DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-01-2024 08:30
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 25.01.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von NWa über NWz (Freitag) zu HM (Samstag)

Heute im Nordosten anfangs stürmische Böen, exponiert Sturmböen. Im Alpenraum
Dauerregen bzw. Tauwetter (unterhalb von 1000 bis 1500 m), exponiert
Abflussmengen im Unwetterbereich. Darüber teils markanter Schneefall.
Am Freitag im Norden und Osten erneut stürmische Böen, exponiert Sturmböen, an
der Nordsee Bft 10 möglich. Im Norden im Landesinneren Böen Bft 10 nicht
ausgeschlossen. Berge teils schwere Sturmböen, exponiert orkanartige Böen.
Am Samstag anfangs auf Rügen noch Böen Bft 8, sonst unter Hochdruckeinfluss
keine markanten Warnungen erforderlich. In der Nacht zum Sonntag verbreitet
leichter bis mäßiger Frost.


Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Das Sturmtief ´Jitka´ hat die lettisch-russische Grenze erreicht
und verlagert sich noch etwas nach Südosten. Dahinter wandert ein Höhenkeil von
Frankreich mit seiner Achse zur Deutschen Bucht und nach Belgien. Dieser stützt
ein Hoch über Südfrankreich, dessen Keil sich nach Süddeutschland ausweitet. Von
Nordwesten ist erwärmte subpolare Meeresluft eingeströmt mit
850-hPa-Temperaturen zwischen 0 und -4 Grad, während ganz im Südwesten schon +2
Grad angesagt sind. Dort liegt die schleifende Warmfront der Frontalwelle
´Katrin´, die Kontakt aufnimmt zum kräftigen Islandtief, das heute Mittag einen
Kerndruck von 960 hPa erreicht. Im Vorfeld der Warmfront setzt über Mitteleuropa
großflächig WLA ein. Die Warmfront bewegt sich bis zum Abend leicht schleifend
bis zu einer Linie Rheinland-Südostbayern. So kommt am Nachmittag auch von NRW
bis zum nördlichen Baden-Württemberg leichter Regen auf. Ganz im Süden sorgt die
Front bereits für Regenwolken, die sich an den Alpen stauen. So hat es bereits
in der vergangenen Nacht teils unwetterartige Regenmengen zwischen 25 und gut 50
l/qm in 12 Stunden gegeben. Heute über Tag kommen nochmals 5 bis 15, in
Staulagen um 20 l/qm dazu, während sonst im Südwesten und später im Westen nur
0,5 bis 4 mm angesagt sind. Sonst gibt es zwischen den Wolken auch Platz für die
Sonne und es gibt auch im Osten kaum noch Schauer. Mit Werten zwischen 7 und 9
Grad ist es einheitlich mild, im Südwesten können sogar Werte um 12 Grad
erreicht werden.
Der Wind weht im Nordosten noch kräftig mit anfangs 7er Böen. Im
Ostseeküstenbereich kann es bis zum frühen Nachmittag noch stürmische Böen aus
Nordwest bis West geben. Ansonsten dreht der Wind auf Südwest und ist schwach
bis mäsig unterwegs. Auf exponierten bergen im Harz und im Südosten treten bis
zum Nachmittag bzw. Abend (Alpen) Böen Bft 8 bis 9 auf.

In der Nacht zum Freitag kommt der Höhenrücken über Deutschland nur zögernd nach
Osten voran, während der Bodenhochkeil bereits in der zweiten Nachthälfte das
gesamte Land ostwärts überquert hat. Weiter westlich greift bereits in den
Frühstunden ein markanter Kurzwellentrog auf die Britischen Inseln über.
Die Warmfront des allmählich ins Nordmeer ziehenden Bodentiefs schwenkt über
Deutschland hinweg ostwärts, schwächt sich aber mit Annäherung an den Hochkeil
ab und bringt nur wenig Regen meist unterhalb der 1-mm-Schwelle. Ganz im Osten
bleibt es trocken, ansonsten fallen lediglich in Südostbayern mehr als 5 l/qm,
am östlichen Alpenrand nach Lesart von ICON-EU auch noch 10 bis 15, bei ICON-D2
exponiert bis 20 l/qm.
Die Kaltfront überquert die Britischen Inseln und greift morgens auf die
zentrale Nordsee über. Präfrontal beginnt sich der Gradient im Laufe der Nacht
von Westen her wieder zu verschärfen, was sich windtechnisch aber erst einmal
nur in einigen Hochlagen bemerkbar macht (Alpengipfel, Brocken Bft 8 bis 9 aus
Südwest), morgens kann es dann auch über der Nordsee erste steife Böen (Bft 7)
aus Süd bis Südwest geben.
Da es in den meisten Gebieten zunehmend stark bewölkt ist, beschränkt sich
leichter Frost lediglich auf die östlichen Mittelgebirge bzw. Bodenfrost auf den
Raum Sachsen und Südostbrandenburg, wo es anfangs größere Wolkenlücken gibt.

Freitag... schwenkt der kräftige Höhentrog über die Nordsee rasch hinweg
ostwärts und erreicht abends bereits mit einem eigenen Drehzentrum
Südwestschweden.
Die teilokkludierte Kaltfront des Nordmeertiefs kann dabei günstig mit dem Trog
interagieren (trogvorderseitige, PVA-induzierte Hebung, wobei sich im Lee des
Norwegischen Gebirges in etwa bei Oslo ein Teiltief entwickelt, das bis zum
Abend bereits Südschweden erreicht (Kerndruck dann etwa 997 hPa in der Nähe vom
Höhentief).
Mit Annäherung und Passage der Kaltfront, die vormittags den Nordwesten
Deutschlands erreicht, rasch südostwärts vorankommt und abends bereits auf
Süddeutschland übergreift, setzen schauerartige Regenfälle ein, für kurze
Gewitter sollte es mangels hochreichender Labilität aber nicht reichen. Bis zum
Abend fallen vielerorts 2 bis 6 l/qm, im Westen und Norden meist 7 bis 15 l/qm,
die höchsten Mengen wohl im nördlichen Niedersachsen und in Schleswig-Holstein.
Postfrontal klingen die Regenfälle am Nachmittag und Abend im Westen und
Nordwesten aber rasch ab.
Der Front folgt erneut ein Schwall maritim erwärmter Polarluft mit -2 bis -5
Grad in 850 hPa, so dass es in höheren Lagen vor Abklingen der Niederschläge
auch noch ein paar Schneeflocken geben kann.
Vor allem mit Frontpassage und postfrontal stellt sich ein veritabler
Druckgradient ein, zumal sich bis zum Abend ein kräftiges Hochdruckgebiet über
Frankreich etabliert und sich ein Keil bis nach Südwestdeutschland ausweitet.
Somit gibt es zumindest im Norden, später vor allem im Nordosten erneut
stürmische Böen, exponiert, insbesondere an den Küsten, auch Sturmböen,
vereinzelt dort sogar schwere Sturmböen aus West bis Nordwest. In der Südhälfte
reicht es in den Niederungen noch für steife Böen, ganz im Südwesten und Süden
wohl nicht einmal dafür. Im Bergland oberhalb 600 m muss aber mit markanten Böen
gerechnet werden. Auf exponierten Bergen muss man Sturm- und schweren Sturmböen
einkalkulieren, auf dem Brocken sind orkanartigen Böen möglich. Im Westen und
Süden schwächt sich der Wind bereits am Nachmittag und Abend wieder ab.
Innerhalb der gut durchmischten Luftmasse steht erneut ein milder Tag ins Haus,
im Südosten ist es präfrontal anfangs noch aufgelockert bewölkt, im Westen und
Norden lockern die Wolken später postfrontal auf. Die Höchstwerte liegen meist
zwischen 7 und 12 Grad, im Südwesten können noch einmal rund 13 Grad erreicht
werden.

In der Nacht zum Samstag folgt dem nach Osteuropa abziehenden Höhentrog ein
Höhenkeil, der bereits in den Frühstunden Nordwestdeutschland erreicht. Dieser
stützt das Bodenhoch über West- bzw. Südwesteuropa, das gleichzeitig nach Osten
vorankommt und sich verstärkt, morgens befindet sich dessen Schwerpunkt mit
einer 1035 hPa-Isobare bereits über Süddeutschland. Somit fächert der Gradient
auch im Nordosten allmählich auf und der Wind schwächt sich ab; zuletzt an der
vorpommerschen Ostseeküste sowie in Vorpommern, wo es bis Samstagfrüh noch
steife bis stürmische Böen aus Nordwest geben kann. In den Hochlagen der
östlichen Mittelgebirge sowie auf dem Brocken kann es dann noch Sturmböen geben,
ansonsten spielt der Wind ausgangs der Nacht warntechnisch keine Rolle mehr.
Mit Abzug der Kaltfront klingen die Regenfälle auch im Süden und Osten abends
und eingangs der Nacht ab, lediglich an den Alpen regnet es noch bis in die
zweite Nachthälfte, oberhalb von etwa 1000 m kann es dort ein wenig schneien.
Vor allem im Westen und in der Mitte, später auch im Süden lockern die Wolken
stärker auf, stellenweise bildet sich Nebel. Dabei kann es vor allem in der
Mitte und im Süden leichten Frost und besonders in höheren Lagen vereinzelt
Glätte geben.


Samstag... Das Hoch wandert bis zum Abend nur sehr langsam ostwärts und erreicht
das Dreiländereck Deutschland/ Österreich/Tschechien. Es wird durch einen
kräftigen Höhenkeil gestützt, der den Westen und Norden Deutschlands erreicht.
Durch Absinken und leichte WLA steigen bis zum Abend die Temperaturen in 850 hPa
auf -2 Grad im Nordosten und +5 Grad in Südbaden. Durch die nachts ausgekühlte
Grundschicht, die auch tagsüber eher abgekoppelt ist, steigen die
2-Meter-Temperaturen auf Werte zwischen 5 Grad im Vogtland und 8 bis 9 Grad im
Rheintal. Während im Nordosten noch stärkere Quellbewölkung entsteht, zeigt sich
ansonsten häufig die Sonne, wenn man mal von einigen zähen Nebelfeldern an der
Donau oder am südlichen Oberrhein absieht.
Der Wind weht im Nordosten und an der See anfangs noch mit steifen, auf Rügen
auch mit stürmischen Böen. Im Tagesverlauf wird der Wind aber im Randbereich des
Hochs auch dort schwächer und dreht bis zum Abend auf West bis Südwest.
In der Nacht zum Sonntag wandert das Hoch zu den südöstlichen Alpen und ein
flacher Keil reicht bis nach Südschweden. So dreht der Wind allgemein auf Süd
bis Südost und trotz aufkommender WLA ist die Luft so trocken, dass allenfalls
ein paar Cirren über dem Westen und Nordwesten ankommen. Entsprechend kann die
Temperatur meist in den Frostbereich absinken auf Werte zwischen -1 Grad bei
Hamburg und -7 Grad örtlich in Bayern. In Bodennähe kann es im östlichen
Mittelgebirgsraum bis -10 Grad runter gehen. Leichte Plusgrade sind bei
auflandigem Wind an der Küste zu erwarten. Vor allem im Donautal und am
südlichen Oberrhein kann es örtlich Nebel geben. Besonders auf Brücken kann sich
Reifglätte bilden.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren bis Sonntagfrüh recht einheitlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden