DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-01-2024 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 28.01.2024 um 10.30 UTC



Sehr mild. Im Norden leicht wechselhaft, teils windig. Nach Süden stabiler, aber
nicht gänzlich störungsfrei. Zum Ende der Woche wieder allgemein zunehmender
Tiefdruckeinfluss.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 04.02.2024


Zu Beginn der Mittelfrist am Mittwoch liegt zunächst ein Kurzwellentrog samt
korrespondierendem Bodentief über Südskandinavien, verlagert sich rasch über die
Ostsee zum Baltikum. Die Ausläufer reichen mit leichten Niederschlägen anfangs
noch in den Osten, eine Feuchtezone liegt ebenfalls noch quer über Deutschland,
so dass häufig stärkere Bewölkung überwiegt, hier und da kann es eventuell
tröpfeln. Der zunächst im Ostseeküstenumfeld starke bis stürmische Wind lässt
nach. Es ist mild bis sehr mild, die 850 hPa Temperaturen liegen meist bei 2 bis
5 Grad. Im Laufe der Nacht zum Donnerstag nähert sich der nächste
Kurzwellentrog, das korrespondierende Bodentief liegt im Nordmeer vor der
norwegischen Küste und das Frontensystem erreicht den Nordwesten Deutschlands im
Nachtverlauf mit Regen. Die Höhenströmung dreht zunehmend auf Nordwest, so dass
eine etwas kühlere Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen um 0, im Norden bis -4
Grad einsickert. Der Südwest- bis Westwind frischt dabei bereits ab den
Abendstunden vorübergehend erst an der Nordsee, später auch an der Ostseeküste
stark bis stürmisch auf, exponiert Sturmböen. In der Mitte und im Süden geringer
bewölkt und niederschlagsfrei.

Am Donnerstag wölbt sich über dem nahen Ostatlantik und Westeuropa zunehmend ein
Keil auf, der Bodenluftdruck steigt von Südwesten. Damit dreht die Strömung noch
weiter auf Nordwest und das Frontensystem - genauer eine Kaltfront, die in die
Warmfront des nachfolgenden Tiefs über dem Nordatlantik rückläufig wird - kommt
zunächst mit Niederschlag bis in den Süden voran. Ein paar Schneeflocken fallen
dabei höchstens vorübergehend in den Gipfellagen. Die Warmfront des
Nordatlantiktiefs wird dann in der Nacht zum Freitag ostwärts gedrückt und soll
Freitagfrüh über dem Nordosten liegen. Die überwiegend leichten Niederschläge
konzentrieren sich dann vorwiegend auf den Norden und Nordosten. Rückseitig
fließt wieder deutlich mildere Luft ein (850 hPa Temperaturen um 5 Grad). Der
Wind kann vor allem im Ostseeumfeld und im östlichen Bergland vorübergehend
stark, exponiert stürmisch aufleben.

Am Freitag liegen Warmfront und damit einhergehende leichte Niederschläge noch
über dem Osten. Von Südwesten gelangen wir zunehmend unter den Höhenkeil über
Westeuropa, allerdings deuten sich ein Katlufttropfen an, der die Vorderseite
des Keils umläuft an, der für relativ viel Bewölkung sowie hier und da tagsüber
für etwas Getröpfel sorgen kann. Im Nordosten im Bereich des Kaltlufttropfens um
oder leicht unter 0 Grad in 850 hPa, sonst meist 5 bis 8 Grad. Zwischen dem
hohen Luftdruck über West- und Südwesteuropa und der Tiefdruckzone über
Nordeuropa ist der Gradient über dem Norden und Nordosten Deutschland etwas
kräftiger, so dass vor allem im Küstenumfeld und im östlichen Bergland starke
bis stürmische Böen, exponiert Sturmböen auftreten können. Im Nordosten kann der
Westwind auch allgemein stark auffrischen.

Zum ersten Februarwochenende wird der Übergang in eine wieder zunehmend zyklonal
geprägte Westlage in unterschiedlicher Ausprägung gezeigt, in wie fern dabei der
Süden noch hochdruckdominiert und somit störungsfrei bleibt, muss abgewartet
werden. Für den Norden stehen die Zeichen klarer auf wechselhaft. Aktuell stellt
sich die Situation wie folgt dar:

Am Samstag dominiert nach Süden hin hoher Luftdruck, störungsfreies und häufig
freundliches Wetter. Von Norden flacht der Keil zunehmend ab, die Frontalzone
nähert sich und im Norden überwiegt daher dichte Bewölkung. Es kann zeit- und
gebietsweise etwas regnen. Ganz im Norden liegt nach wie vor eine Luftmasse mit
850 hPa Temperaturen um 0 Grad, im Südwesten können es bis zu 9 Grad sein. Es
ist daher mild bis sehr mild.

Am Sonntag verlagert sich der Keil unter weiterer Abflachung südostwärts, von
Westen nähert sich ein breiter Trog und auch über Südwesteuropa/Nordwestafrika
sinkt das Geopotenzial. Unser Vorhersagebiet gelangt damit zunehmend in die
mäandrierende Westströmung, in den Bereich der Frontalzone. Dabei kann sich von
Norden wieder kühlere Luft durchsetzen, die 0 Grad-Isotherme in 850 hPa liegt
etwa über der Mitte Deutschlands, ganz im Norden sind es bis zu -5 Grad, im
Süden dagegen zunähst noch 5 bis 8 Grad. Die kühlere Luftmasse breitet sich im
Verlauf weiter nach Süden aus. Dabei verlagert sich auch das Frontensystem eines
Tiefkomplexes über Nordeuropa von Norden kommend im Tagesverlauf südwärts bis in
die mittleren Landesteile, in der Nacht zum Montag dann voraussichtlich auch in
den Süden. Dabei regnet es dann zeitweise. Im Norden folgen rückseitig in
höhenkalter Luft Schauer. In der Nacht sinkt die Schneefallgrenze von Norden auf
300 bis 400 m im Norden und der Mitte, im Süden auf etwa 1000 m.

Für die erweitere Mittefrist werden klar Varianten einer zyklonal geprägte
Westlage gezeigt, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung und mit deutlich
variierendem Timing.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe ist zu Beginn des mittelfristigen
Vorhersagezeitraumes am Mittwoch gut bis sehr gut. Zum Donnerstag nimmt die
Konsistenz bereits ab. Da die neueren Modellläufe den nachfolgenden Keil über
dem nahen Ostatlantik/Westeuropa weiter nach Norden aufwölben, wird durch die
nordwestlichere Strömung das Frontensystem mit leichten Niederschlägen deutlich
weiter nach Süden (voraussichtlich bis an die Alpen) vorankommend simuliert. Die
Ostverlagerung des Keils und die Ausdehnung des Bodenhochs drücken die Warmfront
des Nordmeertiefs dann auch deutlicher nach Osten und Deutschland gelangt in den
breiten Warmsektor unter zunehmend hohen Druck am Freitag. Der gestrige 00
UTC-Lauf favorisiert einen zunehmend abflachenden Keil und damit verbliebe
Deutschland in einer westlichen Strömung und zumindest der Norden im Bereich der
Frontalzone bei wechselhafterem, zyklonal geprägtem Wetter. Zum kommenden ersten
Februarwochenende wird in unterschiedlicher Ausprägung der Übergang in eine
zyklonal geprägte Westlage gezeigt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Andere Globalmodelle wie ICON und GFS simulieren zunächst sehr ähnliche
Entwicklungen wie der aktuelle IFS-Modelllauf, wobei GFS zu Beginn der
Mittelfrist am Mittwoch den Kurzwellentrog etwas markanter und langsamer zeigt.
Im Laufe des Wochenendes nehmen die Unterschiede in Amplitude und Timing der
Grundstrukturen zu: GFS flacht den Keil über Südwest- und Mitteleuropa eher ab,
ICON hingegen zeigt ihn noch etwas ausgeprägter als IFS, dafür trogt ICON über
Westeuropa bereits zum Sonntag aus und dieser Trog greift dann im Tagesverlauf
auch von Südwesten über - zusätzlich zur Frontalzone, die von Norden her auf das
Vorhersagegebiet übergreift. Im Laufe des Sonntages bzw. in der erweiterten
Mittelfrist setzt sich unisono eine zyklonale geprägte Witterung durch.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den Beginn der Mittelfrist von Mittwoch 00
UTC bis Donnerstag 00 UTC sage und schreibe sechs Cluster mit 12, 11, 11, 8, 6
und 3 Membern. Der Kontrolllauf wird durch Cluster 1 (12 Member) repräsentiert,
der Hauptlauf durch Cluster 4 (8 Member). Alle zeigen das Regime NAO positiv.
Dabei wird der Kurzwellentrog, der hauptsächlich die nördlichen Landesteile
tangiert, in Ausprägung und Timing leicht unterschiedlich simuliert. Auch im
weiteren Verlauf der Mittelfrist von Freitag 00 UTC bis Sonntag 00 UTC ergeben
sich sechs Cluster im Regime NAO positiv, diesmal werden Haupt- und Kontrolllauf
Cluster 1 mit insgesamt 16 Membern zugeordnet. Andere Cluster betonen den Keil
von Südwesten her mehr oder weniger stark im Vergleich zur deterministischen
Variante. Auswirkungen wären bei anderen Lösungen vor allem für den Norden zu
erwarten, der entweder stabiler oder eben weniger stabil aufgestellt wäre. Die
Cluster für die erweiterte Mittelfrist bestätigen den wieder deutlicheren Umbau
in Richtung zyklonal geprägter Witterung, teil als relativ glatte Westlage,
teils aber auch mit Nordwesteinschlag durch einen Rücken über dem Ostatlantik
oder Westeuropa...

Die Rauchfahnen sind bzgl. des Geopotenzials im Süden bis einschließlich Freitag
recht eng gebündelt und auf recht hohem Niveau. Im Norden zeigt sich der
Durchgang von Trogstrukturen an einem wellenden Verlauf der Kurvenschar in 500
hPa, außerdem nimmt der Spread bereits im Laufe des Mittwochs (also gleich zu
Beginn der Mittelfrist) zu. Die Variabilität ist also nach Norden hin größer,
was für die Nähe zur Frontalzone spricht. Die Niederschlagssignale sind im
Norden durchweg vorhanden und nehmen zur erweiterten Mittelfrist hin zu. Nach
Süden hin zeigen sich vor allem im Verlauf des Freitages bis in oder über den
Sonntag hinaus kaum Niederschlagssignale. In punkto Temperatur in 850 hPa lässt
sich sagen, dass es vor allem im Norden ein ständiges Auf und Ab ist, teilweise
auch leicht unter 0 Grad, allerdings bei insgesamt recht hohem Spread. In der
Mitte und im Süden ist der Spread geringer und das Temperaturniveau höher.

Fazit: Im Norden wechselhaft, zeitweilig Niederschläge, mild. Im Süden stabiler,
wenn auch nicht störungsfrei, meist sehr mild.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Warnwürdige Wettererscheinungen beschränken sich voraussichtlich auf zeitweise
starken bis stürmischen Wind vor allem im Norden, insbesondere im Küstenumfeld,
und im Bergland. Es ist insgesamt sehr mild, so dass winterliche Erscheinungen
voraussichtlich nicht einmal im höheren Bergland eine Rolle spielen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger