DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-05-2024 09:01
SXEU31 DWAV 010800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 01.05.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von SEa zu SEz

Heute noch frühsommerliches Wetter mit zunächst nur einzelnen Gewittern im
Westen. Im östlichen Bergland teils stürmischer Südostwind, in den Alpen Föhn.
Am Donnerstag im Norden, Osten und anfangs in Ostbayern noch sommerlich warm.
Sonst von Südwesten Umstellung zu unbeständigem, kühlerem Wetter mit teils
gewittrigem Starkregen, vereinzelt schwere Gewitter.
Am Freitag im Nordosten markante Gewitter, sonst durch ein Zwischenhoch
Wetterberuhigung. Nur im Südosten Dauerregen möglich (vor allem Alpenraum).

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... Heute liegt Deutschland zwischen dem blockierenden Hoch über
Osteuropa und dem Tiefdrucksystem über West- und Südwesteuropa in einer
südöstlichen Strömung, die in der Höhe recht glatt strukturiert ist und so fehlt
der Antrieb von der Höhe aus. Dabei strömt heute sehr warme Luft zu uns mit
850-hPa-Temperaturen zwischen 11 Grad an der Kieler Bucht und 15 Grad an der
Donau, wodurch heute verbreitet ein Sommertag mit Werten zwischen 25 und 29 Grad
erreicht wird. Nur an der Küste bei Seewind und im höheren Bergland ist es mit
19 bis 24 Grad kühler. Dazu gibt es meist mehr als 70 Prozent Sonnenanteil und
nur im äußersten Südwesten mehr Bewölkung. Mit der Annäherung eines ersten
Troges, der vom westlichen Mittelmeer nach Oberitalien schwenkt und mit
Leeefekten an den Alpen sinkt vor allem ganz im Süden und Südwesten der Druck,
so dass sich bis 18 UTC am südlichen Oberrhein ein Tief bildet mit einem
Kerndruck von immerhin 998 hPa (ICON-D2 von 03 UTC). Dazu deuten die Modelle im
Südwesten und im Westen vor allem über den Gebirgen einzelne Schauer und
Gewitter an. Die Zutaten hierfür sind gar nicht mal so schlecht: Am Nachmittag
entwickelt sich dort ML-Cape zwischen 500 und 1500, vereinzelt sogar bis fast
2000 J/Kg bei allerdings geringer Scherung. Nur die Feuchte lässt zu wünschen
übrig, PPWs häufig nur um 20 mm, lokal ganz im Westen um 25 mm. Da der
Hebungsantrieb fehlt muss von der Auslösung von Einzelzellen über dem Bergland
ausgegangen werden. Da die Schauer und Gewitter nur langsam ziehen (10 bis 15 kt
Mittelwind in 850 hPa aus Ost bis Südost) und teils hinten neue Zellen anbauen
dürften, kann kleinräumig leicht Starkregen auftreten. Beim Wind sind eher 7er
Böen, maximal 8er Böen zu erwarten. Großhagel ist eher unwahrscheinlich.
Durch den Druckfall im Süden nimmt der Gradient zu und im Osten, vereinzelt auch
ganz im Norden, stehen damit 7er Böen auf der Agenda (im Norden vor allem an der
schleswig-holsteinischen Ostseeküste). Im Raum Erzgebirge kann es vor allem auf
den Gipfeln stürmische Böen geben.

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der vorgelagerte Randtrog über die Alpen
nordostwärts. Das Leetief löst sich vom Oberrhein und zieht nach Benelux. Auf
der Ostseite des Tiefs erstreckt sich ein scharfer Trog (den man auch als
Tiefdruckrinne bezeichnen kann), der um 06 UTC die Vorderpfalz und Südostbayern
erreicht mit entsprechender Konvergenz. Südwestlich der Achse sammelt sich
instabile und feuchte, aber etwas kühlere Luft. Zudem kommt vorderseitig des
Randtroges PVA auf, sodass spätestens ab der zweiten Nachthälfte schauerartiger
und mit Gewittern durchsetzter Regen im Südwesten einsetzt. Wie weit der
Niederschlag nach Nordosten ausgreift, ist noch unsicher. Da die Konvektion
abgehoben ist, fokussieren sich die Begleiterscheinungen vornehmlich auf die
Starkregen. In den Alpen und in den östlichen Mittelgebirgen sind fortwährend
steife bis stürmische Böen 7-8 Bft zu erwarten. Durch das Kippen der Rinne
frischt der Ostwind auch an der Küste auf. Über der freien Nordsee und an
exponierten Abschnitten der Ostseeküste sind ebenfalls steife Böen möglich.
Ansonsten lässt der Wind tagesgangbedingt nach. Die Nacht wird mild bei Minima
zwischen 15 und 7 Grad.


Donnerstag... dreht die Achse des Troges noch etwas gegen den Uhrzeigersinn und
nimmt eine nahezu zonale Orientierung vom nahen Nordatlantik über Südfrankreich
bis nach Italien an. Dem gegenüber steht der weiterhin stabile Rücken über Nord-
und Osteuropa. Wir haben es nunmehr also mit einer Blockierungslage der Marke
"High-over-Low" zu tun. Der Trog stützt die sich ebenfalls in die Länge ziehende
und zonal konfigurierte Tiefdruckrinne, deren Konvergenzachse nebst der feuchten
und instabilen Luft von Südwestdeutschland langsam bis zur Mitte vorankommt.
Entsprechend breiten sich auch die gewittrigen Regenfälle vom Südwesten bis
Mitte aus. Am Nordrand des Niederschlagsgebietes wird, sofern es noch für
Einstrahlung reicht, etwas CAPE generiert (etwa 500 J/kg ML), sodass zu
kräftigeren, konvektiven Einzelentwicklungen kommen kann, die gegen Abend auch
das südliche Norddeutschland erreichen können. Bei weiterhin marginaler
Scherung, aber recht hohem Wassergehalt der Luft zwischen 22 und 27 mm ist
wieder mit Starkregen zu rechnen. Hagel und Gewitterböen spielen eine
untergeordnete Rolle. Durch die nun nennenswerte, synoptisch-skalige Hebung und
das stark konvergente Windfeld kommt es wiederholt und verbreiteter zur Auslöse,
was die Gefahr heftigen, teils auch mehrstündigen Starkregens bis in den
Unwetterbereich erhöht.

Rückseitig der Rinne dreht der Wind im Südwesten und Süden auf Südwest und es
fließt kühlere und stabilere Luft ein, sodass die Niederschläge skaligeren
Charakter annehmen. Eventuell bildet sich eine Druckwelle aus, die zumindest dem
südwestdeutschen Bergland und dem südlichen Alpenvorland steife Böen bringen
könnte. Der Föhn bricht indes zusammen.

Nördlich der Rinne herrscht in weiten Teilen des Nordens und Ostens weiterhin
Ost- bis Südostwind, der im Tagesverlauf auch wieder im Tiefland stark böig
auffrischt und fortwährend Warmluft herantransportiert. In Kamm- und Gipfellagen
ist mit stürmische Böen 8 Bft zu rechnen. Die Luftmasse feuchtet zwar auch etwas
an, was die Bildung einzelner Schauer ermöglicht. Meistens bleibt es aber
trocken und sonnig.

Bei den Temperaturen stellt sich ein steiles Nordost-Südwest-Gefälle ein. In
Südbaden werden nur noch 17 bis 18 Grad erreicht, in Brandenburg nochmal 28
Grad.

In der Nacht zum Freitag kommt die Rinne nur noch wenig nach Nordosten voran und
sorgt vor allem in einem Streifen von NRW bis zum östlichen Mittelgebirgsraum
für weitere, schauerartige und teils auch gewittrige Regenfälle mit erhöhter
Starkregengefahr. Ganz im Süden kommt es nach den meisten Modellen zu länger
anhaltenden Regenfällen, gestützt durch eine recht starke Gegenstromdynamik
(Südost in der Höhe, West am Boden). Einige probabilistischen Modelle springen
bereits darauf an und rechnen leicht erhöhte Wahrscheinlichkeiten (vor allem
CosmoLEPS, 10-30%) für das Überschreiten von Dauerregenwarnschwellen vor allem
im Süden des Landes. Von der Pfalz bis nach Nordbayern lassen die Regenfälle
dagegen weitgehend nach. Im Norden und Osten bleibt es - von vereinzelten
Schauern abgesehen - trocken und aufgelockert bewölkt. Die Tiefsttemperaturen
liegen zwischen 14 und 6 Grad.

Freitag... Verlagert sich das Bodentief über der südwestlichen Nordsee nur noch
wenig nordwestwärts und füllt sich etwas auf. Seine Kaltfront erreicht mit ihrer
rinnenartigen Druckstruktur bis zum Abend etwa das westliche Vorpommern. In der
Höhe breitet sich der Trog von der Adria aus weiter bis zum südwestlichen
Schwarzen Meer aus, so dass dann von dort bis zur Biskaya eine Potentialrinne
entsteht. So startet vor der Front im äußersten Nordosten der Tag noch
freundlich, ehe dann von Südwesten die Bewölkung zunimmt und Schauer und
Gewitter aufkommen. Erneut besteht bei geringer Zuggeschwindigkeit der Zellen
Starkregengefahr, teils auch über 2 bis 3 Stunden. Unwetter sind nicht ganz
ausgeschlossen.
Ganz im Süden - vor allem im Alpenraum und dort besonders nach Osten hin -
regnet es weiter, da die Gegenstromdynamik (Ostwind in der Höhe, West bis
Nordwest am Boden) erhalten bleibt, In Südostbayern gibt es bei CosmoLEPS
schwache Hinweise für Dauerregen!
Im großen Rest von Deutschland strömt zwischen dem Tief vor Ostengland und dem
Hochkeil über den Alpen von Westen stabilere und kühlere Meeresluft ein mit
850-hPa-Temperaturen zwischen 3 und 5 Grad, während im Nordosten anfangs noch
Warmluft wirksam ist. Bei wechselnder Bewölkung kommt es nur noch ganz
vereinzelt zu Schauern und nach Westen und Südwesten hin gibt es auch mal
größere Aufheiterungen.
Die Höchstwerte liegen postfrontal nur noch zwischen 17 und 19 Grad im
Alpenvorland bei Regen nur bei 13 Grad. Von Oder und Neiße bis nach
Schleswig-Holstein werden warme 20 bis 25 Grad erreicht, ehe die Schauer und
Gewitter dann die Abkühlung bringen.
In der Nacht zum Samstag regnet es im Südosten durch die Gegenstromproblematik
weiter (eventuell auch Dauerregen über 36 Stunden!). Im Nordosten lassen Schauer
und Gewitter alsbald nach. Sonst lockern die Wolken örtlich auf und es bleibt
weitgehend trocken. Es kühlt auf 9 bis 4 Grad ab, im Nordosten auf 12 bis 10
Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Großräumig simulieren die Modelle ähnlich.
GFS lässt die Front mit Schauern und Gewittern morgen etwas weiter bis fast zur
Elbe vorankommen (bis zum Ende des Donnerstages).
Ansonsten gibt es die üblichen lokalen Differenzen bei den Regenschwerpunkten,
da die Niederschläge überwiegend konvektiv sind.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden