DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-05-2024 17:30
SXEU31 DWAV 061800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 06.05.2024 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
In der ersten Nachthälfte in der Mitte gebietsweise noch Starkregengefahr. In
Südbayern nachlassende Unwettergefahr durch Gewitter und Starkregen. Ab Dienstag
zunehmende Wetterberuhigung, nur unmittelbar an den Alpen markanter Dauerregen
nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland vorderseitig eine Höhentroges mit einem
abgeschlossenen Höhentiefkern über dem Nordwesten Frankreichs. Im Bodendruckfeld
verläuft ausgehend von dem Tief HELGA mit Kern über Nordfrankreich eine
Tiefdruckrinne über die Mitte Deutschlands hinweg. Darin eingebettet ist die
Warmfront, die aktuell etwa über Thüringen und Sachsen ostwärts verläuft. Die
nachfolgende Kaltfront hat bereits auf den Südwesten Deutschlands übergegriffen.
Sie kommt in den nächsten Stunden über dem Süden weiter ostwärts voran und hat
diesen eingangs der zweiten Nachthälfte weitgehend überquert. Es verbleibt
schließlich in der Nacht die okkludierte Front, die weiterhin stationär über der
Mitte Deutschlands liegt.
Zuvor befand sich im Warmsektor eine feuchte und potentiell instabile Luftmasse,
in der sich mit Annäherung der Kaltfront im Süden Bayerns einzelne kräftige
Gewitter entwickelt haben, aber mangels Scherung mittlerweile zu einem größeren
meist ungewittrigen Cluster zusammengewachsen sind. Im Laufe des Abends werden
die Gewitter bzw. der größere Starkregencluster Richtung Österreich und
Tschechien abziehen. Bis dahin kann es aber weiterhin örtlich kräftig regnen mit
Mengen um 20 mm, teils auch um 30 mm innerhalb einer oder mehrerer Stunden.
Lokal sind auch noch kleinerer Hagel und Sturmböen der Stärke Bft 8 bis 9
möglich. In der zweiten Nachthälfte besteht nach Abzug der Gewitter und nach
Kaltfrontpassage keine Unwettergefahr mehr. Dem Cluster folgt eine Druckwelle
nach, die vorübergehe für Windböen Bft 7 sorgt. Rückseitig lockert die Bewölkung
von Südwesten gebietsweise auf, ganz vereinzelt ist Nebel nicht ausgeschlossen.

In Verbindung mit der Okklusion kommt es auch in der Nacht über der Mitte
weiterhin zu schauerartig verstärktem Regen. Betroffen sind dabei vor allem das
südliche NRW über Nord- und Mittelhessen und Thüringen hinweg bis nach
Westsachsen. Dabei gibt es vor allem in der ersten Nachthälfte seitens der
deterministischen Modelle, aber auch durch recht hohe Wahrscheinlichkeiten
seitens ICON-D2 immer noch Signale für gebietsweise markanten Starkregen mit
Mengen um 20 mm in sechs Stunden. Lokal sind auch Mengen um 35 mm in sechs
Stunden nicht ausgeschlossen. Allerdings werden diese Mengen voraussichtlich nur
punktuell erreicht, sodass eine Warnungsausgabe neben den bereits bestehenden
Warnungen schwierig ist. In der zweiten Nachthälfte erfolgt von Westen leichter
Druckanstieg, sodass auch der Regen deutlich nachlässt und die Starkregengefahr
abnimmt.
Im Norden verläuft die Nacht deutlich ruhiger. Dort ist trockenere und kühlere
Luft vorherrschend, in der sich der Himmel oft nur gering bewölkt oder klar
zeigt mit einigen Dunstfeldern. Einzig von Schleswig-Holstein über
Mecklenburg-Vorpommern bis in den Norden Brandenburgs zieht mit einer
Winddrehung auf Ost dichtere Bewölkung auf. Ein paar Tropfen Regen sollten aber
die Ausnahme bleiben.



Dienstag ... zieht das Höhentief über Frankreich weiter südwärts in Richtung
Löwengolf. Gleichzeitig schiebt sich ein Höhenrücken vom Atlantik in Richtung
Westeuropa vor, wodurch sich auch im Bodendruckfeld eine Hochdruckzone (THOMAS)
von der Biskaya bis zu den Britischen Inseln aufbaut. So steigen Geopotential
und Luftdruck auch über Deutschland langsam weiter an, allerdings bleibt die
Tiefdruckrinne zunächst noch erhalten. Sie verlagert sich aber in den Süden des
Landes und rückseitig sickert mit dem schwachen, auf nördliche Richtung
drehenden Wind, stabilere und etwas trockenere Luft ein.
Mit den allmählich antizyklonaleren Bedingungen und der Stabilisierung lässt der
Regen über der südlichen Mitte weiter nach, kommt aber vor allem Richtung Osten
bzw. Nordbayern noch nicht ganz zum Erliegen. Die Niederschlagsmengen sind aber
nur noch gering. Im Westen und Südwesten lockert die Bewölkung etwas auf, was
mit der Einstrahlung wieder etwas Labilität zur Folge hat. So entwickeln sich
dort einzelne Schauer, für Gewitter reicht es aber voraussichtlich nicht mehr.
Ausgehend von dem südwärts ziehenden Höhentief schwenkt ein Randtrog über die
Alpen hinweg nach Süddeutschland. Dadurch ausgelöst kommen unmittelbar an den
Alpen bzw. vom Südschwarzwald bis zum Bodensee erneut Regenfälle auf. Meist
fallen aber nur 1 bis 5 mm, an den Alpen stellenweise um 10 mm in 12 Stunden. Da
die Niederschläge dort aber voraussichtlich bis in den Mittwoch hinein anhalten
werden, ist eine markante Dauerregenwarnung unmittelbar an den Alpen nicht
ausgeschlossen (siehe Ausführungen zum Mittwoch).
In Teilen des Nordens hält sich zunächst noch die dichtere Bewölkung aus der
Nacht, etwas Regen bleibt aber weiterhin die Ausnahme. Im Tagesverlauf setzt von
Polen der Zustrom trockenerer Luft ein und die Bewölkung lockert von Nordosten
stärker auf. Richtung Ostsee wird es sogar sonnig. Dort frischt der Ost- bis
Nordostwind Dank etwas Gradienten und Supergeostrophie lebhaft auf, für
Warnungen reicht es aber nicht.

In der Nacht zum Mittwoch zieht das Höhentief weiter Richtung Korsika und
Sardinien. Dessen Einfluss im Zusammenspiel mit einer Tiefdruckzone südlich der
Alpen und einer auf Nord drehenden Windkomponente reicht aber noch aus, um den
Regen nebst dichter Bewölkung im äußersten Süden Deutschlands aufrecht zu
erhalten und sogar leicht zu verstärken. Bis zum Morgen fallen an den Alpen und
im Alpenvorland 5 bis 15 mm, lokal sind auch um 20 mm in 12 Stunden möglich.
Sonst kommt es unter Hochdruckeinfluss zu einer Wetterberuhigung und die
Bewölkung lockert stärker auf. Im äußersten Norden und Nordosten sinkt die
Temperatur lokal bis auf 2 Grad ab, somit ist vereinzelt Bodenfrost nicht
ausgeschlossen.


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Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch ... hat sich die Entwicklung der Wetterlage gegenüber der Frühübersicht
nicht geändert. Allerdings zeigt ICON-Nest vor allem für den östlichen Alpenrand
Signale für Regenmengen zwischen 30 und 40 mm in 24 Stunden, wenngleich die
Mengen im Vergleich zum 06 UTC Lauf schon etwas zurückgenommen worden sind. Die
anderen deterministischen Modelle zeigen - mit Ausnahme des UK10 - geringere und
nicht warnwürdige Mengen. Die EPS-Verfahren weisen dort nur geringe
Wahrscheinlichkeiten für das Überschreiten der 30 mm in 24 Stunden auf. Diese
Entwicklung muss also weiter beobachtet werden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung der Wetterlage wird von den betrachteten Modellen weitgehend
übereinstimmend prognostiziert. Unterschiede gibt es noch bezüglich der
Niederschlagsmengen aufgrund des konvektiven Charakters für die kommende Nacht
über der Mitte und der Regenmengen am Alpenrand für Dienstag und Mittwoch.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger