DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-01-2024 08:01
SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 28.01.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW a - Ruhige Hochdruckrandlage ohne markante Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland noch an der Vorderseite eines auf Mitteleuropa
übergreifenden Höhenkeils. Kräftige Warmluftadvektion über dem Nordmeer bewirkt
eine Ausweitung des Keils nach Norden. Dieser Keil wird durch einen
Langwellentrog über Osteuropa flankiert, der über dem Schwarzmeerraum austropft.
Durch diesen Keil wird ein ausgedehntes Bodenhoch gestützt, dessen Schwerpunkt
sich vom östlichen Alpenraum allmählich zur Ungarischen Tiefebene verlagert. In
dessen Bereich kam die zuvor eingeflossene Polarluft zur Ruhe, so dass,
abgesehen vom Küstenstreifen und von der Kölner Bucht, ansonsten nahezu überall
leichter bis mäßiger Frost auftrat. Aufgrund der Trockenheit der Luftmasse sind
Nebel und Glätte kaum warnrelevant.
Warmluftadvektion, die in abgeschwächter Form auch den Norden und Westen
Deutschlands erfasst, lässt dort einige hohe und mittelhohe Wolkenfelder
aufziehen. Zudem zieht, bedingt durch über der Nordsee einsetzenden Druckfall,
der Gradient etwas an. Für warnrelevante Böen reicht es jedoch nur über der
offenen Nordsee und vielleicht auch in exponierten Berglagen. Bedingt durch die
auf Südwest (ageostrophisch auf Süd) drehende Strömung und nahezu ungehinderter
Einstrahlung steigt die Temperatur auf 6 bis 11, in einigen Leelagen bis 13
Grad.

In der Nacht zum Montag wird der Norden und Westen Deutschlands weiterhin von
hohen und mittelhohen Wolkenfeldern gestreift, die dort eine Abkühlung in den
Bereich leichten Frostes unterbinden. Ansonsten stellt sich erneut leichter,
nach Südosten hin mäßiger Frost ein. Bedingt durch die Verlagerung des
Bodenhochs in den Karpatenraum legt der Gradient etwas zu, so dass in einigen
Höhenlagen und bedingt auch durch "Böhmischen Wind" warnrelevante Böen gegenüber
heute wahrscheinlicher werden. Nach wie vor ist die Nebelneigung gering; auch
Glätte sollte kaum auftreten.

Montag... schwenkt die Achse des Höhenkeils in ihrem Nordteil bereits zu den
Baltischen Staaten, wogegen dessen südlicher Teil über dem westlichen Mittelmeer
verbleibt. Die Frontalzone erstreckt sich vom mittleren Nordatlantik nördlich an
Schottland vorbei und über Mittelskandinavien hinweg nach Karelien. Eine darin
eingelagerte Kaltfront wird durch eine Welle, die sich Cornwall nähert,
zurückgehalten und bereits über der Nordsee als Warmfront rückläufig. In deren
Bereich weicht der Gradient im Norden und Westen auf, so dass, abgesehen
vielleicht von Ostsachsen durch "Böhmischen Wind", keine warnrelevanten Böen
mehr auftreten sollten.
Bedingt durch die über der mittleren Nordsee schleifend rückläufig werdenden
Front werden weite Teile Deutschlands von mittelhohen und hohen Wolkenfeldern
erfasst, so dass von einer nahezu ungehinderten Einstrahlung nur in Teilen
Süddeutschlands und im östlichen Mittelgebirgsraum die Rede sein kann.
Niederschläge sind jedoch nicht in Sicht. Gegenüber heute erfolgt noch ein
leichter Temperaturanstieg auf 8 bis 14 Grad. Nur in Ostseenähe und im äußersten
Südosten wird es noch nicht ganz so mild.

In der Nacht zum Dienstag wird die Welle über England hinweg in die westliche
Nordsee gesteuert und wandelt sich, getriggert durch einen nachfolgenden
Kurzwellentrog, in ein flaches Tief um. Hierdurch wird die Warmfront wieder
etwas nach Norden gedrückt, wodurch Auflockerungen bis in die mittleren
Landesteile hinein wahrscheinlicher werden. Während es unter teils
mehrschichtiger Bewölkung weitgehend frostfrei bleibt, ist im Osten und Süden
erneut verbreitet leichter, im östlichen Bayern auch mäßiger Frost zu erwarten.

Dienstag... schwenkt der o.g. Höhenkeil mit seinem nördlichen Teil zur Ukraine,
wodurch sich die weiterhin relativ weit nördlich liegende Frontalzone, zwar mit
einem breiten Rücken über Fennoskandien, tendenziell aber zonal ausrichtet. Der
darin eingelagerte Kurzwellentrog überläuft das flache, über der Nordsee
liegende Tief, dass sich nicht wesentlich weiter intensiviert und vor die
norwegische Südküste gesteuert wird. In der zweiten Tageshälfte greift die
schwache Kaltfront dieses Tiefs auf den Nordwesten Deutschlands über, was dort
geringe Niederschläge aufkommen lässt. Mit Annäherung der Front frischt der Wind
aus Südwest auf, was über der offenen Nordsee und in Nordfriesland warnrelevante
Böen wahrscheinlicher werden lässt. Allerdings bestehen hinsichtlich der
Entwicklung dieses Tiefs und somit auch des Gradienten noch Unsicherheiten.
Während im Süden und im östlichen Mittelgebirgsraum noch größere Auflockerungen
und im Alpenvorland auch längere sonnige Abschnitte zu erwarten sind, hält sich
nach Nordwesten hin weitgehend geschlossene Bewölkung. Gegenüber Montag ändern
sich die Temperaturen nur unwesentlich.

In der Nacht zum Mittwoch überquert der Kurzwellentrog von der Nordsee kommend
weitgehend das Vorhersagegebiet. Die vorgelagerte Kaltfront erreicht dann mit
geringen Niederschlägen (durchweg unter 1 mm innerhalb von 6 Stunden) den
Mittelgebirgsraum. Postfrontal frischt der Wind etwas auf, aber für
warnrelevante Böen reicht es wahrscheinlich nur in Nordfriesland, an einigen
Abschnitten der Ostseeküste und vielleicht auch auf dem Brocken.
Im Südosten und im äußersten Süden bleibt es noch gering bewölkt oder klar, so
dass sich dort noch einmal leichter Frost einstellt. Ansonsten bleibt es
frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bis einschließlich Dienstagfrüh wird die oben beschriebene Entwicklung von allen
verfügbaren Modellen gestützt. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis
dahin nicht ableiten. Im Laufe des Dienstags wird jedoch von EZMW und UK10 das
Tief über der Nordsee etwas kräftiger entwickelt als es bei ICON und GFS der
Fall ist. Die Folgen wären dann bis weit ins nördliche und nordwestliche
Binnenland hinein Windböen Bft 7, in Nordfriesland und an einigen Abschnitten
der Ostseeküste stürmische Böen und über der offenen Nordsee Sturmböen Bft 9.
Bedingt durch die kräftigere Entwicklung nach EZMW und UK10 würde auch die
schwache Kaltfront rascher nach Süddeutschland vordringen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann