DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-05-2024 08:30
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.05.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang SEa zu SEz

Heute nur im äußersten Westen und Südwesten sowie in den Alpen, morgen von den
Alpen bis zum südlichen NRW und am Donnerstag im gesamten Westen, im Süden und
in der Mitte sowie eventuell im südlichen Norddeutschland Gefahr durch Gewitter
mit Starkregen, örtlich bis in den Unwetterbereich.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... Deutschland liegt am Südrand eines blockierenden Höhenhochs über
Südschweden, das sich nur wenig verlagert und verbunden ist mit einem Bodenhoch
über dem Baltikum und Westrussland. Über Westeuropa hat das Omega-Hoch einen
Gegenspieler in Form einer hochreichende Zyklone mit Kern dicht südlich von
Irland, das sich ebenso kaum verlagert. Östlich des blockierenden Hochs befindet
sich ein fast ortsfester Trog mit Höhentiefkern in der Nähe der Krim.
Bis zum Abend greift ein Randtrog des Tiefs bei Irland auf Südfrankreich über
und mit Annäherung des Troges sinkt vor allem im Südwesten Deutschlands der
Luftdruck, so dass die über Ostfrankreich liegende Tiefdruckrinne um 18 UTC den
südlichen Oberrheingraben erreicht. Mit der Südostströmung in der unteren und
mittleren Troposphäre gelangt sehr warme Luft nach Deutschland mit
850-hPa-Temperaturen zwischen 9 Grad im Nordosten und 14 Grad im Südwesten, was
weiten Teilen Deutschlands heute einen Sommertag beschert mit Höchstwerten
zwischen 25 Grad in der Uckermark und 29 Grad an der Bergstraße (etwas kühler an
der See und in höheren Lagen). Durch die feuchtere Luft im Westen und Südwesten
mit PPWs zwischen 20 und 27 mm im äußersten Westen und Südwesten entwickelt sich
auch ML-Cape zwischen 200 und 500, am Oberrhein bis 1000 J/Kg. Da die
Vorderseite des Höhentroges bei uns noch schwachgradientig ausfällt (in 500 hPa)
und in 300 hPa die Achse des sich nach Osten anschließenden Höhenkeiles erst den
äußersten Südwesten erreicht, resultiert von der Höhe her nur wenig Hebung. So
muss die Orographie für die Auslösung von Schauern und Gewittern herhalten, was
bei den Modellen erst im Laufe des Nachmittags im Schwarzwald und im westlichen
Bergland simuliert wird. In der Fläche berechnen die Modelle meist nur
Regenmengen zwischen 0,5 und 6 l/qm, bei den feinmaschigen Modellen werden
vereinzelt Mengen im Starkregenbereich simuliert (Arome, ICON-D2). Dabei fällt
auf, dass auch über dem Oberrheingraben Signale vorhanden sind, da offenbar die
Südostströmung dafür sorgt, dass die Schauer und Gewitter dorthin verfrachtet
werden. Auch in den Alpen gibt es geringe Regensignale, Gewitter sind daher auch
dort möglich.

Mit dem Druckfall im Südwesten frischt der Ost- bis Südostwind vor allem im
Norden und Osten auf, so dass steife Windböen im Raum Erzgebirge und an der
Schleswig-Holsteinischen Ostseeküste, im nördlichen Schleswig-Holstein und auf
der freien Nordsee wahrscheinlich sind. Selbst in einem Streifen von Sachsen bis
zur Deutschen Bucht sind 7er Böen vereinzelt möglich. Auf Brocken und
Fichtelberg werden 8er Böen erwartet.

In der Nacht zu Mittwoch verlagert sich die Bodenrinne im Südwesten etwas nach
Nordosten und erreicht um 06 UTC etwa eine Linie Pfalz-Bodensee. Nachdem die
Gewitter in den betroffenen Regionen tagesgangbedingt zunächst nachlassen,
kommen in der zweiten Nachhälfte schauerartig verstärkte Niederschläge auf
(südwestlich der Rinne). Diese erfassen aber zunächst einen Streifen von Baden
bis ins südwestliche Rheinland-Pfalz. Bei 15 bis 8 Grad nimmt der Wind in tiefen
Lagen tagesgangbedingt ab. Allerdings legt er in 925 und 850 hPa in einem
Streifen vom Erzgebirge, Bayerwald und Thüringer Wald, über den Harz bis zu
Nordsee zu. Daher springen die höheren Berglagen der östlichen Mittelgebirge an.
Dort werden den 850 hPa Winden folgend teils sogar stürmische Böen erwartet.
Auch auf den Alpengipfeln kann es mit dem leicht in Gang kommenden Föhn Böen Bft
8/9 geben.

Mittwoch... rückt das Höhentief näher und die Bodenrinne kommt zaghaft
nordostwärts voran. Am Nachmittag erstreckt sie sich von Holland über NRW bis
nach Westbayern. Im Bereich der Rinne, aber auch westlich davon kann sich durch
die erhöhte Feuchte und vorhandener Labilität ein wenig CAPE aufbauen. Die
CAPE-Werte sind in Alpennähe am größten (500-800 J/kg), was dort vor allem der
leicht föhnigen Komponente und damit erhöhten Lapse Rates liegt.

Die PPW-Werte liegen im Bereich zwischen 22 und 30 mm und je weiter man nach
Südwesten kommt, desto geringe sind die Zuggeschwindigkeiten. Starkregen sollte
also wieder ein Thema sein und vor allem im Südwesten kann man Mengen bis in den
Unwetterbereich nicht ausschließen, insbesondere auch durch wiederholte
Konvektion. Daneben gibt es wieder kleinkörnigen Hagel und starke bis vereinzelt
stürmische Böen.

Nordöstlich der Bodenrinne setzt sich das störungsfreie und sonnige Wetter fort.
Mit der trockenen Luft zeigen sich nur wenige Wolken.
Die Luftmasse nordöstlich der Rinne bleibt die gleiche und so gibt es dort
(abgesehen von der Küste) erneut einen Sommertag bei 25 bis 28 Grad und auch in
Ostbayern ist das der Fall. Ansonsten sorgen Wolken und die etwas frischere
Meeresluft, die von Frankreich her zu uns strömt, für Werte zwischen 20 und 24
Grad, bei längerem Regen nur um 18 Grad.

Der Gradient an der Nordostflanke der Bodenrinnen (wo der Druck noch etwas
fällt) legt im Vergleich zum Vortag nochmal etwas zu, sodass im Osten und Norden
häufiger mit Windböen zu rechnen ist. An der Nordsee und
schleswig-holsteinischen Ostseeküste sowie in höheren Berglagen, muss mit
stürmischen Böen gerechnet werden. Auch auf den Alpengipfeln bleibt es bei Böen
Bft 8/9.

In der Nacht zum Donnerstag verstärkt sich die Bodenrinne gestützt durch den
nach Süddeutschland schwenkenden Randtrog des westeuropäischen Höhentiefs noch
etwas über dem Westen. Damit halten die schauerartig verstärkten und gewittrig
durchsetzten Starkregenfälle örtlich an und können sich auch noch etwas
intensivieren. Es gibt zwar noch Diskrepanzen über die genaue Lage der
Schwerpunkte. Es lässt sich aber modellübergreifend ein gewisser Bereich
fokussieren, der sich von Baden-Württemberg in der ersten Nachthälfte nach
Rheinland-Pfalz und das südliche NRW in der zweiten Nachthälfte verlagert.
Markante Regenmengen sind dabei in einem 6-12 h Bereich bestimmt ein Thema. Je
nach Ausprägung ist aber aus heutiger Sicht auch lokal Unwetter nicht
ausgeschlossen.

Der Wind lässt zwar tagesgangbedingt etwas nach, weht bei dem vorhandenen
Gradienten im Norden und Osten weiter lebhaft. Vor allem rund über der Nordsee
und im nördlichen Schleswig-H. ist weiter mit steifen Windböen zu rechnen.

Donnerstag... Im Wesentlichen bleibt die Omega-Lage mit dem Höhenhoch über
Schweden und dem hochreichenden Tief über der Bretagne sowie dem Höhentief über
der Ukraine bestehen. Die Tiefdruckrinne schafft es nicht mehr wesentlich weiter
nach Nordosten voranzukommen, wobei das Bodentiefzentrum von NRW zur
südwestlichen Nordsee zieht.
Der Randtrog des Tiefs über der Bretagne schwenkt von Süddeutschland bis zum
Abend zum Nordrand der Mittelgebirge. Vorderseitig dringen Schauer und Gewitter
von der Mitte und von NRW aus bis zum südwestlichen Niedersachsen vor. Im Süden
bilden sich vor allem in Bayern, also in der Nähe der Rinne mit Teiltief über
Südostbayern, erneut Schauer und teils kräftige Gewitter. In einem breiten
Streifen von NRW bis nach Bayern gibt es die besten Bedingungen für markante
oder gar unwetterartige Gewitter. Hier liegen die PPWs weiter bei 23 bis 30 mm
und es entwickeln sich Cape-ML-Werte zwischen 200 und 600 J/Kg. Im Südwesten ist
die etwas frischere Meeresluft etwas stabiler und trockener mit PPWs um 20 und
etwas weniger Cape. Hier sind nur vereinzelt Gewitter zu erwarten. Erneut steht
der Starkregen im Vordergrund des Warnmanagements, da die Gewitter nur langsam
ziehen oder nur eine mäßige Zuggeschwindigkeit haben (Mittelwind in 850 hPa
meist 10 bis 20 kt) und Cape nicht besonders hoch ist. Die Starkregengefahr ist
nach ICON-Eu-EPS und Cosmo-LEPS von NRW bis nach Südhessen, in Südwürttemberg
und im Südwesten Bayerns am größten, aber auch weiter östlich und nordöstlich
ist naturgemäß Starkregen bis in den Unwetterbereich (vereinzelt) möglich. Auch
6stg. Starkregen ist möglich.
Erneut sind in der Nordosthälfte Deutschlands steife Windböe wahrscheinlich,
exponiert sogar stürmische Böen (Mos, ICON-EU, UK10). Auf exponierten Gipfeln
des Harzes, vom Erzgebirge und vom Bayerischen Wald sind Sturmböen angesagt.

In der Nacht zum Freitag lassen die schauerartigen und anfangs gewittrigen
Regenfälle in der Mitte und im Westen bzw. im Nordwesten vielerorts nach. Im
Südosten dagegen verstärkt sich lokal der Regen, da sich auf der Vorderseite
eines nach Oberitalien schwenkenden Randtroges das Teiltief über Südostbayern
verstärkt und somit eine intensivere Scherungssituation entsteht. Im Nordosten
bleibt es dagegen nur gering oder locker bewölkt und trocken und die
Wolkenlücken breiten sich sogar etwas nach Südwesten aus. Es bleibt mild bei 13
bis 8 Grad, im Südwesten bis 6 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
Die Entwicklung der Großwetterlage wird im Kurzfristbereich modellübergreifend
sehr ähnlich simuliert. Mit fortschreitender Vorhersagezeit nehmen aber die
Unsicherheiten bezüglich der exakten Lage der Starkregenschwerpunkte zu.
Was den teils heftigen Starkregen morgen angeht, so ist die Wahrscheinlichkeit
hierfür nach ICON-D2-EPS im Südwesten Bayerns, im Süden und in der Mitte
Baden-Württembergs am größten. Eventuell wäre sogar eine Vorabinformation
Unwetter nötig, was aber heute Abend oder besser morgen früh nach den neuesten
Modellergebnissen entschieden wird.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden