DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-12-2023 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.12.2023 um 10.30 UTC



Unbeständig mit langsam zurückgehenden Temperaturen
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 03.01.2024


Am Samstag verläuft die Frontalzone mit gut ausgeprägten Wellen mehr oder
weniger genau über Mitteleuropa nach Osten. Dabei liegen wir entsprechend unter
einer zyklonalen westlichen Strömung mit der milde Meeresluft nach Deutschland
gelangt. Einem ostwärts abziehenden Trog folgt rasch ein flacher Höhenrücken. Da
ebenso flott die Warmfront eines Sturmtiefs bei Irland übergreift, reicht es
kaum zu Zwischenhocheinfluss. Es bleibt insgesamt windig, an der See und im
Bergland stürmisch.
Am Sonntag, Silvester, weitet sich ein breiter Höhentrog nach Mitteleuropa aus,
während sich das Sturmtief unter beginnender Abschwächung in die Nordsee
verlagert. Die zugehörigen Ausläufer überqueren uns nach Osten gefolgt von einem
Schwall erwärmter Meereskaltluft. Die Luftmasse ist durch den Trog instabil
geschichtet, sodass mit Schauern und vereinzelten Gewittern gerechnet werden
muss. Erneut steht ein windiger, teils stürmischer Tag an. Tagsüber ist es bei
guter Durchmischung mild, nachts meist frostfrei und wohl weiter sehr windig bis
stürmisch.
Am Montag, Neujahr, zieht das Sturmtief über Dänemark zur Ostsee. An seiner
Südflanke gelangt mit einer kräftigen West- bis Nordwestströmung erwärmte
Meereskaltluft zu uns. Bei instabiler Schichtung entwickeln sich Schauer und
kurze Gewitter, die mit Sturmböen und Graupel verbunden sein können. Die Luft
wird etwas kälter und im Bergland gehen die Niederschläge teilweise in Schnee
über mit etwas Neuschnee in höheren Lagen und in den Alpen.
Am Dienstag zieht der Trog nur langsam ab und wir geraten an den Rand des
Bodentiefs über der Ostsee unter eine nordwestliche Strömung mit der Meeresluft
polaren Ursprungs nach Deutschland transportiert wird. Es gibt weitere
schauerartige Niederschläge, im Bergland zunehmend als Schnee, sonst nur
teilweise als Schneeregen oder Graupel. Nur im Südwesten deutet sich eine
leichte Wetterberuhigung an. Da sich das Bodentief abschwächt wird der Gradient
auseinandergezogen und der Wind lässt nach.
Am Mittwoch verschiebt sich die Frontalzone insgesamt südwärts. Vor einem neuen
Trog über Westeuropa schiebt sich eine Tiefdruckrinne über Benelux nach
Mitteleuropa vor. Damit können im Südwesten und Süden Niederschläge einsetzen,
die vorübergehend bis in tiefe Lagen teilweise als Schnee fallen können. Diesmal
wirkt sich über dem Norden ein schwacher Höhenrücken mit leichtem
Zwischenhocheinfluss aus.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich weiter unbeständiges Wetter an, wobei
die Temperaturen noch etwas zurückgehen können; auch eine Grenzwetterlage ist
möglich. Zumindest im Bergland geht es damit wieder Richtung Winter.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz zu den Vorläufen ist nur eingangs der Mittelfrist gut, sie
schwächelt schon zum Jahreswechsel und wird danach auch nicht besser. Der Trend
geht zwar zu nicht mehr ganz so mildem Wetter, im (höheren) Bergland sogar
wieder Richtung Winter, die Details und ob sich eine Grenzwetterlage im Verlauf
der nächsten Woche einstellt, muss offen bleiben. Die Prognose steht auf etwas
wackligen Füßen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Schon der Blick auf die letzten Tage des Jahres 2023 zeigt einige Unschärfen
hinsichtlich der Simulation der Globalmodelle ICON, GFS und UKMO im Vergleich
zum IFS. Im UKMO sieht der am Sonntag übergreifende Trog deutlich stärker
amplifiziert aus, GFS und ICON simulieren ihn flacher und damit progressiver.
Auch hinsichtlich der Windentwicklung bleiben Fragen offen, weil das Bodentief
mit deutlichen Abweichungen berechnet wird.
Danach scheinen wir auf die kalte Seite der Frontalzone zu rutschen mit
entsprechend tieferem Temperaturniveau. Die kurzwelligen Strukturen sind sehr
unsicher.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen der Ensembles weisen schon eingangs der Mittelfrist eine gewisse
Bandbreite auf, auch wenn sich der Hauptlauf am Median der Ensembles bis zum
Ende der Mittelfrist orientiert. Die Streuung wird im Verlauf der nächsten Woche
langsam größer. Es gibt kontinuierliche Niederschlagssignale, die Temperatur 850
hPa geht insgesamt zögerlich abwärts. Beim Geopotential geht dieser Rückgang zum
Jahreswechsel recht abrupt, dann ändert sich nicht mehr viel.

Mittelfristig baut sich im Bereich Grönland Island in der Mehrzahl der Läufe
eine positive Geopotentialanomalie auf, an deren Südflanke sich die Frontalzone
ostwärts ausbreitet. Stromab zeigen sich vermehrt Trogstrukturen über Nord- und
Mitteleuropa in der nächsten Woche.
Uns brächte das tendenziell eher unter eine südliche Westlage auf der kalten
Seite der Frontalzone. Das gilt auch für die erweiterte Mittelfrist. Die genauen
Abläufe bleiben ungewiss.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mos und die Wahrscheinlichkeitsvorhersagen deuten besonders um den
Jahreswechsel, Sonntag, Montag windiges, teils stürmisches Wetter an, ohne dass
es nach einer großen Sturmlage aussieht.
Die wiederholten Regenfälle werden wahrscheinlich nicht warnwürdig. Im Bergland
kommen im Laufe der nächsten Woche wieder winterliche Aspekte zum Tragen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos, IFS + EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner