DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-01-2024 09:01
SXEU31 DWAV 300800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 30.01.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL NWa
Zeitweise Tiefdruckeinfluss. An Küsten zeitweise stürmische Böen. Sonst
voraussichtlich keine markanten Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... verlagert der kräftige Höhenrücken, der in den vergangenen Tagen
Teilen Deutschlands erste zarte Frühlingsgefühle gebracht hat, seinen
Schwerpunkt nach Osteuropa. Gleichzeitig kann von Westen ein Kurzwellentrog
Einfluss auf das Vorhersagegebiet nehmen. Zu dem Trog gehört auch ein Bodentief,
das auf den Namen Loki hört. Seine Kaltfront wird auf der Trogvorderseite im
Tagesverlauf ost-südostwärts gedrückt. Dichtere Wolkenfelder haben bereits den
Westen und Nordwesten erreicht und breiten sich im Tagesverlauf über die Mitte
bis in den Südosten aus. Am längsten freundlich mit Sonnenschein ist es
allgemein im Süden und Südosten sowie auch noch länger Zeit von Sachsen bis nach
Berlin.

Mit der Kaltfront sind zudem leichte Niederschläge verbunden. Die aktuellen
Radarbilder zeigen ebenfalls bereits Niederschlagsechos. Die Grundschicht ist
aber aufgrund der alten Absinkinversion noch so trocken, dass der Niederschlag
noch nicht den Boden erreicht. Im Tagesverlauf sättigt das Profil zwar zunehmend
auch bis in die bodennahen Schichten. Große Niederschlagsmengen sind aber nicht
zu erwarten. Je weiter die Kaltfront ins Landesinnere vorstößt, desto
schwieriger wird es, dass wirklich Regen den Boden erreicht - zu mächtig ist die
bodennahe trockene Schicht.

Viel Spannung ist auch sonst nicht beim Wettergeschehen zu finden. Es wird
erneut ein ziemlich milder Tag mit Maxima zwischen 5 Grad in Ostbayern und bis
14 Grad am Nordrand von Sauer-Siegerland sowie am Oberrhein und in höheren Lagen
Süddeutschlands (z.B. Hohenpeißenberg).

Das einzige Warnkriterium im Tageverlauf ist der Böhmische Wind. Dieser ist in
der Nacht aufgrund geringerer Temperaturgegensätze etwas eingeschlafen, wird
aber tagsüber wieder zulegen. Die Maxima im Böhmischen Becken liegen oft nur im
unteren einstelligen Bereich, während in Sachsen teils zweistellige Höchstwerte
erwartet werden. Damit gibt es in Teilen von Ostsachsen Windböen Bft 6/7 aus
Süd- bis Südost. Hochauflösende Modelle zeigen zudem eine erhöhte
Wahrscheinlichkeit für einzelne stürmische Böen (Bft 8) für anfällige und gut
gelegene Tallagen - Beispiel Großpostwitz-Denkwitz.

Im Laufe des Nachmittags macht sich im Nordwesten auch immer mehr der
postfrontal zunehmende Gradient bemerkbar. Zunächst gibt es an der Nordsee
Windböen (Bft 7) aus Südwest, zum Abend greift dieser auch auf das angrenzende
Binnenland aus und an der Nordsee kann es dann mit Winddrehung auf West bis
Nordwest auch einzelne stürmische Böen geben.

In der Nacht auf Mittwoch greift die Kaltfront allmählich auch auf den Süden und
Südosten über, wobei der Alpenrand wahrscheinlich gar nicht mehr erreicht wird.
Es bleibt dabei, dass es oft nur dichtere Wolkenfelder und kaum Niederschlag
fällt. In Ostbayern und entlang sowie südlich der Donau gibt es in Tal- und
Muldenlagen nochmal leichten Frost (Bergland wie üblich milder). Wenn es der
Niederschlag in Ostbayern schafft den Boden zu erreichen, so kann dort
gefrierender Regen nicht ausgeschlossen werden. Es bleibt aber fraglich, ob das
überhaupt klappt.

Postfrontal gibt es mit dem nachrückenden Trog und der Höhenkaltluft im Norden
noch etwas schauerartige Niederschläge, die sich in der zweiten Nachthälfte in
den Nordosten zurückziehen.

Wind bleibt weiterhin ein Thema im Norden des Landes, während dem Böhmischen
Wind allmählich die Puste ausgeht. Der Schwerpunkt des Windes verlagert im Laufe
der Nacht von der Ost- zur Nordsee. Es gibt vornehmlich Windböen und exponiert
einzelne stürmische Böen. Ausgangs der Nacht treten im Nordseeumfeld schon keine
warnwürdigen Böen mehr auf. Der Wind weht vornehmlich aus westlichen Richtungen.


Postfrontal kann es in Richtung Rheinland-Pfalz und dem Saarland größere
Auflockerungen geben und in der Folge leichten Nachtfrost und örtlich Glätte.

Mittwoch... sind Tief und Trog bereits abgezogen und es macht sich ein
kurzwelliger Rücken bemerkbar, der auch Boden den Druck wieder ansteigen lässt.
Dabei liegt der Schwerpunkt der Hochs über dem Süden des Landes. Mit dem
Hochdruckgebiet dominiert ruhiges Wetter und die Grenzschichtproblematik spielt
wieder eine Rolle. Das erkennt man auch schön beim Blick auf die
Prognosesoundings, die erneut die obligatorische Absinkinversion zeigt. Diese
liegt im Süden bei etwa 800 hPa, weiter nach Norden zum Teil bei 900 bis 950
hPa. Es wird Regionen geben, wo sich hochnebelartige Bewölkung hartnäckig hält
und andere wo die Sonne länger scheint. Letzteres gilt für bevorzugte Leelagen,
den Alpenrand und den Nordosten des Landes.

Am Nachmittag macht sich im Nordwesten bereits wider WLA bemerkbar, zunächst mit
hohen und nachfolgend mittelhohen Wolkenfeldern.

Der Wind flaut im Tagesverlauf zunächst überall ab, lebt dann aber am Nachmittag
im Nordwesten wieder stark böig auf. Zunächst werden im Nordseeumfeld Windböen,
zum Abend dann auch stürmische Böen erwartet.

Am wärmsten wird es im Südwesten mit bis zu 11 Grad, während in Ostbayern und an
der Vorpommerschen Ostseeküste nur um 5 Grad erwartet werden.

In der Nacht auf Donnerstag greift von Westen her ein breiter Langwellentrog
allmählich auf Deutschland über. Dazu gehört ein imposantes Orkantief (Margrit)
vor der Nordnorwegischen Küste, das den Küstenbewohner dort Böen um 170 km/h
bringen dürfte.

Bei uns macht sich das Tief durch seine Kaltfront bemerkbar, die den Nordwesten
im Laufe der Nacht mit einem Niederschlagsband erreicht. Dieses Band breitet
sich bis zum Morgen bis in die mittleren Landesteile aus. Mit der Kaltfront kann
es auch mal etwas stärker regnen, insbesondere in Staulagen. Die Mengen
verbleiben aber unter den Warnschwellen.

Die Warnschwellen werden allerdings beim Wind überschritten. Dies gilt vor allem
für den Norden, wo im erweiterten Nordseeumfeld mit Frontpassage Windböen aus
West zu erwarten sind. Direkt an der See gibt es stürmische Böen, exponiert auch
einzelne Sturmböen. In der zweiten Nachthälfte lässt der Wind postfrontal aber
schon wieder nach. Auch in höheren Mittelgebirgslagen gibt es starke bis
stürmisch Böen, der Brocken schafft es bis auf Böen bis Bft 11.

Im Süden ist die Wolkendecke noch länger aufgelockert. An der unteren Donau und
im Bodenseeumfeld kann sich wieder dichter Nebel bilden.

In höheren Berglagen sowie entlang und südlich der Donau ist leichter Frost zu
erwarten.


Donnerstag... erreicht die Kaltfront den Süden des Landes. Dahinter dreht die
Höhenströmung auf nordwestliche Richtungen und maritim geprägt Polarluft strömt
nach Deutschland.

Während es am Vormittag über dem Süden noch länger Zeit regnet, ziehen sich die
Niederschläge am Nachmittag an die Alpen zurück wo mit der nordwestlichen
Höhenwindkomponente ein gewisser Staueffekt in Gang kommt. Die Mengen bleiben
aber weiterhin nicht warnwürdig.

Im höheren Bergland fällt etwas Schnee. Da der Niederschlag aber rasch aufhört,
wenn die Kaltluft übergreift, halten sich die Mengen sehr in Grenzen. Nur direkt
an den Alpen kann es staubedingt mal für einen nennenswerte Neuschneeauflage von
5 bis 10 cm reichen, in Lagen oberhalb von 1500 m auch nochmal deutlich mehr.

Der Wind ist im Norden weiterhin böig unterwegs, wobei sich der Schwerpunkt am
Nachmittag in den Osten verlagert. Zunächst sind in Schleswig, später auch in
Vorpommern starke bis stürmische Böen zu erwarten. An der Nordsee gibt es
anfangs noch einzelne stürmische Böen, später nur noch Windböen. An der Ostsee
sind nachmittags am Kap Arkona auch einzelne Sturmböen (Bft 9) möglich.

Mit der eingeflossenen Kaltluft werden nur Höchstwerte zwischen 3 und 10 Grad,
am Oberrhein bis 11 Grad erwartet.

In der Nacht auf Freitag verstärkt sich von Westen der Hochdruckeinfluss. In der
Höhe verbleibt Deutschland in einer nordwestlichen Höhenströmung. An den Alpen
halten die Stauniederschläge mit abnehmender Tendenz noch an und hören zum
Morgen auf. Damit sind noch ein paar wenige Zentimeter Neuschnee möglich.

Vor allem über der Mitte des Landes lockert die Wolkendecke stärker auf, sodass
es dort verbreitet leichten Frost mit 0 bis -3 Grad gibt. Mit der Restfeuchte
ist auch etwas Glätte möglich.

Über dem Norden macht sich WLA bemerkbar. Neben dichten Wolkenfeldern erreichen
den Nordwesten auch leichte Regenfälle. Dort bleibt es mit Werten zwischen 6 und
3 Grad auch am mildesten.

Der Wind lässt weiter nach. An der Ostsee gibt es in der ersten Nachthälfte noch
Windböen, exponiert sind anfangs einzelne stürmische Böen nicht ausgeschlossen.
In der zweiten Nachthälfte sind an der Nordsee wieder Windböen möglich.

Modellvergleich und -einschätzung
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Es lassen sich im Kurzfristzeitraum keine signifikanten Unterschiede finden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer