DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-12-2021 19:30
SXEU31 DWAV 031800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 03.12.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts im Südwesten aufkommender Schneefall und Glätte.
Samstagfrüh bis in den Vormittag hinein südlich der Donau gefrierender Regen mit
Glatteis möglich (UNWETTER).
Am Tage im Süden vorübergehend stürmische Böen, exponiert Sturmböen. Auf den
Bergen schwere Sturmböen und Orkanböen.
Im östlichen und nördlichen Mittelgebirgsraum örtlich markanter Neuschnee gering
wahrscheinlich.
Am Sonntag im nördlichen Mittelgebirgsraum vereinzelt markanter Neuschnee. An
der See stürmische Böen möglich.
Am Montag vorübergehend Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt in einer recht glatten, nach Norden vorübergehend
leicht zyklonalen, im Süden eher in einer antizyklonalen westnordwestlichen
Höhenströmung. Die schwache Okklusionsfront zieht dabei ostwärts ab und sorgt
anfangs noch im Nordosten für leichte Niederschläge, teils Schnee, teils Regen.
Von Westen verstärkt sich aber vorübergehend die Warmluftadvektion. Diese wird
im Vorfeld eines Randtiefs über dem Cornwall erzeugt, das wiederum sich auf der
Vorderseite eines zur Irischen See schwenkenden Troges befindet. Das Tief zieht
bis morgen früh nach Belgien. Das Niederschlagsgebiet der Warmfront des Tiefs
erreicht bereits am späten Abend den Westen Deutschlands, wobei anfangs bis in
tiefe Lagen Schnee oder Schneeregen fällt, der aber unterhalb von 200 bis 300 m
nur vereinzelt liegen bleibt. Im Laufe der Nacht breiten sich die Niederschläge
nach Bayern aus und dort wird nur der äußerste Osten noch ausgespart.

Bodennah hält sich vor allem nach Südosten hin (Schwerpunkt südliches und
östliches Bayern), wo die Luft am längsten Zeit hatte abzukühlen, eine zähe
Kaltluftschicht, sodass auch gefrierender Regen wahrscheinlich ist. Dort fällt
die Schneephase aus oder es fallen nur wenige Flocken. Die Modelle zeigen die
entsprechende "warme Nase" in den Prognosesoundings bei 1000 m oder knapp
darunter. Da die Niederschlagsraten auch in dieser Phase recht ordentlich
aussehen, wäre auch Glatteisunwetter durchaus im Bereich des Möglichen, auf
jeden Fall aber eine markante Glättewarnung. Etwa nördlich der Donau gibt es
anfangs doch ein paar Zentimeter Neuschnee, so dass hier eher markante Glätte
herrscht, wenn der Schnee in Regen übergeht.
Westlich des Rheins geht der Niederschlag ebenfalls in Regen über und hier wird
es alsbald tauen, so dass Glatteisregen nur sporadisch auftreten könnte.
Bei Tiefstwerten von 5 bis 0 Grad im Westen und Nordwesten und 2 bis -5 Grad im
Süden, über Schnee in den Alpen und äußersten Südosten lokal bis knapp -10 Grad
muss auch darüber hinaus mit Glätte gerechnet werden. Der Wind weht schwach bis
mäßig mit starken bis stürmischen Böen im Bergland und an der Küste. Im Norden
und an der See aber wieder schwächer werdend. Im Westen sind auch in
windanfälligen tiefen Lagen Windböen möglich und auf exponierten Bergen über der
Mitte und im Süden kann es Sturmböen bis orkanartige Böen geben.

Samstag ... erreicht der oben erwähnte Höhentrog bis 18 UTC BeNeLux und
Ostfrankreich. Vorderseitig zieht das kleine Tief nach Franken und nimmt über
eine Wolken- und Niederschlagsschleppe Kontakt auf zum hoch reichenden Tief über
der Nordsee. Das kleine Tief ist eigentlich nur bei ICON-D2 zu sehen, während
sonst ab Mittag das Nordseetief dominant wird. Dabei kommt der Süden
vorübergehend in den Warmsektor, während sonst die Okklusion durchgeht. Im
Südwesten greift aber am Nachmittag die Kaltfront des Tiefs über, so dass in 850
hPa die Temperatur wieder leicht negativ wird und in der Folge die
Schneefallgrenze im Schwarzwald wieder auf 1000 m sinkt. Zuvor fällt aber Regen
mit Mengen zwischen 25 und 35 mm und mit der vorhandenen Schneedecke ergeben
sich bis zum Abend Abflussmengen zwischen 30 und gut 40 mm. Ansonsten fallen im
Süden meist 7 bis 15 mm Niederschlag, wobei die Schneefallgrenze vorübergehend
auf gut 1500 m ansteigt.

Im Bereich der Okklusion, also nördlich des kleinen Tiefs, sind die Regenmengen
in der Nordhälfte deutlich schwächer mit Mengen zwischen 0,5 und 5 mm. In einem
kleinen Bereich in den zentralen, nördlichen und östlichen Mittelgebirgen bleibt
noch kalte Mischluft erhalten und die Schneefallgrenze könnte ziemlich niedrig,
so zwischen 200 und 500 m liegen. Insofern wäre hier Neuschneezuwachs möglich.
Abends könnte in den westlichen Mittelgebirgen die Schneefallgrenze mit
Niederschlagsintensivierung auf 700 bis 500 sinken.
Ganz im Nordosten bleibt es sogar weitgehend trocken.
Die Temperaturen liegen in den östlichen und zentralen Mittelgebirgen sowie an
der Oder und in Teilen Niederbayerns nur um 2 Grad. Sonst ist es mit 3 bis 5
Grad im Norden und Osten milder. Im Westen werden Werte um 6 Grad und im Süden
und Südwesten im Warmsektor 6 bis 10 Grad erreicht.
Der Wind weht meist nur schwach bis mäßig aus Südost bis Ost, im Westen später
aus Südwest. Im Süden frischt er im Warmsektor deutlich auf mit starken bis
stürmischen Böen aus Südwest. Auf exponierten Bergen werden teils schwere
Sturmböen, vereinzelt auch 11er Böen erreicht.

In der Nacht zum Sonntag zieht das hoch reichende Tief zur holländischen Küste,
während ´unser´ kleines Tief sich nach Sachsen-Anhalt bewegt. Es entwickelt sich
damit eine Tiefdruckrinne, die von Ostbrandenburg bis zu dem westlichen Tief
reicht. Damit dreht der Wind nördlich der Rinne auf Nordost bis Ost und es
werden bodennah recht kalte Luftmassen mit negativen Taupunkten herangeführt. So
können die Niederschläge nördlich der Rinne meist als Schnee fallen. Auch in
den östlichen Mittelgebirgen sinkt wieder die Schneefallgrenze mit der Kaltfront
und der Hebung ab, so dass je nach Niederschlagsintensität die Grenze auf 200
bis 500 m absinken könnte. Auch im Westen, wo bis zum Morgen wieder
schauerartige Niederschläge einsetzten, sinkt die Schneefallgrenze wieder bis
fast in die Täler ab, denn die Temperatur in 850 hPa sinkt auf -4 und -5 Grad.
Im Süden fällt nur wenig Niederschlag, anfangs an den Alpen, wobei die
Schneefallgrenze meist bis in die Täler absinkt und ähnlich wie im Schwarzwald.
Vom Rheinland bis zum Emsland fällt dagegen meist Regen. Die Tiefsttemperaturen
liegen in den Schneefallgebieten bei 0 Grad, ansonsten häufig bei 1 oder 2, an
der Küste auch bei 3 Grad. Bei Auflockerungen kann es im Süden auch leichten
Frost geben mit entsprechender Straßenglätte.

Sonntag ... bleibt Mitteleuropa im Einflussbereich des Höhentroges mit
Höhentiefkern, der sich zum südlichen Norddeutschland verlagert (500 hPa).
Gleichzeitig verstärkt sich das Kältehoch über Nordosteuropa. Die Tiefdruckrinne
über Norddeutschland wird dadurch in ihrem Westteil etwas nach Süden abgedrängt
und das Tief über Norditalien zerfällt und schwächt sich etwas ab. Mit
Abschwächung der Tiefdruckrinne fächert der Gradient über Süddeutschland auf und
der Wind spielt auch in Kamm- und Gipfellagen warntechnisch kaum noch eine
Rolle. An der Nordflanke der Tiefdruckrinne verschärft sich dagegen der Gradient
und vor allem an den Küsten gibt es
verbreitet steife, an auflandigen Abschnitten der Ostseeküste sowie über der
offenen Nordsee stürmische Böen aus Nordost bis Ost.
Vor allem am Nordrand der Tiefdruckrinne gibt es aufgrund von Warmluftadvektion
und Aufgleiten von milderer Luft in der Höhe weitere Niederschläge, die häufig
als Schnee, in Küstennähe auch als Schneeregen oder Regen fallen. Meist werden 2
bis 6 l/qm in1 12 Stunden simuliert, gebietsweise aber auch 10 mm . Dabei sind
die Neuschneehöhen schwer abzuschätzen und hängen von der Intensität der
Niederschläge ab, insgesamt dürfte es aber auch im Norden für kaum mehr als 5 cm
in 6 Stunden reichen, ansonsten bleibt es zumindest tagsüber wohl meist bei
Glätte durch Schneematsch. Lediglich im Bergland, zum Beispiel im Harz, sind
auch tagsüber markante Schneemengen nicht ausgeschlossen.

Ansonsten fallen die Niederschläge in der Mitte und vor allem im Süden weniger
intensiv aus, vielerorts bleibt es dort auch trocken. Nennenswerte Mengen von
mehr als 5 l/qm in 12 Stunden, meist als Schnee, werden nach den neuesten
Modelläufen kaum simuliert.

In 850 hPa bewegen sich die Temperaturen deutschlandweit meist zwischen -4 und
-6 Grad, dabei bekommt die Wolkendecke nur selten Lücken, am ehesten vielleicht
noch im Südwesten und Süden. Die Höchsttemperaturen erreichen somit meist Werte
zwischen 0 Grad im Nordosten sowie im Bergland und 5 oder 6 Grad entlang des
Rheins.

In der Nacht zum Montag steigen Bodendruck und Geopotential von Nordwesten her
langsam an was dort eine Wetterberuhigung zur Folge hat. Bei teilweise
auflockernder Bewölkung bildet sich stellenweise Nebel. In den anderen Regionen
hält sich der Einfluss der Tiefdruckrinne, bzw. der des Troges und die teils
schauerartigen Schneeregen- und Schneefälle ziehen sich nur zögernd nach Süden
und Osten zurück. Vor allem im Schwarzwald, eventuell auch an der Ostsee
(Lake-Effekt) sind kräftigere Schneefälle zu erwarten, sonst halten sich die
Schneemengen in Grenze. Bei Tiefstwerten um bzw. etwas unter 0°C wird es
verbreitet glatt, auch durch Überfrieren von Nässe.
Der Ost- bis Nordostwind frischt an den Küsten zeitweise stark auf mit steifen
bis stürmischen Böen, sonst wird der Wind nicht warnrelevant.

Montag ... zieht der Höhentrog unter Abschwächung nach Polen und von Westen
schiebt sich ein schmaler Höhenkeil nach Deutschland. So bildet sich
vorübergehen eine Hochdruckbrücke zwischen dem Hoch über Nordosteuropa und dem
südwesteuropäischen Hochkeil. Damit gibt es im Osten und Südosten sowie an der
Ostsee anfangs noch leichte Schneefälle, die nachmittags weitgehend nachlassen.
Abends greift von Westen die Okklusion eines Tiefs bei Island mit Niederschlägen
auf den Westen und Südwesten über, wobei anfangs meist Schnee fällt. Das liegt
an der nunmehr kalten Luftmasse über Deutschland, denn bei 850-hPa-Temperaturen
meist unter -5 Grad werden nur Tagesmaxima zwischen -2 Grad in mittleren Lagen
der östlichen Mittelgebirge und 5 Grad im Rheinland erwartet, die abends leicht
zurückgehen. Gebietsweise können die Wolken stärker auflockern.
An der Küste frischt der Wind gegen Abend aus Süd auf mit 7er und 8er Böen und
anfangs kann es auch an der Ostse steife Windböen geben. Ansonsten spielt der
Wind kaum eine Rolle.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die meisten Modelle stützen den gefrierenden Regen morgen früh etwa südlich der
Donau mit einigen Unterschieden in der örtlichen Ausdehnung.

GFS zeigt am Montag ein etwas langsameres Übergreifen der Okklusion auf den
Südwesten Deutschlands.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden