DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-05-2024 18:01
SXEU31 DWAV 161800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 16.05.2024 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Zunächst im Süden, im Westen und in Teilen der Mitte örtlich markante Gewitter,
vereinzelt unwetterartig durch Starkregen und Hagel, im Laufe des Abends und der
Nacht meist nachlassend.

Im Südwesten Regenunwetter ab heute Abend bis mindestens Freitagabend.
Gebietsweise auch nur markanter Stark- oder Dauerregen.
Am Freitag und Samstag nur noch vereinzelt markante Gewitter, Unwetter nicht
ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
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Aktuell ... liegen wird auf der Vorderseite eines hochreichenden Tiefs vor der
bretonischen Küste mit einem flachen Randtrog über dem Mittelgebirgsraum. So
entwickelten sich in einer nur mäßig labil geschichteten Luftmasse mit mäßig
erhöhten PPWs (zwischen 22 und 30 mm) ausgehend von den Mittelgebirgen und den
Alpen im Westen und Süden sowie teils auch in der Mitte markante Gewitter, die
vereinzelt heftigen Starkregen brachten und größeren Hagel. Entsprechende
Unwetterwarnungen laufen.
In der Nacht zum Freitag verschärft sich die Entwicklung und es wird in Sachen
Regen kritischer. Ausgehend vom westeuropäischen Cut-Off-Tief zieht ein
weiterer, markanter Höhentrog von Süden zu den Alpen und schwenkt dann langsam
nordwärts. Dadurch kommt im Süden Hebung durch positive Vorticityadvektion auf
und am Alpenrand wird eine Zyklogenese ausgelöst. Das Leetief soll sich von den
Alpen lösen und sich Richtung Mitte Deutschlands bewegen.
Durch die Hebung an seiner Westflanke beginnt es zu regnen, wobei die zunächst
teils kräftigen Gewitter in konvektive Starkregenfälle übergehen, die die
Clusterreste mit einbeziehen. Betroffen ist vor allem der Südwesten von
Baden-Württemberg bis Rheinland-Pfalz. Selbst die Globalmodelle rechnen
gebietsweise mit Niederschlagsmengen von 30 bis 75 mm über die Nacht (12h), was
in Anbetracht des scharfen Troges, der Lage des Tiefs und dem Eindrehen der
Niederschlagsschleppe durchaus realistisch erscheint. In den probabilistischen
Verfahren (D2 EPS, 6/12h RR)) sind Hinweise auf extremes Unwetter vorhanden.
Obwohl sich die Modelle angenähert haben, gibt es Unterschiede in Lage und
Intensität der Regenfälle. Das meiste dürfte ohnehin eher noch in kürzerem
Intervall, 3-6 h fallen mit bis zu 50 l/qm.

Ansonsten werden die Gewitter deutlich weniger, ohne vollständig aufzuhören. Im
Norden und Osten weht weiter teils lebhafter Ostwind, vor allem an der See und
im Bergland, wo weiter starke bis stürmische Böen möglich sind. Auch an der
Südflanke des Tiefs kann der dort westliche Wind stark auffrischen mit Böen 7
Bft, vereinzelt 8 Bft

Freitag ... bleibt die großräumige Lage ähnlich. Der Randtrog schwenkt von den
Alpen aus nach Norden und erreicht die Mitte Deutschlands. Ein eingelagertes
Drehzentrum könnte zur westlichen Mitte ziehen (in 500 hPa), während das
Bodentief sich abends in die Nähe des Höhentiefs begibt. Von der Rinne ist dann
nur noch ein Bodentrog und ein weiterer über Sachsen übrig.
Die stärkste Hebung mit dem zunächst teils unwetterartigem Starkregen verlagert
sich dabei von der Pfalz und Nordbaden am Nachmittag und Abend in den Raum
Eifel. Dabei schwächt sich der Regen tagsüber aber ab. Vor allem in der ersten
Tageshälfte sind in 6h durchaus um 30 bis 45 l/qm möglich, in 12 h werden von
den meisten Modellen 30 bis 60 l/qm angeboten von Nordbaden teils bis zur Eifel
und ins südliche Rheinland (bei ICON-D2 bis 70). Akkumuliert über 24 h liegen
die Mengen im Streifen von BaWü Richtung Eifel lokal bei mehr als 100 l/qm von
Donnerstag- bis Freitagabend.

Die Modellunterschiede sind mittlerweile deutlich geringer. Da die Energie aus
der Luftmasse raus sein dürfte, sind nur wenige Gewitter mit dabei. Am ehesten
bilden sich einzelne Zellen am Rand zur warmen Luft weiter nördlich über NRW.
Auch wenn es nach Abzug des Regens im Süden wieder auflockert, sind im Alpenraum
einzelne, teils kräftige Gewitter mit Starkregen und Hagel möglich.
Der Norden und Nordosten liegt unverändert im Zustrom trockenwarmer Luft am Rand
des Blockings mit hochreichender Antizyklone am Finnischen Meerbusen. Der
Ostwind legt tagsüber wieder zu mit warnrelevanten Böen. Auch im Süden sind an
der Südflanke des Tiefs einige kräftige Böen, meist 7 Bft, vereinzelt 8 Bft aus
West zu erwarten.

Während es im Norden gebietsweise frühsommerlich warm wird bei 24 bis 27°C,
liegen die Maxima im Dauerregen kaum bei 15°C.

In der Nacht zum Samstag verlagern sich Trog mit eingelagertem Drehzentrum und
Bodentief etwas nach Norden nach NRW und sein Bodentrog weist morgens nach
Ostdeutschland. Die Hebung in ihrem Bereich lässts nach, auch weil sich
Bodentief und Höhentief etwas abschwächen und die WLA durch Verwirbelung der
Luftmassen schwächer wird. Es bleibt noch ein Streifen mit Regenfällen über der
Mitte, der aber nur anfangs noch warnwürdig ausfällt (etwa ein Streifen von der
Eifel und vom Rheinland bis nach Südhessen). Ansonsten schlägt der Tagesgang zu
und die Lage beruhigt sich. Sowohl etwaige Gewitter, in der Peripherie des
Regens und im Süden, als auch der Wind im Norden lassen nach. In der feuchten
Luft im Süden sind bei Auflockerungen auch mal dichtere Nebelfelder möglich.

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Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Samstag ... hat sich die Entwicklung der Wetterlage gegenüber der
Frühübersicht kaum geändert. In der Mitte gibt es allerdings vor allem nach
Westen hin noch leichte Regenfälle. Da der Randtrog noch etwas nach Norden voran
kommt (abends etwa eine Achse über dem südlichen Norddeutschland) und das Tief
nach Holland abzieht mit Trog dicht südlich von Hamburg, werden nun auch im
Norden Deutschlands einzelne Gewitter simuliert, die weiterhin nur langsam
ziehen und daher Starkregen bringen können (Unwetter nicht ganz ausgeschlossen).
Den Süden erreicht bis zum Abend ein kleiner Höhenkeil, auf dessen Rückseite im
Südwesten die Gewitterwahrscheinlichkeit gegen Abend ansteigt. Auch im östlichen
und südöstlichen Mittelgebirgsraum und in der Lausitz kann es bei nicht allzu
großer Labilität (meist ML-Cape zwischen 50 und 350 J/Kg) einzelne Gewitter mit
Starkregen geben. Der Küstenbereich bleibt noch außen vor. Die Temperaturen
gleichen sich an und erreichen meist 18 Grad bei Regen und 23 Grad bei Sonne in
Ostholstein und in Südostbayern.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bezüglich des Dauerregens haben sich die Modelle angeglichen und passen auch zu
den Wahrscheinlichkeitsaussagen (Warnung läuft). Am Samstag gibt es noch
Unterschiede bei der Lage des Randtroges bzw. des flachen Höhentiefs.
Bei ICON liegt die Höhentrogachse um 18 UTC über dem südlichen Norddeutschland,
bei EZMW weiter nördlich, so dass Schauer und Gewitter das Küstengebiet
erreichen würden (was im Übrigen dort leichte Entspannung bei der Trockenheit
bedeuten würde).


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden