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05-05-2024 14:20


Wetter aktuell

Erste Höhepunkte der Tornadosaison in den USA



April und Mai sind traditionell die beiden Monate, in denen die
meisten Tornados im mittleren Westen der USA auftreten. Das heißt:
Aktuell ist es wieder soweit. In diesem Jahr gab es dabei schon
mehrere größere "Outbreaks".



Manche würden sagen, dass es fast schon wie eine Pilgerreise anmutet:
Jedes Jahr machen sich aus Deutschland - aber auch aus vielen anderen
europäischen Ländern und sogar aus Australien - jede Menge
Stormchaser auf den Weg in die Vereinigten Staaten, um dem Höhepunkt
ihrer Leidenschaft zu frönen. Die Monate April und Mai sind in den
USA Tornadozeit. Vor allem in den Bundesstaaten des mittleren
Westens, hauptsächlich in Texas, Oklahoma und Kansas, aber auch in
den angrenzenden Staaten, treten in dieser Jahreszeit häufig schwere
Gewitter auf, die entsprechend oft mit Tornados einhergehen.

Doch warum genau in dieser Jahreszeit? Eine der speziellen
Charakteristiken in den USA sind die fehlenden Gebirge in
Ost-West-Ausdehnung, sodass polare Luftmassen aus Richtung Kanada
direkt mit tropischen Luftmassen vom Golf von Mexiko interagieren
können. Gerade in dieser Übergangsjahreszeit sind die Gegensätze
dabei noch recht ausgeprägt. Das führt in der Folge oft zur Bildung
dynamischer Druckgebiete in Form von Höhentrögen und Bodentiefs.
Günstigerweise findet das ganze unter Beteiligung des Jetstreams
statt, denn damit wird eine Gewitterzutat bereitgestellt, die
unabdingbar ist für die Bildung von Superzellen und Tornados:
Windscherung. Und davon gibt es dort reichlich. Dabei bezeichnet die
Windscherung die Änderung des Windes mit zunehmender Höhe in Bezug
auf Richtung und Geschwindigkeit. Dabei gilt grob gesagt: Je mehr
Windscherung vorhanden ist, desto besser können sich strukturierte
Gewitter in Form einer Superzelle bilden, die dann im Anschluss für
die Tornadobildung sorgen.

Dabei zeichnet sich mittlerweile ein leichter, aber doch
signifikanter klimatischer Trend ab. Mittlerweile ist immer häufiger
zu beobachten, dass a) die Tornadosaison früher beginnt, oft schon
Ende Februar und März und b) sich die betroffenen Gebiete zunehmend
nach Osten verschieben. Oftmals werden mittlerweile auch die
Bundesstaaten Arkansas, Mississippi, Tennessee, Alabama, Louisiana,
Georgia und Kentucky sowie Ost-Texas von schweren Tornadolagen
getroffen. Diese Region bezeichnet man dabei auch als "Dixie Alley".

In der aktuellen Saison kam es bereits schon mehrfach zu einigen
recht heftigen Ausbrüchen mit zahlreichen Tornados auch abseits der
bisher erwähnten Gebiete:
- 13.-15. März: Tornadoserie mit insgesamt 33 Tornados, davon acht
der Stärke EF2 oder EF3. Insgesamt 4 Todesopfer in den Bundesstaaten
Indiana und Ohio.

- 25.-28. April: Tornadoserie mit insgesamt 135 Tornados, davon 16
der Stärke EF2, 8 der Stärke EF3 und 1 Tornado der Stärke EF4 in
Texas, Oklahoma, Kansas, Nebraska, Iowa und Missouri. Insgesamt 6
Todesopfer. Der Ort Sulphur (Oklahoma) wurde schwer verwüstet.

Darüber hinaus gab es noch weitere, meist kleinere Ausbrüche mit
einer niedrigen zweistelligen Anzahl an Tornados bis Ende April.
Insgesamt zeichnet sich die Saison bisher als eher lebhaft ab. Die
nächsten Lagen stehen auch bereits vor der Tür. Schwerpunkt wird
dabei der Dienstag in den zentralen Great Plains in Oklahoma und
Kansas.


M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.05.2024

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