DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-01-2024 09:31
SXEU31 DWAV 220800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 22.01.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Wz
Heute erste Sturmlage, bis Dienstag abschwächend. Zudem heute im Südosten
Bayerns markantes Glatteis wahrscheinlich, unwetterartig lokal nicht
ausgeschlossen. Nacht zum Dienstag an den Alpen kräftige Schneefälle für die
Hochlagen. Von Nordwesten wiederholt Schauer, teils gewittrig. Mittwoch
deutschlandweit ausgeprägte Sturmlage, teils mit schweren Sturmböen bis in tiefe
Lagen!



Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... ist der Startschuss in eine ziemlich windige erste Wochenhälfte.

Grund für diese Entwicklung ist eine solide NAO + Ausgangslage, die u.a. im
IFS-ENS mit 100% der Member hinterlegt ist und sich durch einen stark
amplifizierten Wellenzug über den USA, dem Nordatlantik und Westeuropa äußert.
Dabei liegt zwischen zwei quasi-stationären Keilen (Osten der USA und über
Südwesteuropa) ein umfangreicher Langwellentrog über Grönland, an dessen
Ostflanke in einer strammen Höhenströmung wiederholt kräftige Tiefdruckgebiete
in Richtung Skandinavien geführt werden. Trotz der distanzierten Passage der
beiden Sturmtiefs zu Deutschland (IRIS aktuell über Shetlands nordostwärts
ziehend, JITKA zum Mittwoch sogar noch nördlicher ansetzend) wird der
Bodendruckgradient, wie auch der Gradient im Geopotenzial wiederholt verschärft,
da sich der Keil über Südwesteuropa während der Kurzfrist zu einer ungewöhnlich
kräftigen Subtropenhochdruckzelle aufwölbt.
IRIS lenkt heute tagsüber eine maskierte Kaltfront ostwärts über Deutschland
hinweg, bevor JITKA von Dienstag zum Mittwoch mit einer kräftigen Warmfront und
am Mittwoch mit einer ruppigen Kaltfrontpassage auf sich aufmerksam macht.
Beide Sturmtiefs senden mehrere ausgeprägte atmosphärische Feuchteflüsse nach
Europa, sodass immer wieder Nass zu erwarten ist, das in Staulagen auch mal
markant ausfallen kann. JITKAs Kaltfront beginnt zudem zum Ende der Kurzfrist
entlang der Alpen in dieser feuchten Luftmasse zu schleifen. All das sorgt für
eine sehr wechselhafte und windige, jedoch milde Kurzfrist.

Am heutigen Montag startet das Wetter beinahe deutschlandweit bedeckt, nur von
den Chiemgauer Alpen bis zum Bayerischen Wald zeigt sich am Vormittag noch hier
und da die Sonne, bevor sich auch hier ein rascher und mehrschichtiger
Wolkenaufzug durchsetzt. Dabei regnet es am Vormittag grob nördlich der Donau
wiederholt, in Staulagen zeitweise auch mäßig, wobei sich der
Niederschlagsschwerpunkt zum Nachmittag und Abend in den Süden verlagert.
Präfrontal der Kaltfront strömt eine milde (T850 hPa +5 bis +7 Grad) und vor
allem sehr feuchte subtropische Luftmasse (EFI Feuchtefluss erhöht, teils mit
positivem SOT) nach Deutschland, die die Schneefallgrenze besonders im Süden
zeitweise auf über 2000 m anhebt, bevor postfrontal zum Nachmittag eine stark
modifizierte Polarluft (T850 hPa auf -2 bis -3 Grad sinkend) diese von
Nordwesten auf 900 bis 600 m drückt. Schauen wir auf die Feinheiten:

Starkregen/Dauerregen im Schwarzwald:
Die Kaltfront erreicht die Alpen im Tagesverlauf und fallender
Luftdruck/fallendes Geopotenzial im Umfeld der Seealpen sorgt verstärkte
Krümmungsvorticity mit einhergehender kräftiger Advektion für eine
vorübergehende Verstärkung der Niederschläge im Süden, die ab der Mittagszeit
ostwärts ausgreifen. Dabei deuten sich in den 12-std. Mengen von 12Z bis 00Z
besonders in den Staulagen des Schwarzwaldes und des Bayerischen Waldes markante
Mengen an (je nach numerischer Auflösung 30 bis 40 l/qm), die zudem meist in
kürzerer Zeit fallen (6 bis 9 Stunden). Dies könnte jeweils mit einer markanten
Starkregenwarnung abgedeckt werden (Schwarzwald grob 12 bis 18Z, Bayerischer
Wald 15 bis 00Z). Inwieweit auf den Gipfeln des Bayerischen Waldes zeitweise
Schnee fällt, hängt u.a. von der Niederschlagsintensität ab.

Glatteis in Teilen Bayerns:
Mit dem südostwärts schwenkenden Niederschlag erreicht dieser im
Vormittagsverlauf die nördliche Fränkische Alb/Fichtelgebirge und breitet sich
in der Folge weiter in Richtung Bayerischer Wald/Chiemgau/Rotttal aus. In diesen
Regionen kamen wir frostig aus der Nacht (T2m -1 bis -7 Grad, Straßenbelag tief
frostig) und AMDARs aus der Region (z.B. München) zeigten eine massive warme
Nase (teils 10 Kelvin bis zur Nasenspitze in 900 hPa!). Diese sicherlich leicht
föhnig verschärften Werte in der warmen Nase werden im Tagesverlauf sukzessive
abgebaut, die üppige vertikale Mächtigkeit der warmen Nase bleibt jedoch
erhalten.
Bodennah sollte sich meist zügig die Südwestkomponente des Bodenwindes
durchsetzen, jedoch nicht entlang der östlichen Donau (Gäuboden bis Neuburger
Wald), wo die Numerik recht homogen die östliche Komponente behält.

Somit hält sich besonders im Osten Bayerns die Frostluft recht zäh, sodass hier
doch recht verbreitet mit markanter Glätte zu rechnen ist, wobei wohl regional
große Unterschiede auftreten werden (Abhängig von der Durchmischung). Es liegt
die Frage im Raum, inwieweit der modellierte Niederschlag 1:1 unten ankommt und
auch die vertikale Mächtigkeit der warmen Nase mit einer nur hauchdünnen kalten
Bodenschicht lassen den Regen recht warm unten auftreffen. Wahrscheinlich wird
daher erstmal mit markanten Warnungen hantiert. Sollte sich regional ein
Schwerpunkt herauskristallisieren, müsste kurzfristig eine Verschärfung zur
UNWETTERWARNUNG GLATTEIS ausgegeben werden. Die höchsten Wahrscheinlichkeiten
dafür liegen zwischen Regensburg und Passau, wo einige der Modelle die Zunahme
der Niederschlagsmengen (siehe Abschnitt "Starkregen") anfangs auch als
gefrierenden Regen rechnen. Eingangs der Nacht sollte die Kaltluft aber
insgesamt ausgeräumt worden sein.

Wind:
Die präfrontal der Kaltfront auftretenden 60 kt in 850 hPa schwächen sich
postfrontal auf rund 40 kt ab. Präfrontal erfolgt die vertikale Windzunahme
recht scharf im Umfeld der breiten frontale Inversionsfläche auf Niveau der
Kammlagen, sodass im Bergland bis zur Mittagszeit voller Sturm herrscht.
Exponiert treten teils schwere Sturmböen (Bft 10) aus Südwest auf, auf dem
Brocken zeitweise auch extreme Orkanböen mit bis zu 160 km/h. Besonders in bei
Südwest anfälligen Lagen wie dem Harzumfeld oder in Teilen Thüringens/Sachsens
können wiederholt markante Böen Bft 8/9 bis in tiefe Lagen durchgreifen. Im
Umfeld der Ostsee treten am Vormittag trotz ablandiger Komponente ebenfalls
solide Böen Bft 9, teils auch Bft 10 aus Südwest auf, während sonst in tiefen
Lagen im Süden und Osten meist nur Windböen (Bft 7) erwartet werden, im gesamten
Westen und Norden Böen Bft 7 bis 8. Zum Nachmittag erfolgt dann meist eine
Windabschwächung, nur im Alpenvorland sorgen geführte Winde
("Leitplankeneffekt") für ein abendliches Windmaximum mit markanten Böen Bft 8/9
bis in tiefe Lagen (Alpengipfel je nach Ausgesetztheit Bft 10 bis 12). Es gibt
aber auch Regionen wie das Rhein-Main Gebiet oder Niederbayern, wo der Wind
tagsüber kaum eine Rolle spielen wird.

Noch ein Wort zur Kaltfrontpassage, die ab dem späten Vormittag von Benelux auf
Norddeutschland übergreift und bis zum Abend unter deutlicher Abschwächung die
östliche Mitte erreicht. Diese kommt in einer kinematisch geprägten Umgebung
daher: geringe Labilisierung bis rund 700 hPa und entsprechend ausgeprägter
Scherung (15-20 m/s in untersten 1 und 3 km AGL). Zwar deuten hochaufgelöste
Modelle ein "narrow cold frontal rainband, NCFR" an, teils mit separaten
Segmenten ("line echo wave pattern, LEWP"), allerdings sollte der Fokus hier
eher auf markanten Böen liegen, die heruntergemischt werden und laut der EPS
Vorhersagen im Bft 8-9 Bereich liegen. Dies betrifft vor allem den Nordwesten,
bevor weiter nach Osten die Labilität immer geringer wird. Da die Kaltfront
teils von KLA überlaufen wird liegt die storm motion meist auf dem Hodographen,
sodass eine signifikante Abweichung notwendig wäre für SRH Generierung, weshalb
die Numerik momentan verhalten auf Rotationen anspringt. Im Nowcast sollten die
Enden der Niederschlagssemente dennoch im Auge behalten werden.

Die Höchstwerte liegen von Südost nach Nordwest zwischen +3 und +12 Grad.

In der Nacht zum Dienstag regnet es besonders südlich der Donau vorübergehend
kräftiger mit den bereits genannten möglichen Warnparametern, während sonst die
Höhentrogpassage mit T500 hPa Werten von bis zu -35 Grad im Norden für
wechselhaftes Wetter gut ist. Dabei treten besonders im gesamten Nordwesten
kräftige Schauer auf, teils auch begleitet von Blitz und Donner. Was hier
auffällt ist eine verstärkte Krümmung der Hodographen in den untersten 1000 m
AGL, sodass eine geringe Abweichung der Zugbahn mehr SRH zur Verfügung stellen
kann. Die 45-50 kt in 850 hPa können dabei je nach Modell knapp "angezapft"
werden, sodass markante Böen Bft 8/9 die Begleiterscheinung der stärksten
konvektiven Umlagerungen sein sollte. Dies wird jedoch z.B. vom ID2-EPS nicht
gestützt, wo die Böenspitzen rund 1 Bft tiefer liegen, während im SuperHD z.B.
lokal auch mal die Bft 10 im Norden Niedersachsen aufflammt. Auf jedenfall
sollten markante Böen ins Kalkül gezogen werden und auch ein lokales
Tornadoereignis kann nicht ausgeschlossen werden.

Die Schneefallgrenze sinkt im Norden auf rund 400 m ab und verbleibt im Süden
bei rund 800 bis 900 m. In den Staulagen der Mittelgebirge fallen meist nur
wenige Zentimeter Neuschnee, was wohl meist mit gelben Glättewarnungen bewarnt
werden kann (bei wiederholten Schauern vielleicht lokal eine gelbe
Schneefallwarnung).
Etwas anders sieht das ab den mittleren Lagen der Alpen aus (ab rund 800 m), wo
12-std. 5 bis 10 cm, in Staulagen z.B. der Allgäuer Alpen durchaus auch 20 oder
25 cm Neuschnee fallen kann.

Der Südwest- bis Westwind bleibt im Bergland sowie im Küstenumfeld stürmisch
oder weht mit Sturmstärke (Bft 8-9). Auf exponierten Berggipfeln sind weiterhin
schwere Sturmböen, auf dem Brocken und auf exponierten Alpengipfeln auch
orkanartige Böen zu erwarten. Über der Deutschen Bucht weht der Westwind in
solider Sturmstärke mit schweren Sturmböen auf Helgoland. In tiefen Lagen
hingegen treten meist Böen Bft 6/7 auf mit Ausnahmen eingangs der Nacht im
Alpenvorland und im Verlauf der Nacht im gesamten Nordwesten (jeweils Bft 8/9).

Die Tiefstwerte liegen von Nordwest nach Südost zwischen +6 und +1 Grad, im
Bergland mit leichtem Frost.


Dienstag... erfolgt eine kurze Wetterberuhigung dank der Passage einer mobilen
Keilachse zwischen IRIS und JITKA. In einer weiterhin recht strammen westlichen
Strömung klingen im Osten und am Alpenrand die letzten Niederschläge in Form von
Schauern oder etwas Stauniederschlag bis zur Mittagszeit sukzessive ab.
Ansonsten trocknet es von Westen ab und in die dichte Wolkendecke werden hier
und da (besonders in Leelagen) größere Wolkenlücken gerissen und auch im Osten
kann sich die Sonne am Nachmittag teils für längere Zeit zeigen.
Zum späten Nachmittag und Abend verdichtet sich die Bewölkung von Westen und
nachfolgend setzt anhaltender Regen mit zumeist leichter Intensität ein.

Der Wind in 850 hPa macht eine regelrechte Berg-Talfahrt und geht von
morgendlichen 40 bis 50 kt im Norden/Osten zum Mittag/Nachmittag von Westen auf
20 bis 35 kt zurück, um zum Abend im Westen wieder auf über 40 kt anzusteigen.
Von daher gestaltet sich der Dienstag trotz der Keilpassage bis zum Mittag sehr
windig mit zahlreichen Bft 7/8 Böen im gesamten (Nord)Osten. Derweilen schläft
der Wind von Westen ein, sodass am Nachmittag vorübergehend nur noch die
Kammlagen sowie bei Südwest anfällige Leelagen wie auch Vorpommern warnwürdige
Böen (Bft 7) zu erwarten haben. Im Bergland schwächen sich die Sturmböen,
exponiert teils auch schweren Sturmböen im Tagesverlauf ebenfalls (aber nur
kurzzeitig!) deutlich ab.

Die Höchstwerte liegen deutschlandweit bei milden 6 bis 9 Grad, entlang des
Rheins teils um 10 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch gleiten wir dann fließend in die nächste Sturmlage
rein, die es in sich haben wird. Die markante Warmfront von JITAK überquert
Deutschland von West nach Ost und bringt erneut einen Schwall milder und
modifizierter Subtropikluft mit, die an einen breiten Atmosphärenfluss gekoppelt
ist und diesem vorauseilt. Die Nacht über breiten sich daher im Zuge der
Warmfrontpassage anhaltende Niederschläge ostwärts aus, die 12-std. Mengen von 5
bis 10 l/qm im gesamten Norden, in Staulagen teils auch etwas mehr bringen. Nach
Süden zu fallen die Mengen geringer aus. Die Schneefallgrenze steigt auf über
1500 m an, sodass die feste Phase keine Rolle mehr spielt (sieht man von wenigen
Zentimetern auf den Alpengipfeln ab).

Mit Passage der Warmfront dreht der Wind wieder dramatisch auf mit 850 hPa
Winden von 60 bis 75 kt, teils um 80 kt. Entsprechend des warmen Jets
beschränken sich die intensiven Winde zunächst auf das obere Bergland, wo je
nach Höhenlage Böen Bft 9 bis 12 zu erwarten sind, auf dem Brocken kratzen wir
wohl wieder an der Marke "extreme Orkanböen". Trotz der stabilen Schichtung
sorgt der deftige Bodendruckgradient von mehr als 30 hPa zwischen Sylt und
Bodensee aber auch in tieferen Lagen für eine sukzessive Windzunahme von
Nordwest nach Südost.
Im Südosten Bayerns ist bis Ausgang der Nacht vom Wind noch nicht viel zu
spüren, während sonst der Südwestwind Stunde für Stunde immer mehr an Fahrt
gewinnt. Ausgangs der Nacht treten dann abgesehen vom Südosten und Oderumfeld
verbreitet Windböen Bft 7 aus Südwest auf, über der Mitte wiederholt bis in
tiefe Lagen und im Süden ab Höhenlagen von rund 400 m zunehmend auch stürmische
Böen Bft 8.
Dem Nordwesten hingegen droht ein ruppiges Erwachen, denn dort dreht der Wind
auch im Binnenland ausgangs der Nacht auf solide Bft 8-9 aus Südwesten auf, je
nach Timing der schwach strukturierten Kaltfront können zwischen Münsterland und
Rügen strichweise auch Bft 10 auftreten (gekoppelt an die konvektiven Segmente
der Kaltfront). Im Bergland erfolgt je nach Höhenlage eine Windzunahme auf Bft 9
bis 12.

Die Tiefstwerte liegen von Nordwest nach Südost zwischen +8 und -1 Grad, im
östlichen Bergland ebenfalls im leichten Frostbereich.


Mittwoch... steht besonders dem Norden und Osten (auch Tiefland!), den Küsten
sowie dem Bergland eine deftige Sturmlage ins Haus. JITKA zieht dabei über
Südnorwegen/-schweden in Richtung Ostsee weiter und bildet im Lee des
Norwegischen Gebirges ein zweites Zentrum aus. Dieses dadurch zonal sehr breit
gezogene Druckminimum sorgt in Deutschland für eine anhaltende
Gradientverschärfung und eine entsprechend (zeitlich) ausgedehnte Sturmlage.

Die Windgeschwindigkeiten in 850 hPa verbleiben tagsüber im Norden, Osten und
Süden (dort geführte Winde) durchweg bei über 65kt und das bei einer postfrontal
sehr gut durchmischten Luftmasse (Gleichgewichtsniveau der Konvektion bei knapp
über 3000 m). In weiten Teilen Deutschlands drohen daher markante Böen der
Stärke Bft 8 bis 9. Besonders von NRW über Niedersachsen, Sachsen-Anhalt bis
nach Sachsen zeigen sich wiederholt mäßige Wahrscheinlichkeiten im ICON-EU EPS
für Bft 10 Böen und das gilt auch durchweg für das Bergland in ganz Deutschland.
Exponiert treten dann vielerorts im Bergland Bft 11/12 Böen auf. Dasselbe gilt
für die Deutsche Bucht und deren Umfeld, wo wiederholt Bft 10/11 Böen auftreten
und im Küstenumfeld über die Ausgabe einer Unwetterwarnung nachgedacht werden
kann. Zum Nachmittag verschiebt sich das Hauptwindfeld zunehmend in Richtung
Ostsee mit soliden Bft 10 Wahrscheinlichkeiten und einzelnen Signalen für Bft 11
Böen.

Die Niederschlagsmengen fallen (dank eines ausgeprägten Schauercharakters)
überschaubar aus und liegen meist nur bei wenigen Litern auf den Quadratmeter,
allerdings immerhin mit 10 bis 20 l/qm in 12 Stunden im Stau des Schwarzwaldes
und einzelner Mittelgebirge.

Die Höchstwerte erreichen deutschlandweit zweistellige Werte mit 10 bis 16 Grad,
wobei die höchsten Werte entlang des Oberrheingrabens gemessen werden.

In der Nacht zum Donnerstag dauert die Sturmlage im Nordosten Deutschlands an,
während Druckanstieg im Westen für eine deutliche Wetterberuhigung sorgt. Im
gesamten Nordosten treten bis in tiefe Lagen weiterhin Bft 8/9 Böen auf, im
Bergland abgestuft Bft 9 bis 12, während der Wind im Westen ausgangs der Nacht
nur noch im Bergland böig aus West bis Nordwest weht.

Neben dem Wind rückt nun wieder der Niederschlag in den Fokus, denn die
Kaltfront wird strömungsparallel in Richtung Alpen geführt und sorgt dort bis in
den Donnerstag hinein für anhaltende Niederschläge. Bei einem anomal kräftigen
Feuchtefluss kein Wunder, dass die Mengen in Staulagen teils im oberen markanten
Bereich liegen (ICON). Andere Modelle sehen diese Lage noch entspannter, die
Ausgabe von Dauerregenwarnungen für diesen Zeitraum ist jedoch aus heutiger
Sicht nicht unwahrscheinlich. Zudem verbleibt die Schneefallgrenze hoch genug,
sodass das Meiste als Regen fällt.

Die Tiefstwerte liegen zwischen +7 und +3 Grad mit etwas geringeren Werten im
süddeutschen und östlichen Bergland.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Kurzfrist wird innerhalb der Numerik sehr gut erfasst, wenngleich zum Ende
geringe Diskrepanzen (z.B. bei der Lage der Kaltfront in der Nacht zum
Donnerstag über Süddeutschland) für Unsicherheiten sorgen bezüglich des
Dauerregenpotenzials. Ansonsten wird das Windfeld u.a. am Mittwoch innerhalb der
Numerik recht homogen gezeigt, sodass die Zuversicht für eine deftige Sturmlage
weiter steigt. Der EFI "Windböen" ist ebenfalls deutschlandweit errötet mit
teils deutlichen positiven SOT Anomalien.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy