DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-02-2024 08:01
SXEU31 DWAV 030800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 03.02.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW a, Übergang zu NW z

WIND:
Heute an der See sowie teils ins Schleswiger und Vorpommersche Binnenland
ausgreifend stürmische Böen (Bft 8, bis 75 km/h). Im höheren Bergland ebenso
stürmisch, Gipfel im Osten und Südosten sowie der Alpen Sturm- und schwere
Sturmböen (Bft 9/10, 80 bis 100 km/h). Brocken orkanartige Böen (Bft 11, bis 110
km/h).
Nach vorübergehender Windabnahme in der zweiten Nachthälfte erneute Windzunahme,
vor allem im Norden und Nordosten sowie an den Ost- und Nordosthängen der
Mittelgebirge. Küsten und höheren Bergland stürmische Böen (Bft 8), Gipfellagen
Bft 9/10, Brocken und Fichtelberg Bft 11. Tagsüber stürmische Böen weiter ins
nördliche und nordöstliche Binnenland ausgreifend als heute; zudem auch in
einigen Leelagen stürmische Böen. Zum Abend hin abflauender Wind, an der See und
in den nördlichen, östlichen und zentralen Mittelgebirgen weiterhin Sturmböen
Bft 8/9, auf exponierten Gipfeln schwere Sturmböen, in der Nacht zum Montag
andauernd.
Am Montag an der Nordsee, in den nördlichen und östlichen Mittelgebirgen sowie
in deren Lee stürmische Böen, in den dortigen Kamm- und Gipfellagen Sturm- und
schwere Sturmböen. An der Vorpommerschen Ostseeküste nur anfangs noch stürmische
Böen. In der Nacht zum Dienstag im Norden und Nordwesten weiterhin windig mit
stürmischen Böen in Ostseenähe und Sturmböen Bft 8/9 an der Nordsee und im
küstennahen Binnenland. Darüber hinaus in den Hochlagen der nördlichen,
östlichen und zentralen Mittelgebirge weiterhin Sturmböen Bft 8/9, auf
exponierten Gipfeln darüber.

DAUERREGEN:
In den Staulagen von Harz, Thüringer Wald und Erzgebirge von Sonntagmittag bis
Montagmittag Dauerregen, dabei Niederschlagssummen zwischen 30 und 40, im
Oberharz um 50 mm, nicht auszuschließen.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland unter einer straffen nordwestlichen, anfangs noch
leicht antizyklonal gekrümmten Strömung. Diese resultiert aus einem Hoch mit
Schwerpunkt über Westfrankreich, das durch einen Trog über Osteuropa flankiert
wird. Der Trog zieht ostwärts ab, so dass sich die über Schottland und
Südskandinavien hinweg gerichtete Frontalzone bis über den südlichen Ural hinweg
nach Osten durchsetzt. In diese nordwestliche Strömung eingelagert greift eine
schwache Kaltfront schleifend auf den Norden und Nordosten Deutschlands über.
Hierdurch verstärken sich von der Küste bis in den Mittelgebirgsraum hinein die
Niederschläge etwas; mehr als 5 mm innerhalb von 12 Stunden zeichnen sich selbst
in den Staulagen nicht ab.
Im Bereich des Warmsektors frischt der Wind noch etwas auf. Im Norden und
Nordosten und in einigen freien Lagen Süddeutschlands sowie in den Leegebieten
der nördlichen, östlichen und zentralen Mittelgebirge sind Windböen Bft 7 zu
erwarten, im Küstenbereich treten stürmische Böen auf. In den Kamm- und
Gipfellagen der zuvor genannten Mittelgebirge sowie auf Alpengipfeln muss mit
Sturmböen Bft 8/9 gerechnet werden. Exponiert (Brocken, höhere Alpengipfel am
östlichen Alpenrand) sind schwere Sturmböen oder orkanartige Böen nicht
auszuschließen.
Mit Passage der Kaltfront flaut der Wind ab, so dass ab dem Abend Windböen auf
einige Küstenabschnitte und das Lee des Harzes und Sturmböen Bft 8/9 auf die
höheren Lagen der nördlichen, östlichen und zentralen Mittelgebirge beschränkt
sind.
Größere Auflockerungen gibt es nur äußersten Süden Deutschland, auch in
Küstennähe sind aufgrund von etwas Durchmischung ein paar Wolkenlücken
vorstellbar. Ansonsten hält sich mehrschichtige und weitgehend geschlossene
Bewölkung. Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 7 und 12 Grad wird es
deutschlandweit relativ mild.

In der Nacht zum Sonntag dringt die Kaltfront schleifend bis in den
Mittelgebirgsraum vor. Vor allem in den östlichen Mittelgebirgen verstärken sich
staubedingt die Niederschläge, im Bayerischen und Oberpfälzer Wald können
innerhalb von 12 Stunden mehr als 10 mm zusammenkommen. Zudem setzt
Warmluftadvektion ein, was die dann intensiveren Niederschläge erklärt.
In der zweiten Nachthälfte frischt dann der Wind wieder etwas auf. Bis ins
küstennahe Binnenland hinein, in den Leegebieten der Mittelgebirge sowie in
einigen freien Lagen Süddeutschlands setzen Windböen Bft 7 und an der Küste
stürmische Böen ein. In den Mittelgebirgen muss dann mit Sturmböen Bft 8/9 und
auf exponierten Gipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge mit schweren
Sturmböen gerechnet werden. Dabei bleibt es durchweg frostfrei.

Sonntag... läuft in der straff ausgeprägten Frontalzone ein zunächst flacher
Trog nach Süd-Südost ab, der sich nach Passage von Skandinavien intensiviert und
die Frontalzone über Osteuropa etwas nach Süden drückt. Dies lässt die Strömung
wieder leicht aufsteilen und auch über Mitteleuropa an Stärke zunehmen. Die
Annäherung der Frontalzone macht sich in Form einer weiteren Windzunahme
bemerkbar. Windschwach bleibt es dann nur in tieferen Lagen West- und
Südwestdeutschlands. Ansonsten setzen verbreitet Windböen Bft 7 ein, bis ins
nördliche und nordöstliche Binnenland hinein sowie in den Mittelgebirgen West-
und Süddeutschlands kommen stürmische Böen auf. In Küstennähe und in den
Leegebieten der nördlichen und östlichen Mittelgebirge kommt es vermehrt zu
stürmischen Böen, in den dortigen Kamm- und Gipfellagen gibt es schwere Sturm-
und auf dem Brocken orkanartige Böen. Zum Abend hin flaut der Wind nur wenig ab,
so dass sich dann um ca. 1 Bft geringere Böen ergeben. Gegenüber den gestrigen
Modellläufen ist die Windsituation sowohl heute als auch am Sonntag etwas
abgeschwächt worden.
Die strömungsparallel liegende Kaltfront wird als Warmfront rückläufig und lässt
in einem breiten Bereich vom Hochsauerland und Emsland bis hin zu den östlichen
Mittelgebirgen die Niederschläge (die durchweg als Regen fallen) andauern, so
dass in Staulagen weitere 10 bis 15 mm innerhalb von 12 Stunden hinzukommen
können. Für die Staulagen von Harz, Thüringer Wald und vor allem des Erzgebirges
wäre eine Warnung vor Dauerregen in Betracht zu ziehen.
Auflockerungen wind wie am Vortag auf den äußersten Süden und den küstennahen
Bereich beschränkt. Ansonsten bleibt die Bewölkung nahezu geschlossen. Gegenüber
heute ändern sich die Temperaturen kaum.

In der Nacht zum Montag wird die nordwestliche Strömung wieder ein wenig
antizyklonaler, was die Warmfront zögernd und weiterhin schleifend nach
Nordosten drückt. In einem breiten Streifen von der Nordsee bis in die
Niederlausitz und bis in den Erzgebirgsraum hinein dauern die Niederschläge an.
Hebung, die durch den nach Südosten ablaufenden Trog generiert wird, bewirken
eine Intensivierung dieser Niederschläge, so dass dann großflächig 10 bis 15, in
Staulagen um 20 mm Niederschlag simuliert werden. Im westlichen Bergland hört es
dagegen auf zu regnen.
Im Norden Deutschlands, d.h. im Bereich der subpolaren Luftmasse, von Kaltluft
kann ja keine Rede sein) fächert der Gradient auf, so dass warnrelevante Böen in
einem breiten Streifen von der Nordsee bis in den Berliner Raum hinein weniger
wahrscheinlich sind. Weiter nach Nordosten hin sind jedoch weiterhin Windböen
Bft 7, in Ostseenähe stürmische Böen und an der Vorpommerschen Küste noch
einzelne Sturmböen Bft 9 zu erwarten. In Frontnähe und auf der warmen Seite,
d.h. zwischen Ems, Niederrhein, Neiße und den östlichen Mittelgebirgen, ergibt
sich gegenüber Sonntag keine wesentliche Änderung der Windsituation, d.h. es
treten weiterhin verbreitet Windböen Bft 7 und in höheren Berglagen Sturmböen
Bft 8/9 und auf exponierten Gipfeln schwere Sturm- und orkanartige Böen auf.
Lediglich in einigen tieferen Lagen West- und Süddeutschlands flaut der Wind
noch etwas ab.
Wie bereits in den Nächten zuvor bleibt es deutschlandweit frostfrei.

Montag... läuft an der Warmfront eine Welle über Nordschottland hinweg nach
Osten ab, was die Warmfront vollends nach Nordosten drückt. Hierdurch
konzentriert sich das Niederschlagsgeschehen auf den Nordosten Deutschlands,
hauptsächlich auf die Gebiete nordöstlich der Elbe, wobei noch einmal 5 bis über
10 mm innerhalb von 12 Stunden hinzukommen können. Von Rügen bis zum Oderhaff
ist dabei vorübergehend die feste oder Mischphase nicht ganz auszuschließen.
Aufgrund der milden Vorgeschichte bleibt jedoch nichts liegen und es droht auch
keine Glätte.
In den anderen Gebieten bleibt es weitgehend niederschlagsfrei, im Westen und
Süden Deutschlands ist gegenüber dem Wochenende wieder vermehrt mit
Auflockerungen zu rechnen. Absinken im Bereich eines Hochkeils, der sich von
Frankreich her nach Süddeutschland schiebt, lässt die Bewölkung in Teilen
Süddeutschlands größtenteils verschwinden. Das Ergebnis ist ein weiterer
leichter Temperaturanstieg auf 10 bis 15 Grad, im Alpenvorland vielleicht auch
noch etwas darüber. Nur im Nordosten und ganz im Norden wird es mit 6 bis 10
Grad noch nicht so mild.
Nach wie vor verdient die Windsituation Beachtung. In einem breiten Bereich von
der Nordsee und vom Niederrhein bis in den östlichen Mittelgebirgsraum hinein
sind weiterhin verbreitet Windböen Bft 7, in den Leegebieten der dortigen
Mittelgebirge stürmische Böen und in Hochlagen Sturmböen Bft 8/9 zu erwarten.
Auf exponierten Gipfeln kommen weiterhin schwere Sturmböen zustande. Weiter nach
Süden hin sind Windböen Bft 7 auf freie Lagen beschränkt, aber auch auf
Alpengipfeln und dort vor allem zum östlichen Alpenrand hin muss ebenfalls mit
Sturmböen Bft 8/9 gerechnet werden. An der Vorpommerschen Ostseeküste treten
anfangs noch Wind- und exponiert einzelne stürmische Böen auf. Mit der
Verschiebung der Warmfront nach Nordosten flaut dort der Wind jedoch zusehends
ab.

In der Nacht zum Dienstag wird die o.g. Frontalwelle nach Jütland gesteuert. An
deren Südflanke erfolgt eine erneute Gradientverschärfung. Hierdurch kommen im
Norden und Nordosten Deutschlands wieder Windböen Bft 7 und im Lee der
nördlichen, östlichen und zentralen Mittelgebirge stürmische Böen auf, in deren
Kamm- und Gipfellagen erreicht der Wind in Böen Sturmstärke, auf dem Brocken und
Fichtelberg sind schwere Sturmböen möglich. Zudem muss bis weit ins küstennahe
Binnenland hinein mit stürmischen Böen und in Nordseenähe sowie in Nordfriesland
mit Sturmböen Bft 9 gerechnet werden. Im Westen und Süden sind warnrelevante
Böen auf die Mittelgebirge beschränkt, auf höheren Berggipfeln sind jedoch auch
dort Sturmböen nicht ganz auszuschließen.
Aufgrund der Nähe zur Frontalzone sind im Norden und Nordosten Deutschlands
weitere Niederschläge zu erwarten, wobei sich Mengen bis knapp über 10 mm
innerhalb von 12 Stunden nur noch zur dänischen Grenze und auf Rügen abzeichnen.
Wie bereits in den Nächten zuvor bleibt es deutschlandweit frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Hinsichtlich einer möglichen Dauerregensituation, die sich anhand
weiter zurückliegender Modellläufe abgezeichnet hatte, ergibt sich weiterhin
keine Konsistenz. Signale für warnrelevante Niederschlagssummen lassen sich in
einigen Staulagen finden, so dass dort eine derartige Warnung überlegenswert
wäre.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann