DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-02-2024 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 05.02.2024 um 10.30 UTC



Anfangs windig bis stürmisch mit Dauerregen, dann recht warm, in der nächsten
Woche zunehmend kälter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 12.02.2024


Wir starten mit einer schleifenden Front über der Südhälfte Deutschlands in die
Mittelfrist. Dabei liegt ein Tief über dem nahen Atlantik vor den Britischen
Inseln, ein weiteres Tief liegt über Russland. In den Norden Deutschlands
strömen auf der Rückseite der Luftmassengrenze -5 bis -7 Grad, in den Süden +1
bis +3 Grad in 850 hPa ein. Im Umfeld der Luftmassengrenze fällt verbreitet
Niederschlag. Im Laufe des Donnerstags verlagert sich das Tief vor den
Britischen Inseln westwärts, die Front wird rückläufig und die kalte Luft
zusehends nach Norden verdrängt. In der Nacht zum Freitag fließen in den Süden
bis zu +8 Grad in 850 hPa, im äußersten Norden bleiben etwa -5 Grad liegen. Mit
der Verlagerung der Front verlagern sich auch die Niederschläge, wobei die
Schneefallgrenze mit Einschub milder Luft rasch ansteigt. Anfangs sind jedoch in
den Mittelgebirgen sowie im Norden und Nordosten noch Schnee oder Schneeregen
und Glätte möglich. Mit zusätzlicher Hebung durch einen Trog fallen die
Niederschläge regional kräftiger aus. Dauerregen ist im Zeitraum von 24 Stunden
vor allem in den zentralen und westlichen Mittelgebirgen wahrscheinlich.
Betrachtet man einen Zeitraum von 48 Stunden bis Freitagfrüh, steigt die
Wahrscheinlichkeit deutlich an und erreicht mit geringer Wahrscheinlichkeit auch
die Unwetterschwelle (>60 l/qm in 48 Stunden).

Am Freitag liegt das Tiefzentrum über dem Süden Englands und verlagert sich im
Tagesverlauf allmählich in die Nordsee. Die Front zieht mit und schiebt sich
langsam nordwärts aus Deutschland. Das Temperaturgefälle liegt am Abend zwischen
0 Grad an der dänischen Grenze und 9 Grad im Alpenvorland. Der Wärmezustrom in
der Höhe resultiert am Boden in unfassbar warmen Höchstwerten: bis 19 Grad im
Breisgau. Auch am Alpenrand dürften dank Föhnunterstützung örtlich um 18 Grad
erreicht werden. Einstellige Höchstwerte gibt es nur im Norden und Nordosten.
Mit der Front ziehen zwar auch die Niederschläge nordwärts, der Zustrom feuchter
Luft aus Südwesten reißt aber nicht ab, sodass neben dem Norden auch über der
Mitte gebietsweise Regen fällt. Im Stau der Mittelgebirge kann dieser länger
andauern, die Wahrscheinlichkeit für warnwürdige Mengen geht aber signifikant
zurück. Im Süden ist es über weite Strecken und lange Zeit niederschlagsfrei.

In der Nacht zum Samstag löst sich aus dem Tiefdruckkomplex über der Nordsee
respektive Südengland und dem Ärmelkanal ein Tief über der Biskaya bzw.
Südfrankreich, das am Samstag langsam in Richtung Normandie zieht. Gestützt wird
es von einem langen, aber schmalen Trog, ausgehend von Tiefdruckgebieten über
Grönland und dem Nordmeer. Auch in Deutschland breitet sich tiefer Luftdruck
aus. Das Tiefzentrum über der Nordsee füllt sich im Tagesverlauf langsam auf und
verschwindet voraussichtlich in der Nacht zum Sonntag aus den Karten. Auf der
Vorderseite des Troges über Westeuropa fließt milde bis sehr milde Luft nach
Deutschland und die Niederschläge lassen überall nach. Mit Südföhn am Alpenrand
sind erneut um 18 Grad möglich, sonst ist es zwar weniger warm, aber immernoch
sehr mild, nur an den Küsten und an der dänischen Grenze liegen die Maxima nur
um +6 Grad.

Am Sonntag liegt tiefer Luftdruck über Deutschland. Dabei bilden sich zeitweise
Tiefzentren über dem Land. Das steuernde Tief aber verbleibt über dem Norden und
Nordwesten Frankreichs. Es lenkt zunehmend wieder feuchte Luft nach Deutschland.
Der Zustrom milder Luft verebbt langsam. Aus dem Trog über Westeuropa tropft ein
Höhentief über Südfrankreich ab. Es zieht in der Nacht zum Montag in den
Löwengolf. Der Trog zieht sich etwas nach Norden zurück und reicht von
Skandinavien bis nach Schottland. Zeitgleich entwickelt sich aus einem schmalen
Band hohen Luftdrucks über dem Atlantik ein abgeschlossenes Hochdruckgebiet.

Am Montag liegt Deutschland zunächst unter tiefem Luftdruck, wobei das Zentrum
allmählich Richtung Osteuropa zieht. Über den Britischen Inseln etabliert sich
Hochdruckeinfluss. Der Trog über Nordeuropa kommt nicht recht voran. Die feuchte
Luft über Deutschland sorgt verbreitet für Regen. Die Trogachse schwenkt in den
Abend- und Nachtstunden über Norddeutschland hinweg. Auf der Vorderseite des
Hochs wird die kalte Luft aus dem Trog angezapft und nach Deutschland geführt.
Dabei sinkt die Temperatur in der Nacht zum Dienstag in 850 hPa überall unter 0
Grad, im Nordosten fließen bis -10 Grad ein. Entsprechend kälter wird es auch am
Boden, Frost und Glätte werden wieder ein Thema. Die Schneefallgrenze sinkt
teils bis in tiefe Lagen.

Am Dienstag weitet sich von Nordwesten her Hochdruckeinfluss aus. Die Luft
trocknet zusehends ab, die feuchte Luft wird an die Alpen gedrängt, was dort zu
längeren Regen- im Bergland Schneefällen führt. In nördlicher Strömung fließt
weiterhin kalte Luft (-3 bis -9 Grad in 850 hPa) ins Land.
Auch Mittwoch und Donnerstag sind aus heutiger Sicht hochdruckbestimmt mit
trockenem, aber in nördlicher Strömung kühlem Wetter.

Fazit: Nach anfänglicher Wärme lässt der aktuelle IFS Lauf in der kommenden
Woche deutlich kältere Luft nach Deutschland fließen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die ersten Tage der Mittelfrist sind noch einigermaßen konsistent. Die Anzahl
der Tiefdruckkerne zwischen den Britischen Inseln und Dänemark sowie ihre Lage
variieren zwar stark von Lauf zu Lauf, das ist bis Samstag aber unkritisch,
liegen wir doch in allen Varianten unter einem Keil in feuchter Luft. Ab Sonntag
gibt es keine Ähnlichkeiten mehr. Zwar wird weiter ein Tief am Boden berechnet,
allerdings nun direkt über Mittel- statt Westeuropa. Die Austrogung über
Westeuropa ist nun deutlich schwächer, die Advektion kalter Luft von Norden
gebremst. Statt Tiefdruck etabliert sich ab Montag ein Bodenhoch über den
Britischen Inseln, das so schnell auch nicht weichen will.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Vergleich mit anderen Modellen ergibt sich auch keine Konsistenz über die
Mittelfrist. Wobei bis Sonntag noch größere Ähnlichkeiten vorhanden sind. Dann
geht die Berechnung der Lage von Hoch- und Tiefdruckgebieten in allen Höhenlagen
und allen Modellen weit auseinander.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Cluster ergeben für den ersten Zeitschritt (Donnerstag und Freitag) vier
Lösungen, nahezu durchgehend NAO- und mit marginalen Unterschieden für
Deutschland. Zeitschritt zwei liefert (wenig verwunderlich) fünf Lösungen, alle
NAO-. Der Kontrolllauf liegt in Cluster drei (11 Member), der Hauptlauf in
Cluster zwei (12 Member). Die Unterschiede zwischen den Clustern eins bis vier
sind für die deutsche Vorhersage eher vernachlässigbar. Cluster fünf aber
liefert für den Montag einen veritablen Trog. Zeitschritt drei (erweiterte
Mittelfrist von Dienstag bis Donnerstag) liefert ebenfalls fünf Lösungen. Wobei
das Wetter von NAO- auf Blockierendes Hoch wechselt. Haupt- und Kontrolllauf
liegen in Cluster zwei, der mit 11 Mitgliedern nicht wesentlich wahrscheinlicher
ist als Cluster drei (9 Mitglieder). Allerdings liefert Cluster drei ein
wunderschönes Höhentief direkt über Deutschland, während Cluster zwei eher die
Hochdruckschiene fährt (siehe oben).

Die Rauchfahnen sind bis Samstag recht eng und weisen einen leichten, aber
stetigen Anstieg der Temperatur auf. Zeitgleich geht das Geopotential deutlich
zurück. Ab Sonntag geht der Spread auseinander, wobei die Temperatur sinkt, das
Geopotential steigt und der Hauptlauf bei der T850 aktuell ab Dienstag im
unteren Drittel der Ensembles rangiert. Beim Geopotential ist es umgekehrt. Beim
Niederschlag sprechen die deutlichen Ausschläge diese Woche Mittwoch bis Freitag
eine eindeutige Sprache: Regen, Regen, Regen. Anschließend sind die Signale
deutlich moderater.

Die Ensembles des GFS sehen von der Tendenz her ähnlich aus. Allerdings geht der
operationelle Lauf in der Temperatur nicht so weit zurück wie der des IFS.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Wind im Bergland mit Sturmböen oder schweren Sturmböen lockt den EFI nicht
hervor, auch der Föhn mit stürmischen Böen an und Sturmböen oder schweren
Sturmböen in den Alpen bleibt ohne Signal.

Weitaus signifikanter sind die positiven Temperaturabweichungen. Da gibt es im
EFI fast die Höchstwerte, der SOT bleibt allerdings deutlich dahinter zurück.
Außergewöhnlich warm, aber nicht extrem.

Auch beim mindestens markanten Dauerregen am Donnerstag springt der EFI an. Vor
allem in Staulagen der zentralen und westlichen Mittelgebirge sind Mengen um 30
l/qm in 24 Stunden wahrscheinlich. Mit geringer Wahrscheinlichkeit treten im
48-stündigen Zeitraum bis Freitagfrüh Mengen bis 70 l/qm auf, was ergiebigem
Dauerregen und somit Unwetter entspricht. Für die Flüsse im Westen und Norden
sowie über der Mitte wird meist ein 2- bis 5-jähriges Hochwasser-Ereignis
vorhergesehen.

Der mögliche Schneefall von 5 cm in 6 Stunden im Norden und Nordosten am
Donnerstag/Freitag entlockt dem EFI ebenfalls Signale, wenn auch deutlich
geringere als bei Temperatur und Regen. Die sich durchsetzende Milderung lässt
den Schnee auch nicht lang liegen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn