DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-05-2024 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 09.05.2024 um 10.30 UTC



Nur vorübergehend sommerlich. Ab Montag von Westen und Südwesten her und ab
Mittwoch auch im Nordosten Gewitter und Abkühlung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 16.05.2024


Am Sonntag liegt Deutschland unter einem Höhenkeil. Dieser wird durch einen von
Nordwestsibirien bis ins östliche Mittelmeer reichenden Trog flankiert. Ein
weiterer Trog greift auf Westeuropa über, wodurch sich eine Verkürzung der
Wellenlänge ergibt. Absinken im Bereich des Keils lässt keine nennenswerte
Wolkenbildung zu, wobei es im Westen und Süden Deutschlands sommerlich warm
wird.
Am Montag nimmt die Amplitude der Keil-Trog-Formation zu und das gesamte
Zirkulationsmuster verschiebt sich ein wenig nach Osten. Dies lässt über
Deutschland die Strömung auf Südwest drehen. Im Bereich einer flachen
Druckverteilung (für eine Tiefdruckrinne reicht es wohl nicht) entwickeln sich
im Tagesverlauf Gewitter, die etwa bis zur Weser, zur Rhön, auf den gesamten
Südwesten und aus den Alpen heraus auch auf das alpennahe Vorland ausgreifen.
Unwetter, vor allem durch heftigen Starkregen oder Ansammlungen kleineren
Hagels, können nicht ausgeschlossen werden. Nach Nordosten hin hält sich noch
der Einfluss des blockierenden Hochs, so dass es dort niederschlagsfrei bleibt.
Am Dienstag dringen die Gewitter über die Mitte hinweg, am Mittwoch bis in den
Nordosten Deutschlands vor. Bedingt durch das Austropfen des Troges über
Westeuropa dreht die Strömung nahezu auf Süd. In den Westen und Südwesten
Deutschlands gelangt dann kühlere Luft, so dass nur Höchstwerte um oder etwas
über 15 Grad zu erwarten sind. Aber auch im Nordosten ist, bedingt durch
mehrschichtige Bewölkung und häufige Niederschläge, das frühsommerliche
Strohfeuer bereits wieder Geschichte.
Am Donnerstag kann, bedingt durch einen nach Norden ablaufenden Kurzwellentrog,
eine Zyklogenese induziert werden, wodurch die Gefahr einer Vb-artigen
Entwicklung besteht. Ob und wo welche Warnschwellen in Bezug auf Dauerregen
überschritten werden, ist noch nicht sicher. Am wahrscheinlichsten wäre dies
über dem Mittelgebirgsraum und im Nordosten Deutschlands.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum gelangt Deutschland in den
Bereich des von Westeuropa hereinschwenkenden und mittlerweile ausgetropften
Troges. Das Cut-Off-Tief verlagert sich von Oberitalien nordostwärts nach Polen,
an der Vorderseite eines breiten Höhenrückens stellt sich zum dritten
Maiwochenende hin eine nordwestliche Strömung ein. Kurzwellentröge, die darin
nach Südosten ablaufen, gestalten den Wettercharakter wechselhaft. Es erfolgt
ein Temperaturrückgang, die 20 Grad-Marke wird dann nur noch bei längerer
Sonneneinstrahlung erreicht.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich zu den
gestrigen Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede
lassen sich bis dahin nicht ableiten. Als einziger Punkt wäre anzumerken, dass
sich nach der neuesten Modellrechnung feuchtere Luft mit Gewittern am Mittwoch
dann auch im Nordosten Deutschlands durchsetzt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigt jeder Modelllauf einen
anderen Umgang mit dem auf Mitteleuropa übergreifenden Trog. Während der
gestrige 00 UTC-Lauf das Cut-Off-Tief über der Biskaya beließ, was das am Vortag
angenommene höhere Temperaturniveau erklärt, sind die beiden nachfolgenden
Modellläufe deutlich zyklonaler geprägt und zeigen in weiten Teilen Deutschlands
einen Temperaturrückgang im 850 hPa-Niveau auf Werte um oder etwas unter 5 Grad.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Mittwoch ergeben sich keine signifikanten Unterschiede zu den
externen Vorhersagemodellen. Lediglich UK10 wie auch das Modell des kanadischen
Wetterdienstes positionieren die Achse des wetterbestimmenden Höhenkeils weiter
westlich. Nach beiden Modellen wird der Norden und Nordosten Deutschlands nicht
von den Niederschlägen erfasst und verbleibt in der aus dem blockierenden Hoch
ausfließenden trockenen Luft - eine Version, die durchaus im Auge behalten
werden sollte.
Die anderen Modelle folgen der oben beschriebenen Entwicklung, wobei sich nach
GFS die Gewitter nach Nordosten hin rascher durchsetzen als weiter oben
beschrieben.
Indizien für eine Vb-artige Entwicklung lassen sich nach EZMW und ICON am
Donnerstag und wesentlich ausgeprägter nach GFS am Freitag und in der Nacht zum
Samstag finden. Auch dieses Szenario gilt es, weiter zu verfolgen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS zeigt eine Tendenz für Blockierungen über Fennoskandien und eher
zyklonal geprägten Wettercharakter mit leicht unternormalen Temperaturen über
Mitteleuropa. Das Temperaturniveau in 850 hPa pendelt sich dann bei etwa 5 Grad
(im Nordosten leicht darunter, im Südwesten und Süden geringfügig darüber) ein,
was im Bereich der für die Jahreszeit üblichen Werte liegen dürfte. Insgesamt
nimmt die Niederschlagstätigkeit zu, Signale für Stark- und Dauerniederschläge
lassen sich neben dem Hauptlauf nur bei Einzelmembern finden.
Das EPS des EZMW stützt die oben beschriebene Entwicklung. Mit dem sich nach
Mitteleuropa verlagernden Trog wird dem frühsommerlichen Intermezzo ein
alsbaldiges Ende bereitet. Als wahrscheinlichstes Szenario lässt sich eine
Blockierung über Fennoskandien herausarbeiten, die durch Höhentiefs faktisch
unterwandert wird. Ob dabei der Norden und Nordosten Deutschlands weiterhin
antizyklonal beeinflusst wird oder ob sich dort auch feuchtere Luft durchsetzt,
ist noch nicht sicher. Das spiegelt sich auch anhand der "Rauchfahnen" wieder,
hier ist ab Wochenbeginn der Spread am ausgeprägtesten und es gibt durchaus
zahlreiche Lösungen, die von einem Vorstoß der kühleren Luft in den Norden und
Nordosten Deutschlands nichts wissen wollen.
Das Clustering gemäß Großwetterlagen bietet daher einen Übergang eher zu
zyklonalen Süd- oder Südostlagen, erst im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum mit einem Drittel der Member, die einen Trog oder ein Tief
über Mitteleuropa zeigen. Das verspricht weitere und teils kräftige
Niederschläge. Zwar erfolgt ein Temperaturrückgang, aber eine markante Abkühlung
ist nur bei Einzelmembern zu finden.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag wird an der Vorderseite eines sich nach Süden ausweitenden und
nachfolgend austropfenden Troges feuchtwarme Luft eingesteuert. Bei geringen
Luftdruckgegensätzen entwickeln sich Gewitter, die bis zur Weser, zur Rhön,
Unter- und Mittelfranken und den gesamten Südwesten ausgreifen. Auch aus den
Alpen heraus sind einzelne Gewitter vorstellbar. Unwettergefahr besteht durch
heftigen Starkregen innerhalb kurzer Zeit und größere Ansammlungen von Hagel.
Am Dienstag dringt die feuchte Luft mit Gewittern und gewittrigem Starkregen bis
etwa zur Elbe vor, am Mittwoch wird hiervon auch der Nordosten Deutschlands
erfasst. Fokus ist an beiden Tagen vermehrt auf mehrstündigen, durchaus auch
ungewittrigen Starkregen zu legen. Am Mittwoch ist dies am ehesten im Nordosten,
Osten und in den südlichen Landesteilen der Fall. Die Wahrscheinlichkeit für
Unwetter ist gering, lokal auftretende unwetterartige Regenmengen sind jedoch
nicht auszuschließen.
Am Donnerstag, Freitag und bis in die Nacht zum Samstag hinein besteht die
Gefahr einer Vb-artigen Entwicklung. Details sind noch zu unsicher.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS (EZMW), anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann