DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-01-2024 18:01
SXEU31 DWAV 311800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 31.01.2024 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Lebhafter, zeitweise stürmischer Wind im Norden.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
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Aktuell ... nähert sich von der Nordsee her eine langgestreckte Kaltfront
ausgehend von dem Orkantief Magrit (Ingunn) über dem europäischen Nordmeer mit
einen Kerndruck von 945 hPa und greift in der Nacht zu Donnerstag auf
Nordwestdeutschland über. Damit verstärkt sich der Druckgradient und es kommt zu
einer Windverschärfung zunächst an der Nordseeküste, später mit Verlagerung der
Frontalzone nach Südosten auch an der Ostseeküste und im angrenzenden
Binnenland. Im Küstenumfeld werden Bft 8, exponiert auch bis Bft 9 aus anfangs
Südwest, nach Fontpassage aus Nordwest erwartet. Im nördlichen Binnenland sind
verbreitet Böen Bft. 7 wahrscheinlich. Mit Verlagerung der Kaltfront nach
Südosten öffnet sich im Norden leicht der Gradient. Der Wind lässt etwas nach,
so dass sich ausgangs der Nacht von Westen her die stürmischen Böen an den
Küsten und auch die Windböen im Binnenland nachlassen. Es hält sich aber
weiterhin ein lebhaftet Nordwestwind.

Hinter der langgestreckten Kaltfront ist über dem europäischen Nordmeer ein
ausgeprägter und mit hochreichend Kaltluft gefüllter Langwellentrog zu finden,
der im Laufe der Nacht auch auf Skandinavien übergreift. Auch wenn seine
Trogachse auf den Norden von Deutschland übergreift, bleibt die höhenkälteste
Luft über Skandinavien. Der Trog wird von einem hochreichenden und umfangreichen
Hochdruckgebiet über dem Ostatlantik und Westeuropa nach Südwesten zu blockiert.


Im Vorfeld der Kaltfront liegen die 850 hPa Temperaturen zwischen 0 und +7 Grad.
Postfrontal fließen Luftmassen mit 850 hPa Temperaturen bis - 5 Grad ein.
Ausgangs der Nacht befindet sich die Kaltfront etwas quer über Deutschland und
erstreckt sich etwa von der Eifel bis zur Lausitz. Entlang der Front kommt es
neben den verstärkten Wind auch zu Niederschlägen, mit 3 bis 7 l/qm fallen diese
aber eher moderat aus. Dennoch sinken postfrontal auch die Schneefallgrenzen
(800 m bis 1000 m), so dass in den höchsten Lagen der Mittelgebirge etwas
schneien kann. Da dann die Hauptniederschläge aber schon durch sind, wird sich,
wenn überhaupt, nur wenig Schnee akkumulieren. Prefrontal, bleibt es vor allem
am Alpenrand aufgelockert, so dass die Ausstrahlung dort ungehindert gute
Dienste vollbringen kann und leichter Frost mit Tiefstwerten bis -1 Grad
wahrscheinlich ist. Sonst bleibt es überwiegend Frostfrei mit Tiefstwerten
zwischen 6 und 3 Grad.

Donnerstag ... verlagert sich der nordeuropäische Trog langsam ostwärts, während
dessen kann sich die umfangreiche und eher warme Antizyklone bis nach Island
ausweiten. Der Druckgradient zwischen dem Trog und dem Hoch bleibt auch am Tage
recht stark und verschärft sich wenn im Laufe des Vormittags wieder ein
schwacher Randtrog auf den Nordosten Deutschlands übergreift. Dann sind im zum
einen im Küstenumfeld und in Vorpommern Sturmböen Bft. 8-9 und im angrenzenden
Binnenland Böen Bft. 7 bis 8 wahrscheinlich. Abends lässt die Böigkeit etwas
nach


Die Kaltfront verlagert sich rasch bis zu den Alpen und sorgt dort für
Niederschläge die zunehmend in Schnee (> 1000 m) übergehen. Dort könnte durchaus
eine Schneefallwarnung Sinn ergeben, da bis Freitag früh Mengen zwischen 5 und
10 cm denkbar sind, oberhalb 1500 m wohl auch deutlich mehr.

Mit dem sich annähernden Hochdruckgebiet von Westen her gerät die Frontalzone
nachts unter Absinken, so dass die Niederschläge langsam nachlassen. Im
äußersten Südosten halten sich die Niederschläge aber bis Freitag früh.

Wie oben bereits erwähnt, nähert greift die Antizyklone auch auf Mitteleuropa
über. Deutschland bleibt aber auf der Ostflanke des Hochs. An der Nordflanke
wird kräftige WLA um das Hoch in Richtung Mitteleuropa geführt und beeinflusst
auch die Nordhälfte von Deutschland. Bereits abends gelangt in den Nordwesten
her starke Bewölkung und nachfolgend setzt auf der Vorderseite der Warmfront
auch Regen ein. Zwischen der aufziehenden Bewölkung um Norden und der langsam
nachlassenden Bewölkung im Südosten des Landes bleibt es in der Mitte teils
aufgelockert oder klar. Dort kann sich nachts wieder Nachtfrost bilden.

Auch der Druckgradient verschärft sich zeitweise mit der Warmfrontpassage, so
dass es ausgangs der Nacht zu Freitag auch wieder zu Windböen Bft. 6- 7 im
Nordseeküstenumfeld gibt. Hinter der Warmfront gelangen sehr milde Temperaturen
mit 850 hPa bis +10 Grad nach Deutschland.

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Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag ... verlagert sich die Warmfront rasch nach Osten und zieht bereits am
Nachmittag nach Polen ab. Leichte bis mäßige Niederschläge gibt es vor allem im
Norden und in der Mitte, nach Südwesten hin lässt die Nähe zum Hochdruckeinfluss
die Niederschläge versiegen bzw. es lockert dort auch auf. Während im Norden
weiterhin der kräftigen Druckgradienten für einen lebhaften Wind sorgt, bleibt
es im Süden etwas aufgefächert und vergleichsweise schwachwindig.


Modellvergleich und -einschätzung
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Im Gro simulieren die Modelle alle das selbe Szenario, jedoch gibt es zum einen
Unterschiede wie stark der Druckgradient exakt und dementsprechend auch die Böen
sind, und zum anderen wie weit am Freitag die Warmfrontniederschläge bis nach
Süden vorankommen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christina Speicher