DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-01-2024 08:01
SXEU31 DWAV 200800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 20.01.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Bis Sonntag SW a, am Montag W z.

VERWEHUNGEN:
In der Nacht zum Sonntag erneut gebietsweise Glättegefahr durch gefrierendes
Schmelzwasser oder gefrierende Nebelnässe.

WIND/STURM:
Bis heute Mittag an den Küsten westlicher Wind mit stürmischen Böen (bis 70
km/h; 8 Bft). An exponierten Abschnitten auch einzelne Sturmböen um 80 km/h (9
Bft). Darüber hinaus im Bereich des Harzes sowie in einigen Hochlagen stürmisch
mit Böen um 70 km/h), auf dem Brocken 80 bis 100 km/h (9 bis 10 Bft) aus Südwest
bis West. Ab dem Mittag an der Ostsee und im Bergland deutlich, an der Nordsee
nur leicht abnehmender Wind.
In der Nacht zum Sonntag an der Nordsee wieder zunehmender und auf Süd drehender
Wind. Dabei an der Küste Nordfrieslands auch stürmische Böen bis 70 km/h (8
Bft). Auch in den nördlichen und westlichen Mittelgebirgen zunehmender Wind, auf
dem Brocken wieder zunehmend schwere Sturmböen bis 100 km/h (10 Bft) aus
Südwest.
Am Sonntag in den Kamm- und Gipfellagen der nördlichen, westlichen und zentralen
Mittelgebirge sowie an der Nordsee Sturmböen Bft 8/9, Brocken und über der
offenen Nordsee schwere Sturmböen.

In der Nacht zum Montag weitere Windzunahme, Montagfrüh Höhepunkt der
Windentwicklung. Sturmböen bis ins nordwestliche Binnenland hinein, an der
Ostsee und in den Leegebieten der nördlichen und westlichen Mittelgebirge,
stürmische Böen im gesamten Norden. An der Nordsee und in den Hochlagen der
meisten Mittelgebirge Sturm- und schwere Sturmböen bis Bft 10, über der offenen
Nordsee, an der Nordfriesischen Küste und auf dem Brockenplateau orkanartige
bzw. Orkanböen. Im Laufe des Montags zögernde Windabnahme, an der Ostsee und im
küstennahen Binnenland weiterhin stürmische Böen, an der Nordsee und in den
Kamm- und Gipfellagen der meisten Mittelgebirge Sturmböen Bft 8/9, auf dem
Brocken und über der offenen Nordsee schwere Sturmböen.

In der Nacht zum Dienstag an der gesamten Küste sowie auf höheren Mittelgebirgs-
und Alpengipfeln noch Sturmböen Bft 8/9, auf dem Brockenplateau und Alpengipfeln
darüber, tendenziell weiter abflauend.

FROST:
In der Nacht zum Sonntag und Sonntagfrüh je nach Bewölkung und Schneelage meist
mäßiger bis strenger Frost zwischen -5 und -13 Grad, vereinzelt auch unter -15
Grad.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland unter einem kräftigen Hoch mit Schwerpunkt am
Alpennordrand, das durch einen über die Nordsee hinweg ostwärts schwenkenden
Keil gestützt wird. Dieser Keil wird durch Warmluftadvektion überlaufen, die in
Verbindung mit einem über Südskandinavien nach Osten ablaufenden Frontenzug
steht. Mehrschichtige Bewölkung ließ daher in den nördlichen Landesteilen die
Bewölkung nicht unter 0 Grad zurückgehen. Zudem macht sich im Norden der
Gradient in Form von Windböen bis ins nordöstliche Binnenland hinein und
stürmische Böen an der Küste bemerkbar.
Über der Mitte und dem Süden konnte im Bereich des Hochs der Himmel aufklaren,
teils konnte sich auch Nebel und Hochnebel bilden. Je nach Nebel- und Schneelage
erfolgte eine Abkühlung in den Bereich mäßigen bis strengen Frostes, örtlich bis
unter -15 Grad.
Im Tagesverlauf weitet sich das wetterbestimmende Bodenhoch nach Norden aus, was
den Gradienten aufweichen lässt. Im nordöstlichen Binnenland sollten ab Mittag
keine warnrelevanten Böen mehr auftreten, an der Ostseeküste sind Böen Bft 7 nur
noch vereinzelt zu erwarten. An der Nordsee ist die Windabnahme schwächer
ausgeprägt, Böen Bft 7 sind dort häufiger, über der offenen See gibt es durchweg
stürmische Böen.
Nebel und Hochnebel werden sich zwar größtenteils auflösen, aber in einigen
Tallagen, so vor allem im Südwesten, aber auch in Teilen der Mitte, längere Zeit
und stellenweise sogar ganztägig halten. Im Westen wird zudem die Auflösung von
Hochnebel durch aufziehende hohe Wolkenfelder erschwert. Hiervon sind dann auch
die Tageshöchsttemperaturen abhängig. Bei zähem Nebel oder Hochnebel hält sich
leichter Dauerfrost, ansonsten werden in der Mitte 0 bis 3, im Norden 1 oder 2
Grad mehr erreicht.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das wetterbestimmende Bodenhoch nebst
stützendem Keil nach Osten, so dass sich gesamttroposphärisch eine südwestliche
Strömung durchsetzt. Von Westen her verstärkt sich die Warmluftadvektion, die
mit der Warmfront eines Tiefs bei Island in Verbindung steht. Dies lässt in
weiten Teilen Deutschlands mittelhohe und hohe Bewölkung aufziehen, ohne dass
bereits Niederschläge fallen. Zudem zieht der Gradient weiter an; abgesehen vom
Süden und Südosten frischt der Wind auf und dreht auf Süd zurück. Während es an
der Ostsee zunächst kaum für Windböen Bft 7 reicht, kommen an der Nordseeküste
stürmische Böen, über der offenen See Sturmböen Bft 9 auf. Auch in den Hochlagen
der nördlichen, westlichen und zentralen Mittelgebirge muss dann vermehrt mit
Sturmböen Bft 8/9 gerechnet werden.
An der Küste bleibt es wahrscheinlich frostfrei. Im nördlichen und westlichen
Binnenland ist leichter, sonst mäßiger, nach Süden und Südosten hin strenger
Frost zu erwarten. Bei längerem Aufklaren über Schnee sind nochmals Tiefstwerte
um oder etwas unter -15 Grad möglich.

Sonntag... setzt sich vom Atlantik her über Mitteleuropa vorübergehend eine
Zonalströmung durch. Ein darin eingelagerter Trog nähert sich unter Verschärfung
Irland. Ein zu diesem Trog entwicklungsgünstig liegendes Tief intensiviert sich
zu einem Sturmtief, das nördlich an Schottland vorbei ostwärts gesteuert wird.
An dessen Vorderseite setzt nahezu in ganz Deutschland kräftige
Warmluftadvektion ein, was, abgesehen vom Südosten und vom äußersten Süden,
mehrschichtige Bewölkung aufziehen lässt. Geringe Niederschläge, die durchweg
als Regen fallen, sind auf das Küstenumfeld beschränkt.
Druckfall bewirkt im Norden, in der Mitte und im Westen Deutschlands eine
weitere Gradientzunahme. Windböen Bft 7 können daher im nordwestlichen
Binnenland, an der Ostseeküste und in den Leegebieten der nördlichen und
westlichen Mittelgebirge aufkommen. Über der offenen Ostsee und an der
Nordseeküste setzen dann stürmische Böen ein, an der Nordfriesischen Küste und
in den Kamm- und Gipfellagen der meisten Mittelgebirge muss mit Sturmböen Bft
8/9 (Brocken darüber) gerechnet werden.
Das Bodenhoch verabschiedet sich zwar nach Osteuropa, behält aber seinen
Einfluss auf die südlichen und südöstlichen Landesteile, so dass dort nur mit
geringer Wahrscheinlichkeit in exponierten Gipfellagen stürmische Böen
auftreten. In diesen Gebieten sind dann auch größere Auflockerungen vorstellbar,
wenngleich sich auch dort hohe und mittelhohe Wolkenfelder ausbreiten. In diesen
Gebieten lässt die Milderung bei Höchsttemperaturen zwischen 0 und 3 Grad noch
auf sich warten, wogegen ansonsten ein Temperaturanstieg auf 4 bis 8 Grad
erfolgt.

In der Nacht zum Montag erreicht das Sturmtief, das in die nördliche Nordsee
gesteuert wird, mit einem Kerndruck unter 950 hPa den Höhepunkt seiner
Entwicklung. Hierdurch erfolgt über dem Vorhersagegebiet eine weitere
Gradientverschärfung, so dass im Norden, Westen und in der Mitte Wind- und
stürmische Böen aufkommen. In den Leelagen der nördlichen und westlichen
Mittelgebirge und auch an der Ostseeküste erreicht der Wind in Böen Sturmstärke
(Bft 9), an der Nordsee und in den Hochlagen der nördlichen, westlichen und
zentralen Mittelgebirge sowie im Erzgebirge setzen schwere Sturmböen Bft 10 ein.
An der Nordfriesischen Küste und auf dem Brockenplateau besteht die Gefahr
orkanartiger bzw. von Orkanböen.
Mit der Annäherung der Kaltfront dieses Sturmtiefs greifen Niederschläge auf den
Norden, Westen und Teile der Mitte über. Durchweg fällt Regen, wobei in der
Mitte und im Süden sowie zum Teil auch im Osten anfangs aufgrund des noch
gefrorenen Bodens die gefrierende Phase auftreten kann.
Leichter Frost ist nur noch im östlichen Bergland sowie im Südosten und im
äußersten Süden zu erwarten. Sollte es in diesen Gebieten noch einmal aufklaren,
muss über schneebedeckten Gebieten mit mäßigem Frost gerechnet werden.

Montag... gelangt Deutschland in den Bereich eines breiten Troges. Die Kaltfront
des sich dann vor der norwegischen Küste allmählich auffüllenden Sturmtiefs
arbeitet sich bis zu den Alpen vor. Hierdurch erfassen die Niederschläge auch
die südöstlichen Landesteile, wobei ab der Mittelgebirgsschwelle südwärts nach
wie vor aufgrund des noch gefrorenen Bodens die Gefahr gefrierenden
Niederschlages und somit von Glatteis besteht. Eine großräumige Glatteislage,
wie es in der vergangenen Woche der Fall war, ist jedoch nicht in Sicht. Meist
zeichnen sich einige bis etwas über 5, in den Mittelgebirgen bis über 15 und im
Schwarzwald bis über 20 mm Niederschlag innerhalb von 12 Stunden ab. Dort, wo
noch Schnee liegt, wird dieser weitgehend abtauen oder zumindest in sich
zusammensacken. Für eine Tauwetterwarnung sind die zu erwartenden
Niederschlagssummen eigentlich nicht hinreichend. Berücksichtigt man aber die
noch liegende Schneedecke, können in den westlichen und nördlichen und zum Teil
auch in den zentralen Mittelgebirgen zusätzlich zum Niederschlag 30 bis 50 mm
zum Abfluss gelangen, die noch als Schneedecke gebunden sind. Dies würde dann
durchaus für die hiervon betroffenen Mittelgebirge eine Tauwetterwarnung
rechtfertigen.
Die Sturmlage erreicht Montagfrüh ihren Höhepunkt. Dabei können gegenüber der
Nacht zum Montag Böen bis Sturmstärke noch etwas ins nordwestliche Binnenland
und stürmische Böen auf nahezu den gesamten Norden Deutschlands ausgreifen. Auch
in den Gipfellagen der südwestdeutschen Mittelgebirge kommen dann Sturm- und
schwere Sturmböen auf. Bedingt durch die allmählich einsetzende Auffüllung des
Sturmtiefs beginnt im Tagesverlauf der Gradient allmählich aufzuweichen. Bis ins
küstennahe Binnenland hinein sowie im Lee der nördlichen und westlichen
Mittelgebirge und darüber hinaus auch an der Ostseeküste muss aber auch noch am
Abend noch mit stürmischen Böen und im gesamten Nordwesten mit Windböen Bft 7
gerechnet werden. An der Nordsee und in den Kamm- und Gipfellagen der meisten
Mittelgebirge gibt es noch Sturmböen Bft 8/9, über der offenen Nordsee und auf
dem Brockenplateau schwere Sturmböen.
Ein paar Auflockerungen kommen allenfalls anfangs am Alpenrand und im
Tagesverlauf durchmischungsbedingt in Nordseenähe zustande. Ansonsten hält sich
mehrschichtige und weitgehend geschlossene Bewölkung. Deutschlandweit wird es
mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 6 und 12 Grad sehr mild.

In der Nacht zum Dienstag überquert der Trog unter leichter Verschärfung das
Vorhersagegebiet. Das korrespondierende Sturmtief verlagert sich unter weitere
leichter Auffüllung in den Bottnischen Meerbusen. Ein von diesem Tief
ausgehender und in den Norden Deutschlands hereinschwenkender Bodentrog
verhindert im Norden eine Gradientabnahme, so dass an der Küste weiterhin
Sturmböen Bft 8/9 und bis ins nördliche Binnenland hinein sowie in den
Leegebieten der nördlichen Mittelgebirge Windböen Bft 7 auftreten. In den Kamm-
und Gipfellagen der Mittelgebirge wie auch auf Alpengipfeln gibt es nach wie vor
Sturmböen Bft 8/9 (Brocken, exponierte Alpengipfel darüber). Die Niederschläge
nehmen dann einen konvektiven Charakter an, mit Trogpassage sind im Norden und
in der Mitte Deutschlands auch einzelne kurze Gewitter nicht auszuschließen. Mit
der vorstoßenden Höhenkaltluft sinkt die Schneefallgrenze auf 600 bis 800 m,
allerdings reicht es nur für wenige, unmittelbar an den Alpen für etwa 10 cm
Neuschnee. Abgesehen von den Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge und vom
unmittelbaren Alpenrand bleibt es ansonsten deutschlandweit frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann