DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-01-2024 08:01
SXEU31 DWAV 290800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.01.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: SWa

Unter Hochdruckeinfluss meist ruhiges Wetter. Dienstag zum Mittwoch schwache
Kaltfrontpassage. Küsten und Bergland zunehmend stürmisch. Mild bis sehr mild.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... starten wir in eine recht ruhige Wetterwoche, die sich erst nach der
Wochenmitte etwas windiger gestaltet.

Auf der synoptischen Bühne dominiert die Kurzfrist über ein umfangreicher
Höhenkeil, dessen Achse zunächst u.a. über Deutschland liegend sich zunehmend
nach Osteuropa verschiebt. Der einzige Blickfang ist ein Trogresiduum vor den
Toren Westeuropas, das unter Verkürzung der Amplitude bis morgen zur Nordsee und
am Mittwoch in Richtung Baltikum zieht. Im IFS-ENS wird das begleitende
Bodentief mit einer zunehmenden Memberstreuung unter nur geringer
Intensitätsschwankung nordostwärts geführt. Diese Bodentiefpassage drückt im
Tagesverlauf des Dienstags eine wetterinaktive Kaltfront nach Deutschland, die
auch die einzige Frontpassage während dieser Kurzfrist darstellt.

Heute gönnt uns der Keil nach Auflösung regionaler nächtlicher Nebelfelder
beinahe deutschlandweit noch einmal einen überwiegend freundlichen Tag, teils
auch mit längerem Sonnenschein.
Ganz im Nordwesten sorgt zunehmende WLA stromab des Troges für den Durchzug
ausgedehnter Wolkenfelder, sodass besonders im Umfeld der Deutschen Bucht die
Sonne kaum zu sehen ist. Derweilen kann es in Richtung Bayerischer Wald im
Bergland fast den vollen Sonnenanteil geben (etwas über 9h). Es bleibt
deutschlandweit trocken.

Die Mitternachtsaufstiege zeigen das, was die numerischen Vorhersagesoundings
erwarten ließen: eine umfangreiche Absinkinversion mit leicht schwankender
Inversionsnase - Idar-Oberstein gar mit knapp 13 Grad in 850 hPa. Noch
beeindruckender ist der Feuchtegehalt der Inversion. Mit einem Taupunkt von -41
Grad in 850 hPa und den angesprochenen 13 Grad als Temperaturwert liegen die
RH-Werte in dem Höhenbereich bei 1 oder 2 %! Im Bergland gemessen liegen diese
zwischen 10 und 20%.
Mit der Inversion klettern die Maxima im Bergland heute auf ungewöhnlich milde
13 bis 16 Grad, während sonst abseits der Orografie "nur" 7 bis 10 Grad erreicht
werden. In Leelagen sowie in allgemeine etwas exponierten Lagen werden hingegen
durchweg niedrige zweistellige Höchstwerte erwartet.

Der Wind kommt im Süden schwach aus Südost, sonst mäßig aus Südwest mit
einzelnen stürmischen Böen auf dem Brocken. Dank einer kälteren (sprich: leicht
frostigen) und feuchten Grenzschicht (Hochnebel) über dem Böhmischen Becken
kommt ein schwacher Böhmischer Wind in Gang mit wiederholten Böen Bft 7 aus Süd
bis Südost, der die Höchstwerte in Richtung Elbsandsteingebirge/Lausitzer
Bergland in den unteren einstelligen Bereich drückt.

Die Nacht zum Dienstag verläuft ohne großartige Änderungen. In Richtung Bayern
ist es teils länger klar, entlang der Küsten oft bedeckt und dazwischen wird ein
Wechsel aus dichten Wolkenfeldern mit größeren Auflockerungen erwartet. Die
Tiefstwerte weisen ein entsprechendes Gefälle auf mit milden +6 Grad im Umfeld
der Deutschen Bucht und frostigen -7 Grad in Richtung Niederbayern. Der
überwiegend aus südlicher Richtung wehende Wind (Südost im Süden, Südwest im
Norden) spielt warntechnisch keine Rolle und selbiges gilt auch für den
Böhmischen Wind, dem allmählich "die Puste ausgeht".


Dienstag... beginnt sich die Keilachse abzuschwächen und das Geopotenzial fällt
von Nordwesten her dank der Annäherung des Troges inkl. des Bodentiefs. Beide
liegen zum Abend über der Nordsee bzw. Deutschen Bucht und sorgen dann fast
deutschlandweit für eine zyklonal geprägte Strömung.

Im gesamten Süden und Osten ist davon nicht viel zu spüren, denn auch dieser Tag
verläuft neben teils ausgedehnten Wolkenfeldern insgesamt recht freundlich,
besonders in Richtung Lausitz und Niederbayern/Alpenvorland scheint die Sonne
erneut den Großteil des Tages. Niederschlag fällt keiner.
Ansonsten verdichtet sich die Bewölkung dank verstärkter WLA von Westen und
sorgt zum Nachmittag/Abend im gesamten Westen für einen wolkenverhangenen
Tagesausklang. Die Numerik simuliert besonders von der Eifel bis nach Hamburg
dann auch einzelne Tropfen, viel wird es aber nicht und es muss auch erstmal die
trockene Inversionsschicht angefeuchtet werden. Von daher wäre es nicht
verwunderlich, wenn es in den größten Bereichen Westdeutschlands trocken bleibt.


Die Höchstwerte verbleiben mit 7 bis 14 Grad im sehr milden Bereich, wobei die
höchsten Werte erneut im Bergland erwartet werden. In Richtung Niederbayern
kommen die Maxima bei einem schwachen südöstlichen Wind nicht über 5 bis 7 Grad
hinaus. Ansonsten weht ein mäßiger, im Nordwesten zunehmend auch frischer
Südwestwind. Im Umfeld der Deutschen Bucht treten wiederholt Bft 6/7 Böen auf
mit schwachen markanten Böen auf dem Brocken (Bft 8).

Die Nacht zum Mittwoch wird geprägt von der inaktiven Kaltfrontpassage, die die
präfrontalen +4/+5 Grad in 850 hPa durch, der Jahreszeit angepasste, -2/-3 Grad
ersetzt. Dabei fällt aus starker Bewölkung zeitweise etwas Nass, viel wird es
jedoch nicht. Postfrontal lockert die Bewölkung im Norden nach Mitternacht
wieder auf und präfrontal verläuft die Nacht südlich der Donau noch meist klar
oder locker bewölkt. Ein kleines Achtungszeichen gibt es und zwar für Bayern, wo
ggf. einzelne Tropfen auf frostigen Boden fallen könnten. Allerdings ist das
Niederschlagsfeld aus heutiger Sicht so "zerfleddert", dass noch schwer
abzuschätzen ist, wie groß dieser Überlapp letztendlich ausfällt. Etwas Glätte
kann aber z.B. nach ICON nicht ausgeschlossen werden. Im Zuge der Anfeuchtung
der Grenzschicht nimmt die Nebelneigung über der westlichen Mitte zu (Saarland,
Rheinland-Pfalz bis Hessen).

Der Westwind frischt im Küstenumfeld immer wieder böig auf (Bft 7, exponiert
auch mal die Bft 8), auf dem Brocken werden Sturmböen Bft 9 erwartet. Sonst
kommt der mäßige, im Norden starke Westwind jedoch unterhalb jeglicher
Warnschwellen daher.
Die Tiefstwerte liegen je nach Bewölkungsverteilung zwischen +6 und -3 Grad.



Mittwoch... steigt der Bodendruck von Südwesten wieder an und überläuft die dort
liegende Bodenkaltfront, sodass deren eh überschaubare Wetteraktivität immer
weiter abgeschwächt wird. Die dichten Wolkenfelder über Süddeutschland bekommen
im Tagesverlauf immer größere Lücken, vielleicht gibt es hier und da noch
einzelne Tropfen.

Auch sonst tummelt sich noch recht viel Restfeuchte unterhalb einer durch die
seichte Kaltfrontpassage geformten Inversion zwischen 850/900 hPa, sodass der
Tag besonders in den Nordstaulagen des zentralen Mittelgebirges bis weit in den
Tag hochnebelartig trüb verläuft, teils auch mit zähem Bodennebel. Besonders im
Norden/Nordosten bekommt die dichte Wolkendecke im Tagesverlauf größere
Wolkenlücken, bevor zum Nachmittag auch im restlichen Land die Sonne hier und da
in Erscheinung tritt. Abgesehen von einzelnen Tropfen bleibt es sonst
deutschlandweit trocken.

Die Höchstwerte liegen zwischen 7 und 12 Grad, mit den höchsten Werten am
Oberrhein.

Im Zuge einer Sturmtiefpassage über dem Europäischen Nordmeer (IFS-ENS
Memberbündelung zwischen 950 hPa und 955 hPa!) bleibt der Südwestwind im
Küstenumfeld stark böig mit stürmischen Böen auf Helgoland und auf dem Brocken,
während sonst weiterhin ein mäßiger bis starker Südwestwind dominiert.

In der Nacht zum Donnerstag erreicht das Sturmtief Nordland (Norwegen) unter
leichter Auffüllung, während das Geopotenzial westlich von Irland ansteigt und
folglich die Höhenströmung über Deutschland mehr auf Nordwest kippt. In diese
eingelagert erfasst im Verlauf der Nacht eine markante Kaltfront den Norden und
Westen Deutschlands mit kräftigem Regen, während nach Süden zu hoher Luftdruck
erneut für eine ruhige, jedoch meist wolkenverhangene Nacht sorgt.

Der Wind aus überwiegend westlichen Richtungen gewinnt im Küstenumfeld sowie im
exponierten Bergland weiter an Kraft mit markanten Böen Bft 8 bis 9, auf dem
Brocken/Fichtelberg Bft 10. Im Tiefland kommt der Westwind frisch bis stark
daher bei Tiefstwerten zwischen +6 und 0 Grad, im Bergland um -2 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Innerhalb der Numerik ergeben sich die Kurzfrist über keine nennenswerten
Diskrepanzen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy