt, ist fraglich. Vor allem in
etwas höheren Lagen vom Rothaargebirge, vom Harz, später auch im Thüringer Wald
und im Erzgebirge steigen die Wahrscheinlichkeiten von 5 cm Neuschnee und mehr
(ICON-D2-EPS, Cosmo-LEPS). Vor allem in höheren Lagen muss mit Schneeglätte vor
allem durch Schneematsch gerechnet werden.
Im Norddeutschen Tiefland lockert es im Bereich eines Zwischenhochs stärker auf
und der Wind schläft von Westen her fast ein. Am längsten windig (einzelne 7 Bft
Böen) bleibt es im Nordosten und an der Ostsee, wo anfangs noch stürmische Böen
möglich sind.

In der Nacht zum Donnerstag nähert sich über dem Atlantik ein breiter Trog, der
vorderseitig Druckfall auf Westeuropa übergreifen lässt. Der vorgelagerte
Höhenkeil erreicht morgens Belgien und England, ist aber durch WLA kaum
wetterwirksam. Dabei zeiht an der Luftmassengrenze eine kleine Frontalwelle von
Südbelgien zum Vogtland. Nördlich der Grenze kann es bis in tiefere Lagen nassen
Schnee geben, südlich der Welle bzw. der Luftmassengrenze regnet es. Gegen
Morgen soll in 850 hPa die 0-Grad Isotherme durch Südwestwinde in diesem Niveau
über NRW und Hessen etwas nach Norden vorankommen, so dass in diesen
Bundesländern der Schnee häufig in Regen übergeht. Im Raum Erzgebirge und
anfangs in den Thüringischen Mittelgebirgen fällt aber noch meist Schnee. Da am
Boden die Luftmassengrenze noch am Main liegen bleiben soll, bleibt es bei
leichten Nordostwinden noch recht kalt, so dass vorübergehend sogar gefrierender
Regen in der Simulation auftaucht. Durch den warmen Untergrund und durch die
Gegenstrahlung dürfte dies aber auf den Straßen kaum zu Problemen führen.
Hinsichtlich der Phase und den Schneemengen wird die Lage unsicher und die
entsprechenden Warnungen sollten, wenn, dann kurzfristig ausgegeben werden.
Südlich der LMG bleibt es windig und mild, mit Sturmböen auf höheren Bergen und
Minima zwischen 5 und 9 Grad mit den höchsten Werten am Oberrhein. Nördlich
davon tritt gebietsweise leichter Frost von 0 bis -3°C auf, lokal mit Glätte,
weil in den Norden von See her einzelne Schauer aufziehen. In der Nähe der
Luftmassengrenze kann es vor allem in höheren Lagen neblig werden.

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Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag ... Im Wesentlichen bleiben die Aussagen von heute früh bestehen.
Durch die Annäherung des Tiefs über Westeuropa kommt es auch bei uns zu
Druckfall von Westen her. Damit wird die Luftmassengrenze ganz allmählich, am
Nachmittag etwas forscher nach Nordosten gedrückt. Durch die kräftige WLA werden
Hebung und weitere Niederschläge ausgelöst, die sich verstärken. Damit ist dann
vom nördlichen NRW und dem südlichen Niedersachsen bis nach Sachsen
vorübergehend Schnee oder Schneeregen bis in tiefere Lagen möglich. So besteht
Glättegefahr vor allem durch Schneematsch. In der Mitte und im Süden regnet es
dagegen, in der Mitte am kräftigsten. Dort fallen häufig 8 bis 15 l/qm innerhalb
von 12 Stunden, in exponierten Staulagen um 20 l/qm. Ganz im Nordosten ist es
noch trocken. Die Höchstwerte liegen in der Nordosthälfte Deutschlands bei 3 bis
6 Grad, sonst bei 7 bis 12 Grad, ganz im Südwesten bis 16 Grad. Der Wind bleibt
in den Hochlagen markant warnwürdig und an der Küste Vorpommerns sind 7er Böen
aus Ost bis Südost nicht ausgeschlossen. Im Westen und in der Mitte sind steife
Windböen angesagt.

In der Nacht zum Freitag breiten sich die Niederschläge in den Nordosten aus und
hier kann es anfangs schneien mit Glättegefahr. In den anderen Gebieten regnet
es, wobei die Mengen etwas zurückgehen. Meist werden 5 bis 10 l/qm, in den
Staulagen aber bis 15 l/qm. Damit bleiben die bestehenden Dauerregenwarnungen
bis Freitagmorgen sinnvoll.
Die Tiefstwerte liegen im Norden bei -1 bis +1 Grad, in der Mitte und im
Südosten bei 2 bis 5 Grad und zwischen 5 und 9 Grad im Südwesten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren recht ähnlich


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden