DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-01-2024 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 19.01.2024 um 10.30 UTC



Zeitweise stürmisch und markantes Tauwetter. Sehr mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 26.01.2024


Eingangs der Mittelfrist am Montag kommen wir unter eine westliche Strömung, in
der gut ausgeprägte Tröge und Keile über uns nach Osten ziehen. Damit setzt die
Zufuhr sehr milder und feuchter Meeresluft nach Mitteleuropa ein. Das in der
Kurzfrist bestimmende Hoch ist nach Osteuropa abgedrängt worden. Ein erster
markanter Höhentrog nähert sich über Westeuropa und erreicht uns zum Tagesende.
Das zugehörige Sturmtief mit ca. 950 hPa Kerndruck zieht an den Färöern vorbei
Richtung norwegische Küste. Die Ausläufer uns das zugehörige Sturmfeld greifen
auf Deutschland über und bringen verbreitet Regen und stürmisch auffrischenden
Südwest- bis Westwind. In der Nordwesthälfte sind Sturmböen zu erwarten, im
höheren Bergland und an der Nordsee teils orkanartige Böen. In der gut
durchmischten Meeresluft steigt die Temperatur auf Werte um oder etwas über
+10°C und auch in der Nacht zum Dienstag, wenn erwärmte Meereskaltluft folgt,
bleibt es bei kräftigem, in Böen stürmischem Westwind frostfrei. Die Regenfälle
allein verfehlen die Warnschwellen vor Dauerregen meist, viel Wind und "hohe"
Temperaturen helfen aber beim Tauwetter.
Am Dienstag folgt rasch ein flacherer Höhenrücken, der sich durch kräftige
Warmluftadvektion vor dem nächsten Sturmtief nordwestlich Schottlands aufwölbt.
Die WLA kündigt die Warmfront dieses Tiefs an, die nachmittags mit Regen von
Westen her auf Deutschland übergreift. Der Wind nimmt kurzzeitig deutlich ab um
mit Drehung auf Süd bis Südwest nachmittags wieder ordentlich zuzulegen. Die
Böen des Vortages werden zunächst nicht erreicht. Das könnte in der Nacht zum
Mittwoch aber soweit sein, denn dann greift die leicht schleifende Kaltfront
unter dem Jet in 300 hPa (fast 300 km/h) von Westen auf Deutschland über und
bringt mehr turbulente Durchmischung und erneut gebietsweise Sturmböen. Dazu
regnet es verbreitet, in Staulagen kräftiger. Die Reste des Schnees in tiefen
Lagen dürften langsam verschwinden, das Tauwetter geht bis dahin weiter. Es
bleibt sehr mild und nachts fast überall frostfrei.
Am Mittwoch folgt der nächste kräftige Höhentrog, der sich über uns nach Osten
verlagert und derweil nach Süden ausdehnt. Er drückt die Kaltfront zu den Alpen,
während das Tief unter Abschwächung zum Baltikum weiterzieht. Im Übergang zu
einem sich über Frankreich aufbauenden Hochdruckgebiet stellt sich eine kräftige
Nordwestströmung über Deutschland ein mit der erwärmte Meeresluft subpolaren
Ursprungs über die Nordsee zu uns gelangt. Bei starkem bis stürmischem West- bis
Nordwestwind nehmen die Niederschläge konvektiven Charakter an. Schnee gibt es
bei knapp unter 0°C in 850 hPa aber höchstens in Gipfellagen der Mittelgebirge.
Sonst bleibt es mild. Vor allem in Staulagen fällt noch einiges an Regen, die
Schneedecke dürfte aber bis auf höhere Berglagen weg sein. Verbreitet kommt es
zu stürmischen Böen oder Sturmböen, an der See und im Bergland zu schweren
Sturmböen oder orkanartigen Böen.
Am Donnerstag steht zwar über dem Nordatlantik die nächste Austrogung an, sie
lässt sich aber mehr Zeit, sodass davor Platz für ein ausgeprägtes Zwischenhoch
bleibt, das sich von Frankreich zu uns ausdehnt. Entsprechend beruhigt sich das
Wetter unter Absinken, die Sonnenanteile nehmen zu, die Niederschläge hören auf
und auch der Wind spielt keine große Rolle mehr. Es bliebt allerdings mild und
erst in der Nacht zum Freitag deutet sich in einigen Regionen wieder leichter
Frost an.
Am Freitag löst sich der Trog unter Verlust von Wellenlänge und Amplitude aus
dem Haupttrog, der über dem Nordatlantik bleibt, und schwenkt über West- und
Mitteleuropa ostwärts.

An den damit verbundenen Tiefausläufern bildet sich über dem Skagerrak ein
Teiltief, das auf seiner Rückseite erneut einen Schwall Meereskaltluft von
Nordwesten zu uns führt, die dann in der erweiterten Mittelfrist unter
Hochdruckeinfluss zur Ruhe kommen soll. Der Freitag soll sich demnach noch
wechselhaft, windig und mild gestalten, der Ende der nächste Woche ist geprägt
von einer erneuten Wetterberuhigung mit langsamer Abkühlung.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist gut. Der grobe Ablauf mit der
zyklonalen Westlage und ruhigerem Fahrwasser zum Ende ist einigermaßen sicher.
Die Ausprägung der Windsituation und der Niederschläge unterliegen noch einigen,
aber überschaubaren Unsicherheiten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Echte Alternativen haben die anderen Globalmodelle nicht zu bieten. Der Ablauf
sieht im Großen und Ganzen ähnlich aus, wenn man mal von deutlicheren
Unterschieden am Donnerstag und Freitag absieht, wenn z.B. der Höhenrücken im
GFS, vor allem aber bei UKMO von stärkeren Hebungsgebieten überlauf wird, die
das Wetter dann in Teilen auch am Donnerstag unbeständig gestalten. In der
erweiterten Mittelfrist deutet GFS den Hochschwerpunkt über Skandinavien an mit
der Advektion von kalter Luft aus Osteuropa.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Rauchfahnen stützen die Ensembles die Aussagen des operationellen
Laufs. Der Spread wird erst zum Ende des Zeitraums deutlich größer. Auch die
niederschlagsreiche Phase von Montag bis Mittwoch (West zyklonal) bildet sich
gut ab. Zudem ist in den 15 Tage Diagrammen gut der windige Abschnitt am
täglichen Windmittel ablesbar. Der Trog und die Tiefausläufer am nächsten
Freitag scheinen unsicher, weil die Kurven deutlich abweichen, auch die
Niederschlagssignale scheinen eher etwas schwach zu sein.
Die Clusterung liefert zuerst 2 Cluster, dann bis 168h zwar 4 Cluster,
allerdings vereinen die beiden Größten immerhin 40 Läufe auf sich und ähneln
sich sehr. Der Hauptlauf ist in Cluster 1 (22 Member). Alle kommen in den Topf
NAO+. Von daher scheint die Prognose recht sicher zu sein.
In der erweiterten Mittelfrist ist ein deutlicher Trend zum Blocking erkennbar.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Neben dem Wind wird Tauwetter mittelfristig, wahrscheinlich von Montag bis
Mittwoch, ein Thema. Vor allem der Montag und Mittwoch, beginnend mit der
Vornacht werden stürmisch. Dabei bleibt der ganz große Sturm wahrscheinlich aus.
Außer an der Nordsee und im Bergland gibt es seitens der Probabilistik nur wenig
Hinweise auf Bft 10 oder mehr. Allerdings sind die Signale auf Sturm in den
letzten Läufen für den Mittwoch stärker geworden, für den Montag etwas
schwächer.
Dazu kommt Tauwetter. Der Regen allein dürfte Warnschwellen für Dauerregen (48
bis 72h) meist verfehlen, zusammen mit der durch Wind und milder Luft rasch
schmelzenden Schneedecke ergeben sich Abflussmengen im Bereich des markanten
Tauwetters. Das betrifft den Zeitraum Montag bis Mittwoch und viele Regionen, in
denen eine dickere Schneedecke, 10 bis 20, stellenweise an die 30cm vorhanden
ist. Fraglich ist, wie lange diese durchhält, vielleicht ist Mittwoch kaum noch
was davon da.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix. IFS + EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner