DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-01-2024 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 27.01.2024 um 10.30 UTC



Antizyklonale Südwestlage Übergang zu antizyklonaler Westalge mit
Tiefdruckeinfluss im Norden und antizyklonal im Süden. Sehr mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 03.02.2024


Aktuell erstreckt sich der troposphärische Polarwirbel über Nordkanada, der
Buffin Bay bis nach Grönland. Dadurch wird die atlantische Tiefdruckbildung
angefacht. Vorderseitig baut sich somit eine Hochdruckzone über Mitteleuropa
auf, die zu Beginn der neuen Woche in eine antizyklonale Südwestlage mündet.

Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Dienstag wird Deutschland somit von einem
Höhenkeil beeinflusst, dessen Achse sich von Norditalien bis nach Osteuropa
erstreckt. Das korrespondierende Bodenhoch liegt mit seinem Schwerpunkt über der
Ukraine. Im weiteren Verlauf verlagert sich der troposphärische Polarwirbel über
das Nordmeer Richtung Nordeuropa, wodurch dort eine deutliche Abkühlung
einsetzt. Nachfolgend zonalisiert die Lage über Europa, wobei ein kräftiges
Hoch, das dann weite Teile West-, Mittel- und Südeuropa umfasst, die Frontalzone
auf eine nördliche Bahn zwingt. Somit ergibt sich eine antizyklonale Westlage.

Initialisiert wird diese mit einem schwachen Kurzwellentrog, der uns am Mittwoch
von West nach Ost überquert, aber nur für wenige Schauer im Norden sorgt.

Nachfolgend liegen wir ab Donnerstag unter einer glatten zonalen Strömung
zwischen sehr tiefem Geopotenzial über Nordeuropa und hohem Geopotenzial über
Südeuropa. Dabei wird der Süden Deutschlands antizyklonal, der Norden zyklonal
beeinflusst. Mit einer im Norden recht straffen westlichen Strömung wird dabei
weiterhin subtropische Luft herangeführt. Dabei können stürmische Böen auch im
Binnenland auftreten.

Im weiteren Verlauf verlagert sich das tiefe Geopotenzial Richtung
Nordosteuropa, wodurch sich die Auskühlung über Nordeuropa fortsetzt. Ein
flacher Trog, der uns am Wochenende überquert, sorgt im aktuellen IFS-Lauf auf
seiner Rückseite für einen Streifschuss der Kaltluft im Norden (T850 ~ -6 °C am
Sonntag). Zum Ende der Mittelfrist wird die Westlage dann zunehmend zyklonal.


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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Großwetterlage wurde in den vergangenen Läufen recht ähnlich simuliert.
Unterschiede bestehen noch in den simulierten Niederschlägen ab Donnerstag im
Norden und im Süden und inwieweit es die Kaltluft am nächsten Wochenende nach
Süden schafft.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Simulationen der Globalmodelle, inklusive der AI-Modelle, sind recht
ähnlich. Etwas größere Unterschiede ergeben sich erst ab dem Wochenende mit der
Amplitude des durchziehenden Kurzwellentroges und ab Montag übernächsten Woche.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die IFS-Rauchfahnen sind bis Mittwoch relativ stark gebündelt. Ab Donnerstag
ergibt sich eine erhebliche Streuung in den 850-hPa-Temperaturen und in der
Nordhälfte auch beim Niederschlag. Dort sind zum Teil auch etwas stärkere
Niederschlagssignale vorhanden. Das Geopotenzial streut erst ab Montag
übernächster Woche erheblich. Einige wenige Mitglieder stürzen dann sowohl beim
Geopotenzial und den 850-hPa-Temperaturen deutlich ab, was sich mit einer
Austrogung über Mittel bzw. Osteuropa und dem damit einhergehenden Anzapfen der
arktischen Luft über Nordosteuropa zu erklären ist. Der überwiegende Teil des
Ensembles bleibt aber bei relativ hohem Geopotenzial mild bis sehr mild
(zyklonale West- bis Südwestlage). Selbiges zeigt sich auch in den
Clusteranalysen, bei denen 2 Cluster mit der überwiegenden Mehrheit der
Ensembles die Fortdauer einer mehr oder weniger zyklonalen Westlage zeigen,
während ein Cluster mit 15 Membern die Entwicklung eines atlantischen Rückens
prognostiziert, mit kalten Lösungen für Mitteleuropa ab dem Beginn der
übernächsten Woche.

Als Fazit lässt sich also festhalten, dass die Entwicklung der großräumigen
Wetterlage bis zum Wochenende relativ sicher ist. Die antizyklonale Südwestlage
geht in eine zunächst antizyklonal geprägte Westlage über. Dabei wird der Norden
Deutschlands meist zykonal beeinflusst, während im Süden Hochdruck vorherrscht.
Unsicherheiten ergeben sich dadurch in den Niederschlagssimulationen in der
Mitte und im Norden. Auch das 850-hPa-Temperaturniveau ist ab Donnerstag
unsicher. Diese sollte allerdings nicht allzu ernst genommen werden. Abkühlungen
können in diesem Niveau auch zum Teil auf eine kältere angehobene Grundschicht
oder durch Niederschlagsabkühlung in der trockenen Absinkinversion entstehen.
Einigkeit herrscht darin, dass es mild bis sehr mild bleibt. Ab dem Wochenende
wird die Westwetterlage zunehmend zyklonaler, wobei noch unsicher ist, ob die
Kaltluft aus Nordeuropa zumindest vorübergehend im Norden angezapft werden kann.
Selbst einige Lösungen mit einer Luftmassengrenze im Nordosten tauchen auf.
Richtig spannend wird es erst in der erweiterten Mittelfrist. Die Ansammlung der
Kaltluft über Nordeuropa und allgemeine Zirkulation ähneln der Situation von
Mitte bis Ende November. Dies macht eine winterliche Periode bei entsprechender
Wetterlage Anfang bis Mitte Februar wahrscheinlicher. Ob es auch dieses Mal für
einen Kaltlufteinbruch ab Mitte der ersten Februarwoche reicht, bleibt noch
unsicher. Eine schwache Mehrheit der Ensembles und auch einige Clusteranalysen
deuten dies jedoch an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis Mittwoch ist mit keinem signifikanten Wetter zu rechnen. Ab Donnerstag sind
in der Nordhälfte einzelne stürmische Böen wahrscheinlich. Die
Wahrscheinlichkeiten für markanten Dauerregen sind in der Nordhälfte nur sehr
gering.
Ebenfalls wären an einer eventuellen Luftmassengrenze am Sonntag/Montag
markanter Schneefall im Nordosten nicht auszuschließen. Dies erscheint aber als
sehr unwahrscheinliches Szenario.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ICON/IFS-Hauptlauf, MOSMIX, ab Freitag ENS-Mittel
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold