DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

30-04-2024 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 30.04.2024 um 10.30 UTC



Unbeständig, feucht und kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 07.05.2024


Heute mal das Fazit vorweg: Die Mittelfrist ist alles andere als sicher. Die
Modellunterschiede und die Unterschiede zwischen den Modellläufen sind groß.
Gesichert scheint ein wechselhafter Abschnitt bei zurückgehender Temperatur. Die
Details können jedoch nur geraten werden.

Die Mittelfrist startet mit einem Tiefdruckgebiet am Boden von Ostengland bis
nach Tschechien samt Front quer über Deutschland. Dabei wird von Norden warme
und von Süden kühle Luft zu uns geführt. Gestützt wird es von einer
Tiefdruckrinne in 850 hPa mit 2 bis 5 Grad auf der kalten und 5 bis 8 Grad auf
der warmen Seite. Flankiert wird das Tief von hohem Luftdruck über Südwesteuropa
und Skandinavien. An der Front regnet es, teils gewittrig, wobei Starkregen
wahrscheinlich, lokal heftiger Starkregen (Unwetter) gering wahrscheinlich ist.
Auch im Süden regnet es anfangs noch teils kräftiger, dabei sind bevorzugt im
Bergland Dauer- oder mehrstündiger Starkregen möglich. Aufgrund der
einfließenden kühleren Luft aus Süden sind allenfalls noch lokal im Nordosten
Höchstwerte um 25 Grad zu erwarten. Zum Abend hin bricht die Tiefdruckrinne auf
und von Südwesten breitet sich hoher Luftdruck über Deutschland aus. Die Front
wird nordostwärts verdrängt und schwächt sich zusehends ab. Aus dem Hoch über
Skandinavien spaltet sich in der Nacht zum Samstag ein Zentrum über dem Baltikum
und Osteuropa ab. Es verdrängt den zweiten Teil der Tiefdruckrinne nach
Südosteuropa.

Am Samstag herrscht am Boden schwacher Hochdruck mit knapp über 1015 hPa.
Westlich von uns liegt tiefer Luftdruck, der vom Atlantik bis nach Frankreich
reicht. In südwestlicher Strömung gelangt feuchte, aber kühle Luft zu uns. Für
den Westen bedeutet dies Schauerwetter. Im Nordosten liegen noch letzte Reste
der Front, die sich aber tagsüber mehr und mehr auflöst. Auch an ihr gibt es
noch Schauer, Gewitter sind bei allgemeiner Stabilisierung derzeit
unwahrscheinlich. Die Temperatur in 850 hPa liegt zwischen 6 Grad im Osten und 2
Grad im Westen. Entsprechend ist es auch am Boden im Nordosten am wärmsten,
wobei die 25 Grad (Sommertag) nicht mehr erreicht werden. Das Bodenhoch über
Osteuropa wird Richtung Südosteuropa verdrängt und über dem Baltikum und
Nordwestrussland entsteht ein Tiefdruckgebiet.
In der Nacht zum Sonntag schwächelt der Hochdruck über Deutschland und im Westen
schwenkt ein Trog von Südwesten herein. Am Boden kann sich ein sehr
kleinräumiges Tief bilden, das bis zum Morgen den Nordwesten Deutschlands
erreicht. Im Ergebnis fällt schauerartiger Regen. Im Osten wirkt der
Hochdruckeinfluss länger und es ist weitgehend trocken, nur zur polnischen
Grenze hin ist noch feuchte Luft vorhanden.

Am Sonntag gewinnt das Tief über Westrussland an Stärke. Sein Trog reicht bis
nach Polen und reaktiviert im Tagesverlauf die dort liegenden Feuchtereste. Das
Tief über Benelux und Nordwestdeutschland verlagert sich über die Nordsee und
wird vom steuernden Tief aufgesaugt. Es bleibt bei einem Zustrom feuchter Luft
aus Südwesten, die sich tagsüber auf ganz Deutschland ausweiten kann. Allerdings
zapft das Tief über dem Atlantik nun etwas mildere Luft an. In den Süden fließen
zum Abend +10 Grad in 850 hPa, im Nordwesten liegen noch um 5 Grad.

Am Montag liegt über Skandinavien und Südeuropa hoher Luftdruck. Über Westeuropa
hält sich hingegen tiefer Luftdruck mit mehreren Zentren. Das Hauptzentrum
verlagert sich im Tagesverlauf ostwärts nach England und verdrängt die
Randzentren nach Norden. In westlicher bis südwestlicher Strömung fließt bei uns
feuchte, aber relativ milde Luft ein. Sie sorgt wiederholt für Schauer, zum
Abend hin sind im Südwesten auch einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen. Mit der
milderen Luft steigt die Temperatur verbreitet auf über 20 Grad. In der Nacht
zum Dienstag lässt die Schauerneigung nach. Das Tief über England verlagert sich
langsam nordostwärts. Seine Front reicht bis an die Pyrenäen.

Am Dienstag zieht das Tief über die Nordsee in Richtung Südwestskandinavien.
Seine Front zieht aus Westen/Südwesten nach Deutschland. Sie bringt verbreitet
schauerartigen Regen, auch eingelagerte Gewitter sind möglich. Es besteht die
Gefahr von Starkregen, auch mehrstündiger Starkregen ist möglich. Dem Tief folgt
ein Hoch auf dem Atlantik, dass am Abend die Biskaya erreicht. In der Nacht zum
Mittwoch liegt das Tief über der Nordsee vor Skandinavien. Die Front liegt über
dem Nordosten und Osten der Bundesrepublik. Von Südwesten her steigt der
Luftdruck langsam. Zwischen dem Hoch über dem nahen Ostatlantik und dem Tief
über Nordsee wird in nordwestlicher Strömung zunehmend kühle Luft zu uns
gelenkt.

Am Mittwoch geht es mit Nordwestwind unbeständig weiter. Dabei fließen in 850
hPa bereits 0 Grad in den Norden und Westen des Landes. Das Tief liegt weiterhin
über der Nordsee, der hohe Luftdruck dehnt sich langsam in den Südwesten aus. In
der Nacht zum Donnerstag wird der Großteil Deutschlands von hohem Luftdruck
geflutet. Das Tief über der Nordsee bildet ein weiteres Zentrum nah an Dänemark.
Dessen Kaltfront erreicht uns von Nordwesten in den Morgenstunden des
Donnerstags. Am Donnerstag schwenkt die Kaltfront von West nach Ost über uns.
Sie bringt verbreitet Schauer, einzelne Gewitter sind nicht ausgeschlossen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Am Freitag ist die Konsistenz zwischen den IFS-Läufen noch gut. Anschließend
werden Lage, Stärke und Progression der Hoch- und Tiefdruckgebiete von Lauf zu
Lauf unterschiedlich berechnet. Entsprechend unterschiedlich ist auch die Zufuhr
von warmer und feuchter Luft. Der aktuelle IFS-Lauf ist dabei wärmer, bei
insgesamt gleicher Feuchte, aber anderer Verteilung. Ein Ausreißer ist der Lauf
aber nicht, vielmehr ist die Lage unsicher, bereits gestern 12z gab es eklatante
Unterschiede zu 0z.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch der Modellvergleich bringt kein einheitliches Bild. Am ehesten sind die
großräumigen Strukturen noch bei IFS und ICON ähnlich. GFS lässt ab Dienstag mit
einem Hoch über Skandinavien wieder <0 Grad in 850 hPa zu uns fließen. IFS und
ICON simulieren zu Wochenbeginn einen Langwellentrog über Westeuropa und einen
Höhenkeil über Osteuropa. Bei uns schwenken Randtröge durch. IFS lässt am
Dienstag/Mittwoch auch den Haupttrog durchgehen und simuliert in der Folge
weitere Randtröge mit Abkühlung in der erweiterten Mittelfrist. Bei ICON wird
die Strömung am Dienstag hingegen antizyklonal.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen sind bis Freitag recht schmal, mit deutlich sichtbarem
Abwärtstrend in der Temperatur. Ab Samstag geht der Spread auseinander. Dabei
lässt sich aus der Gesamtheit der Ensembles bei der Temperatur eher ein linearer
Trend ausmachen. Der aktuelle Lauf befindet sich jedoch zu Wochenbeginn am
oberen Ende der Ensembles, sinkt dann deutlich ab und liegt zum Ende der Woche
unter dem unteren Drittel.
Beim Geopotential ist ebenfalls ein deutlicher Abfall bis zum Freitag
auszumachen. Danach ergibt sich ein leicht positiver linearer Anstieg. Dabei ist
der Hauptlauf eher in der unteren Ensemblehälfte zu finden. Insbesondere der
auffällige Abfall des Geopots nach Wochenmitte nächster Woche (Tief über der
Nordsee) erscheint aus den Rauchfahnen eher fragwürdig.
Beim Niederschlag gibt es deutliche Ausschläge vor allem Donnerstag bis Samstag.
Anschließend sind zwar Signale vorhanden, aber kein Dauerregen sichtbar.

Die Lösung des GFS mit Kaltlufteinbruch am Dienstag erschient aus den Ensembles
ebenfalls fragwürdig. Der operationelle Lauf liegt deutlich unter allen Membern.


ICON bettet sich im Großteil mittig in seine Ensembles. Allerdings ist für den
Süden auffällig, dass am Samstag der aktuelle Lauf bei der Temperatur unter 80 %
aller Lösungen liegt. Das ausgedehnte Höhentief über Norditalien darf
angezweifelt werden.

Die Cluster liefern viele Lösungen mit hauptsächlich einem Wetterregime
(Blocking), wobei Haupt- und Kontrolllauf immer in Lösungen mit wenigen
Ensemblemitgliedern liegen. Es ist auch nach Clustern alles offen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Abgesehen von Gewittern mit Starkregen (EFI mit verhaltenen Signalen in der
Nordosthälfte am Freitag), lokal auch heftigem Starkregen (Unwetter) sind in der
Mittelfrist kaum markante Wettereignisse zu finden. Auf und am Freitag ist im
Westen Dauer- oder mehrstündiger Starkregen möglich. Der EFI springt dort jedoch
kaum an. Die Unterschiede zu anderen Modellen sind auch groß, daher ist die
Prognose mit Vorsicht zu genießen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZ, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn